Neues Hallenbad in Solingen Die Schwimmer sind zurück

Solingen · Solingens Familienbad an der Focher Straße ist nach 18 Monaten wieder geöffnet. Das feierte die Stadt am Samstag mit einem Bürgerfest. Der Andrang war groß. In die Freude mischten sich auch nachdenkliche Töne.

 Ein Höhepunkt des Bürgerfestes: Zur feierlichen Wiedereröffnung des Familienbades Vogelsang zeigten die Synchronschwimmerinnen des TSV Aufderhöhe ihr Können.

Ein Höhepunkt des Bürgerfestes: Zur feierlichen Wiedereröffnung des Familienbades Vogelsang zeigten die Synchronschwimmerinnen des TSV Aufderhöhe ihr Können.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Die Wärme im Innenraum und das Glitzern der Wasseroberfläche weckten in manch einem Gast das Verlangen, Anzug gegen Badehose zu tauschen und sich ins kühle Nass zu stürzen. Doch die zahlreichen Gäste aus Politik und Verwaltung ließen den Sportlern den Vortritt: Zur feierlichen Wiedereröffnung des Familienbades Vogelsang am Samstag sprangen die Synchronschwimmerinnen des TSV Aufderhöhe ins Schwimmerbecken – und demonstrierten dem erstaunten Publikum ihr Können.

Wenige Momente zuvor hatte Paul Gerrits vom niederländischen General-Bauunternehmen Pellikaan und Architekt Jochen Batz von der Firma Krieger den goldenen Schlüssel für das Gebäude symbolisch Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) überreicht. Der sprach von einer „Stunde für die Geschichtsbücher der Stadt“. Schließlich eröffne Solingen nicht allzu oft ein neues Schwimmbad. „Wir haben uns etwas Zeit genommen“, spielte Kurzbach ironisch auf die jahrelangen politischen Diskussionen um das Bad an.

Der erhebliche Sanierungsbedarf hatte die Stadt zum Abriss des über 40 Jahre alten Hallenbades Vogelsang gezwungen: Ende 2015 hatte der Sportausschuss für einen Neubau votiert. Nachdem verschiedene potenzielle Standorte – etwa am Müllheizkraftwerk oder am Weyersberg – letztlich nicht überzeugten, fiel die Entscheidung, das Schwimmbad am selben Standort wieder zu errichten.

So kamen die Besucher Anfang Oktober 2017 zur „Stöpsel-raus-Party“ zusammen, um sich von ihrer Schwimmstätte zu verabschieden. 18 Monate später – nach Grundsteinlegung im Mai und Richtfest im September 2018 – ist das Familienbad nun also wieder offen. Damit blieb die Bauzeit komplett im vorgesehenen Rahmen – ebenso wie die veranschlagten Kosten von neun Millionen Euro, die die Stadt durch eine Sonderkreditermächtigung der Bezirksregierung Düsseldorf aufbringen konnte.

Einen „richtig guten Job und starke Nerven“ bescheinigte der Oberbürgermeister der Geschäftsführerin der Bädergesellschaft, Kirsten Olsen-Buchkremer. Sie freute sich neben dem reibungslosen Ablauf der Arbeiten auch über eine gelungene Übergangsphase: Denn während des Neubaus hatten die Schwimmer im Klingenbad buchstäblich enger zusammenrücken müssen. „Das hat gut funktioniert“, sagte Olsen-Buchkremer. 60.000 Hobby-Schwimmer hätten in der Zwischenzeit das Sportbad am Weyersberg aufgesucht – darunter auch viele neue Gäste, auf deren Kommen man nun auch am Vogelsang hofft.

Den lichtdurchfluteten Neubau nahmen in Anschluss an den offiziellen Festakt auch die Solinger Bürger in Augenschein: Schon vor dem Einlass um 12 Uhr standen sie Schlange im Foyer. „Das ist schön geworden“, sagte Familienvater Michael Clauberg, der bis zur Schließung etwa dreimal im Monat das Bad besucht hatte – und zuletzt ins Hildorado ausgewichen war. Als „sehr gelungen“ bezeichnete er den neuen Kleinkinderbereich, mit einer bunt gekachelten „Wasserspielwiese“ und verschiedenen Springbrunnen.

Bedauern äußerten neben Clauberg allerdings auch mehrere andere Besucher über das Fehlen einer richtigen Caféteria, die es im früheren Hallenbad noch gegeben hatte. Deren Aufgabe übernehmen Snack- und Getränkautomaten im Lounge-Bereich. Auch Arnold Falkowski, ehemaliger Vorsitzender des Vereins Reha- und Behindertensport Solingen, betrachtete das elegant gestaltete Bad mit gemischten Gefühlen: „Das ist natürlich ein wunderbarer Tag für Solingen“, stellte er klar. Familien mit Kindern bekämen eine „schöne Einrichtung“. Ein Wermutstrofen sei aber, dass es weiterhin kein Therapiebecken gebe – gerade im Hinblick auf die demografische Entwicklung. Wie sein Vorgängerbau verfügt das Bad über ein 25-Meter-Schwimmer-Becken, ein Lehrschwimmbecken mit kleiner Rutsche – und den Kleinkinderbereich. Zudem gibt es nun eine Außenterrasse. Noch in Arbeit ist die Liegewiese hinter dem Gebäude, an die sich das Beachvolleyballfeld anschließt. Bis Sommer soll alles fertig sein.

 Um 12 Uhr gingen die Türen auf, die Menschen strömten ins neue Hallenbad.

Um 12 Uhr gingen die Türen auf, die Menschen strömten ins neue Hallenbad.

Foto: Meuter, Peter (pm)
 Eine Attraktion des Festes war die Fotobox, mit der Jung und Alt Spaß hatten.

Eine Attraktion des Festes war die Fotobox, mit der Jung und Alt Spaß hatten.

Foto: Meuter, Peter (pm)
 Tim Kurzbach (v.l.), Jochen Batz, Paul Gerrits, Kirsten Olsen-Buchkremer.

Tim Kurzbach (v.l.), Jochen Batz, Paul Gerrits, Kirsten Olsen-Buchkremer.

Foto: Meuter, Peter (pm)

„Hier ist alles irgendwie größer und offener geworden“, urteilte Besucher Harald Schrumpf, der früher oft zum Schwimmen ins Vogelsang-Bad gegangen war. Nach dessen Schließung habe er sich stärker aufs Radfahren verlegt, berichtete er, betonte aber: „Ich werde wiederkommen.“

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