Unterstützung in Corona-Zeiten Vom Einkauf bis zum offenen Ohr

Solingen · Die Nachbarschaftshilfe von Wohlfahrtsverbänden und Pfarrgemeinden läuft an – und stößt auf breite Unterstützung.

 Sabine Vermeegen koordiniert in der Pfarrgemeinde St. Sebastian die Nachbarschaftshilfe. Innerhalb weniger Tage haben sich rund 80 Helfer gemeldet.

Sabine Vermeegen koordiniert in der Pfarrgemeinde St. Sebastian die Nachbarschaftshilfe. Innerhalb weniger Tage haben sich rund 80 Helfer gemeldet.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

An wie vielen Dingen der funktionierende Alltag hängt, wird einem oftmals erst in der Phase von Einschränkungen bewusst – wenn das gewohnte „mal eben rausgehen“ eben nicht mehr so ohne Weiteres möglich ist. Da gibt es die Frau, die eigentlich eine Krankmeldung abholen müsste, den Tierhalter, der dringend Futter oder Streu für seine treuen Mitbewohner braucht oder die Tochter, die ihren Vater bekocht, selbst aber nicht aus dem Haus kommt.

Für letztere seien Pfadfinder als Boten in die Bresche gesprungen, erzählt Sabina Vermeegen. Die Engagementförderin der katholischen Pfarrgemeinde St. Sebastian kann von vielen Beispielen für Hilfsbedürftigkeit in der Corona-Krise berichten – zum Glück aber auch von vielen Menschen, die ihre Unterstützung anbieten. Sie organisiert die Nachbarschaftshilfe für die Bereiche Ohligs, Merscheid, Aufderhöhe und Wald – und das nicht nur für Angehörige der Gemeinde: „Wir wollen für alle da sein, unabhängig von der Religion“, betont Vermeegen. Um das deutlich zu machen, hinterlegten sie und ihre Mitstreiter zuletzt rund 12.000 Wurfzettel in zahlreichen Haushalten mit Informationen und Kontaktadressen.

556 Straßen umfasst das Einzugsgebiet. Aber selbst wenn sich jemand von außerhalb dieses Bereiches meldet, versucht Vermeegen zu helfen: Ein Tierzubehör-Handel habe kürzlich angerufen und nach einem Boten gefragt. „Ich habe ihm die Nummer der Corona-Hilfe Solingen gegeben, aber auch betont, dass wir uns kümmern würden, falls das nicht klappen sollte.“

Stadtweit ist die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege mit Arbeiterwohlfahrt, Paritätischem, Caritas, Diakonie, Deutschem Rotem Kreuz und Jüdischem Wohlfartsverband die Woche über für Helfer und Hilfesuchende telefonisch erreichbar. Ihr Angebot richtet sich dabei mit Einkaufs-Service an alle, die in Quarantäne auf Unterstützung angewiesen sind oder als Risikogruppe Kontakte meiden.

In der Pfarrgemeinde St. Clemens kümmert sich Diakon Leonard Galli – auch außerhalb von Corona-Zeiten – um die Caritasarbeit, in deren Rahmen Bedürftige, auch über Religionsgrenzen hinweg, unter anderem Lebensmittelgutscheine bekommen. Solche brachten ehrenamtliche Helfer in den letzten Tagen vielfach bei den Adressaten vorbei – und das auch im Gebiet der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer, in der Gemeindemitglieder ihre regelmäßige Suppenküche coronabedingt nicht bereitstellen können.

Zahlreiche Hilfsaktionen haben auch die evangelischen Kirchengemeinden in Solingen organisiert. Sie reichen von der Einkaufshilfe bis zum Not- und Sorgentelefon. Denn schließlich mangelt es in Krisensituationen nicht immer nur an rein Praktischem und Materiellem: So wollen die Gemeinden auch einer drohenden Vereinsamung gerade alleinstehender Menschen entgegenwirken.

Rund 80 Helfer meldeten sich schon in den ersten Tagen nach dem Aufruf zur „Nachbarschaftshilfe“ bei Sabina Vermeegen – darunter ebenfalls Unterstützer, die am Telefon zur Verfügung stehen. Inzwischen geht die Organisation ins Detail: Hilfesuchende hinterlassen ihre Telefonnummern, so dass sich die Unterstützer im jeweiligen Gebiet mit ihnen abstimmen können. Auch wenn die Aktion erst ganz am Anfang steht, betont Vermeegen: „Viele Leute nehmen das sehr dankbar an“.

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