Solinger Brauchtum Männergesangverein Burg löst sich nach über 170 Jahren auf

Burg · Zuletzt gab es nur noch ein Dutzend aktive Sänger. Um Verluste zu vermeiden, zog der traditionsreiche Chor jetzt die Notbremse.

Die Entscheidung fiel den Mitgliedern ausgesprochen schwer. Doch am Ende blieb nach allgemeiner Einschätzung keine andere Wahl. Bei seiner Jahreshauptversammlung am zurückliegenden Wochenende hat der Männergesangverein Burg an der Wupper 1846 beschlossen, sich selbst aufzulösen. Damit gehört ein bedeutendes Kapitel Solinger Brauchtumsgeschichte unwiederbringlich der Vergangenheit an. Denn der Männer-Chor, in dem zuletzt noch rund ein Dutzend Sänger aktiv gewesen war, hatte seit der Gründung Mitte des 19. Jahrhunderts über mehr als 170 Jahre hinweg ohne Unterbrechung bestanden.

Entsprechend gedrückt war die Atmosphäre unter den verbliebenen Mitgliedern bei der letzten Vereinsversammlung am Samstag. „Das war natürlich ein sehr trauriger Augenblick“, fasste nun noch einmal Geschäftsführer Paul-Helmut Döllz die Stimmungslage bei den Sängern zusammen. Allerdings habe es am Ende keine andere Möglichkeit gegeben, als den Schlussstrich zu ziehen.

Denn immerhin, so Döllz, seien die Mitgliederzahlen schon seit geraumer Zeit rückläufig gewesen. Und auch das Interesse des Publikums habe mehr und mehr nachgelassen. So brachte der Männergesangsverein für sein Weihnachtskonzert im vergangenen Dezember im Rittersaal von Schloss Burg lediglich noch etwas mehr als 120 Karten an den Mann.

„Wichtig wäre es aber gewesen, alle 200 zur Verfügung stehenden Plätze besetzt zu haben“, stellte Geschäftsführer Döllz klar, der überdies berichtete, auch in Burg selbst in der Vergangenheit nicht immer die notwendige Resonanz erfahren zu haben. „Bei Veranstaltungen waren zu wenig Gäste, so dass sich der Aufwand einfach nicht lohnte“, sagte Paul-Helmut Döllz.

Dabei hatte sich der Traditions-Chor lange Zeit erfolgreich gegen den allgemeinen Trend rückläufiger Mitgliederzahlen gestemmt. Beispielsweise waren die Proben unter Chorleiter Ralf Leßenich von Burg in das Gemeindezentrum von St. Josef in Krahenhöhe verlegt worden, um sich auf diese Weise zu öffnen. Indes brachte auch dies nicht die Wende. Der Nachwuchs blieb aus. Einige der Sänger könnten sich jetzt den Merscheidern anschließen. Andere, die aus Wermelskirchen stammen, dürften bei dortigen Chören eine neue musikalische Heimat finden.

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