Prozess in Wuppertal Mann soll Bekannte gestalkt und niedergestochen haben

Solingen/Wuppertal ·  Enttäusche Liebe und das Gefühl, dass schlecht über ihn gesprochen werde: Für einen 59-Jährigen Italiener genügte das, um im Dezember 2018 vor einem Café in Wald auf seine Ex-Partnerin einzustechen.

„Sie hat mich ausgenutzt und verarscht“, ließ der Angeklagte über seinen Anwalt erklären. Dass er ein „Scheißkerl“ und ein „schlechter Liebhaber“ sei, habe man noch kurz vor der Tat in dem Bistro über ihn gesagt. Nun hat er sich vor dem Wuppertaler Landgericht wegen versuchten Totschlags zu verantworten.

Bei dem Opfer soll es sich um eine Bekannte des Mannes handeln. Er selbst hatte zuvor gesagt, dass er das über zwei Jahre andauernde Miteinander für eine Partnerschaft gehalten habe. Zudem soll es auch eine sexuelle Beziehung gegeben haben, was das Opfer vehement bestritt. Stattdessen sprach die Frau über ihre Alkoholsucht und darüber, das sie in der Zeit, die sie mit dem Angeklagten verbracht habe, ständig betrunken gewesen sei. Wegen familiärer Streitigkeiten sei sie im Sommer 2018 bei ihrer Schwester ausgezogen, um bei ihm einzuziehen. Einmal sei sie morgens mit blauen Flecken im Gesicht aufgewacht und habe sich daran erinnern können, dass der Angeklagte sie ins Gesicht geschlagen haben soll. Ein anderes Mal soll er sie entkleidet haben, um Nacktaufnahmen von ihr zu machen. Das Handyfoto habe er ihr später herumgeschickt mit dem Kommentar, sie sei „sexy“.

Vier Wochen vor der Tat sei sie bei dem 59-jährigen Mann ausgezogen. „Ich bin einfach gegangen und war weg“, sagt die 60-Jährige über die Rückkehr in die Wohnung der Schwester. Das sei alles problemlos abgelaufen, viel Gepäck hatte sie ohnehin nicht gehabt. Danach soll sie der Angeklagte allerdings gestalkt und zu einer Rückkehr gedrängt haben. Sie sei auf sein Drängen nicht eingegangen und habe sich auch nichts dabei gedacht, als er am Tattag vormittags vor dem Café in der Friedrich-Ebert-Straße gestanden habe. Dort sei er über sie hergefallen – einem Stich in den Oberarm folgte ein zweiter in den Rücken. Nachdem sie zu Boden gefallen sei, habe der Angeklagte weiter auf sie eingestochen.

Dessen Versuch, ihr das Messer in die Brust zu rammen, habe sie abwehren können. Getroffen habe er sie stattdessen am Hals, alles sei voller Blut gewesen. Nachdem sie laut um Hilfe gerufen habe, seien schließlich mehrere Männer aus dem Bistro zu Hilfe geeilt. „Er hätte mich sonst umgebracht“, ist sich die Zeugin sicher. Ihr Bekannter sei dann weggelaufen – kurz darauf hatte sich der Mann in einer Polizeiwache gestellt mit den Worten: „Ich glaube, ich habe gerade eine Frau erstochen“.

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