Andreas und Dennis Marschall aus Solingen Rennbahn Dorperhof als Wohnzimmer

Burg · Andreas Marschall und sein Sohn Dennis trainieren auf der Rennbahn Dorperhof in Solingen für Wettkämpfe – und treten auch in Dernyrennen gemeinsam an. Im Windschatten wird man bis zu 80 Stundenkilometer schnell.

 Radsportverrückt sind Vater Andreas Marschall und Sohn Dennis. Sie träumen davon, gemeinsam auf dem Sieger-Treppchen zu stehen.

Radsportverrückt sind Vater Andreas Marschall und Sohn Dennis. Sie träumen davon, gemeinsam auf dem Sieger-Treppchen zu stehen.

Foto: privat

Bevor er sich selbst auf sein Rad schwingt, lässt Andreas Marschall noch einmal den Blick über die weitläufige Betonbahn schweifen. Auf der ist inzwischen einiges los: Mehrere Fahrergruppen sausen an Zaungästen und Trainingspartnern vorbei und in die steilen Kurven hinein. „Das ist so etwas wie mein Wohnzimmer hier“, sagt Marschall. Wohl wahr: Denn die etwas entlegene, von Laubbäumen eingerahmte Radrennbahn am Dorperhof ist dem heute 53-Jährigen seit seiner Kindheit vertraut. „Vor den Steherrennen gab es hier immer Schülerrennen, bei denen ich damals mitgefahren bin“, erinnert sich der Wermelskirchener.

Ein Schulfreund hatte ihn einst zum Radsport gebracht. Und die Zweiräder ließen ihn nicht mehr los: Er trat erfolgreich für den Radsportverein Adler Lüttringhausen und Komet Delia aus Köln in die Pedale, startete später im Team-ME Mettmann mit guten Platzierungen durch und ist seit inzwischen fünf Jahren beim Radclub Musketier Wuppertal zuhause. Dessen Sportler wiederum trainieren regelmäßig auf der traditionsreichen Radrennbahn in Nähe zur Burger Landstraße.

„Jetzt gehe ich erstmal aufs Rad, und später hole ich vielleicht auch noch das Derny aus der Garage“, verrät Andreas Marschall. Denn auch mit letzterem, einem leichten Motorad, geht er mittlerweile regelmäßig auf die Rennbahn – als „Schrittmacher“: Er fährt auf seiner Maschine vor und erzeugt damit einen Windschatten, in dem sich der hinterherstrampelnde Kollege auf dem Rennrad auf atemberaubende Geschwindigkeiten von bis zu 80 Stundenkilometern hochschraubt.

Gegen eine Gage und mit einer speziellen Lizenz tingelt Marschall in dieser Funktion über die Wettkampfstätten – bis nach Frankreich, Belgien und die Niederlande zieht es ihn dabei – und nimmt auch an Europacuprennen teil. Dafür braucht es einen Lehrgang, intensives Training und das besondere Gefühl für Fahrzeug und Bahn. „In der Regel machen so etwas Rennfahrer“, erklärt Marschall.

Auf dem Leichtmotorrad war er gerade erst in sehr vertrauter Begleitung unterwegs: Gemeinsam mit Sohn Dennis (22) trat er bei der Deutschen Derny-Meisterschaft Elite im badischen Oberhausen-Rheinhausen an – und bewegte sich dabei in illustrer Gesellschaft hochkarätiger Konkurrenten. „Wir haben ein bisschen Lehrgeld gezahlt und sind leider nicht ins Finale gekommen“, gesteht Andreas Marschall.

Grund, Trübsal zu blasen, ist das aber nicht. Denn an der Qualität des Duos besteht kein Zweifel. Auch Dennis errang bereits zahlreiche Podiumsplätze und fuhr im Jugendbereich im NRW-Kader. In der U 17 gewann er das bekannte Kölner Radrennen am Eigelstein. Auch sein Bruder Fabian (18) erwies sich als überaus talentierter Fahrer, bestreitet aber inzwischen keine Wettkämpfe mehr. „Ich habe meine Kinder schon früh immer mitgenommen“, erzählt Andreas Marschall. Und auch den Bezug zur Radrennbahn am Dorperhof hat er gewissermaßen vererbt. Zwar fährt Dennis nicht für die Musketiere, sondern für Adler Lüttringhausen – zum Training kommt er dennoch auf die Anlage nach Solingen. Dort hat sein Vater an diesem schwülen Sommerabend sein Pensum inzwischen geschafft: „55 Kilometer bin ich gefahren“, erzählt Marschall, der in diesem Jahr insgesamt bereits 8500 Kilometer in den Beinen hat. Auf ein besonders Ziel arbeitet er fleißig hin, wie er verkündet: „Ich möchte mit Dennis gemeinsam aufs Treppchen fahren.“

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