Langenfeld Als die Pest auf Haus Graven wütete

Langenfeld · Eine Ausstellung in der Wasserburg befasst sich mit dem Schwarzen Tod, der in Europa ganze Landstriche fast entvölkerte.

 Ilse Mundt vom Geschichtskreis des Fördervereins neben der Figur eines mittelalterlichen Pestarztes.

Ilse Mundt vom Geschichtskreis des Fördervereins neben der Figur eines mittelalterlichen Pestarztes.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Sie sind als Redewendungen fester Bestandteil unseres Sprachschatzes: „Du stinkst wie die Pest“ oder „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“. Sie zeugen noch heute vom tiefen Trauma, das die Pest, der Schwarze Tod, im kollektiven Gedächtnis hinterlassen hat. „Die Pest ist bis heute ein Thema und gehört ganz und gar nicht der Vergangenheit an“, betont Museumswissenschaftlerin und Kulturmanagerin Katrin Hieke. Einer der jüngsten Pest-Ausbrüche – auf Madagaskar – datiert auf 2017.

Was bis heute geblieben ist, ist der Schrecken, den diese Seuche hervorruft. 1348 brach sie über Europa herein und löschte ein Drittel der Bevölkerung aus. Dieser Schrecken ist auch in der Sonderausstellung „Der Schwarze Tod auf Haus Graven“ zu spüren, die der Arbeitskreis Geschichte des Fördervereins Wasserburg Haus Graven zusammengetragen und für die Katrin Hieke die Konzeption erstellt hat.

Zu der Ausstellung in den oberen Räumen der Wasserburg führen rote Rattenspuren – direkt hin zu dem lebensgroßen Bild eines Pestarztes in schwarzer Robe und der berühmten Maske. An der Tür zu den Ausstellungsräumen prangt das Pestkreuz. Trotz der sonnendurchfluteten Räume herrscht eine beklemmende Atmosphäre. Anschaulich zeigen die Exponate, wie die Menschen damals mit der Pest umgingen. Es sind Heilkräuter ausgestellt, Heilsteine und auch Aderlass-Bestecke. Eine Rattenpopulation – die ersten Opfer der Pest – gehört ebenfalls dazu, ein extra für die Ausstellung hergestelltes Fußmodell mit Pestbeulen, genauso wie das Mikroskop, unter dem man den Pesterreger sehen kann.

Die kleine Sonderausstellung nimmt regen Bezug auf Haus Graven und die Region. Die Pest löschte 1634 nahezu die gesamte Familie von Velbrück aus und hat auch ihre Spuren in den Kirchen der Region hinterlassen, wo die Menschen Hilfe bei den Heiligen suchten. „In der Dauerausstellung über Haus Graven, die 2011 eröffnet wurde, gibt es eine Station über die Pest“, erzählt Ilse Mundt vom Arbeitskreis Geschichte. „Wir dachten, darüber müssen wir mehr zeigen.“ Also begann der Arbeitskreis damit, Material und Exponate zu sammeln. „Das war eine mühsame Arbeit, weil nicht viele Schriftzeugnisse vorhanden sind“, sagt Mundt. Trotzdem kam so viel Material zusammen, dass sich daraus eine Sonderschau ergab.

Katrin Hieke sorgte dafür, dass der Besucher den roten Faden – den Bezug zur Region – nicht verliert. „Über die Pest kann man unendlich viel sagen“, weiß die Museumswissenschaftlerin. „Wir geben einen Abriss und gehen in die Tiefe, wenn es um die Region geht.“

Wer es eilig hat, findet in den Zitaten des Pestarztes die wichtigsten Infos, wer mehr Zeit hat, kann die Schautafeln komplett lesen. Und für die, die sich eingehender mit dem Thema beschäftigen möchten, gibt es eine Leseecke mit Büchern und Zeitungsartikeln.

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