Elekromobilitätstag der Stadtwerke Solingen Vom Lastenfahrrad zur Kehrmaschine

Solingen · 26 Aussteller zeigten am Samstag auf den Parkplätzen der Stadtwerke an der Beethovenstraße, wie viele Facetten die E-Mobilität hat.

 Am Steuer eines batteriebetriebenen Obusses: Eli war einer der jüngsten Gäste beim Elektromobilitätstag bei den Stadtwerken  und war vom BOB-Lenkrad kaum mehr weg zu kriegen. Er träumt aktuell davon, einmal Busfahrer zu werden.

Am Steuer eines batteriebetriebenen Obusses: Eli war einer der jüngsten Gäste beim Elektromobilitätstag bei den Stadtwerken  und war vom BOB-Lenkrad kaum mehr weg zu kriegen. Er träumt aktuell davon, einmal Busfahrer zu werden.

Foto: Peter Meuter

Extrabreite Räder, knallbunte Schutzbleche: Ob der „Elektro Chopper“, den Mahir Aggül seit zwei Monaten in seinen Räumen am Werwolf anbietet, es in den Fuhrpark der Stadt schafft, ist ungewiss. Immerhin fuhr Oberbürgermeister Tim Kurzbach beim ersten Elektromobilitätstag der Stadtwerke eine kleine Proberunde. Für den chinesischen Roller mit Versicherungskennzeichen reicht ein Autoführerschein. „Ich habe schon einige verkauft“, sagte Aggül, „beispielsweise an Besitzer von Wohnmobilen.“ Der „Elektro Chopper“ kann aber auch stundenweise oder für eine Wochenend-Pauschale gemietet werden.

Gegenüber stand eine elektrisch angetriebene Kehrmaschine, deren etwas größerer Bruder künftig für die Technischen Betriebe saubermacht. Rund 340.000 Euro netto kostet das Spezialfahrzeug der Bucher Municipal AG, das vier Kubikmeter Straßenkehricht fasst. Eine herkömmliche Maschine wäre preiswerter. „Die Fördermittel des Bundes gleichen die Preisdifferenz aber aus“, erläuterte Heidi Baltes (TBS), die den gesamten Fuhrpark der Stadt managt. „Die Nachfrage ist immens“, freute sich Bucher-Gebietsverkaufsleiter Andreas Spiegelhauer, der gar nicht so schnell liefern kann, wie die Bestellungen kommen.

 Eine ausschließlich elektrisch betriebene Strassenkehrmaschine. Die Stadtwerke Solingen haben ein ähnliches Modell für 2021 angeschafft.

Eine ausschließlich elektrisch betriebene Strassenkehrmaschine. Die Stadtwerke Solingen haben ein ähnliches Modell für 2021 angeschafft.

Foto: Peter Meuter

33 Fahrzeuge der Stadt haben bereits einen Elektro-, zwei einen Hybridantrieb. „Noch zwei, drei Jahre, dann ist der Fuhrpark umgestellt“, bestätigte Stadtdirektor Hartmut Hoferichter. „Bei den großen Nutzfahrzeugen scheint es aber eher in Richtung Wasserstoff zu gehen.“ Bei den Stadtwerken hat bereits rund ein Fünftel der etwa 100 Fahrzeuge einen Elektromotor. Schon 2019, erklärte Geschäftsführer Andreas Schwarberg, habe man zusammen mit den Solinger Autohäusern eine Initiative zur E-Mobilität gestartet. „Anfang des Jahres, als die Förderung nachgeschärft wurde und für elektrisch betriebene Dienstwagen die Steuer halbiert wurde, hat es einen Schub gegeben. Ich denke, das wird anhalten.“

Am Stand „ElektroMobilität NRW“ war die Nachfrage jedenfalls kräftig. „Wir waren sehr überrascht von den hohen Besucherzahlen“, erzählte Alexander Waldhelm. „Erst recht, weil die Besucher sich ja online anmelden mussten. Es gab viele konkrete Fragen nach Fördermöglichkeiten.“ Speziell in den ersten drei Stunden sei der Andrang groß gewesen. Bis 14 Uhr waren bereits rund 300 Interessierte auf das Stadtwerke-Gelände gekommen. Maximal 800 hätten, weil „Zeitfenster“ vergeben wurden, an der Veranstaltung teilnehmen können.

Außer dem Gros der Aussteller, den Solinger Autohäusern, präsentierten sich neben anderen auch die Anbieter von Ladestationen, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club und der 2017 gegründete Verein Klingenstromer. „Es gab viele interessante Gespräche“, zogen Diana und Stefan Böhmer ein Fazit. Die Eheleute fahren selbst einen Tesla Model 3 und einen Smart ED. „Leider ist unser Stammtisch wegen Corona schon länger ausgefallen. Bei dem Blog der Stadtwerke sind wir aber immer gerne Interviewpartner.“

Dass die Zahl der E-Auto-Besitzer steigt, merkt Ingo Stahlhaus an der Zahl der installierten Ladestationen. Rund 50 hat Eichner & Stahlhaus, der Montagepartner der Stadtwerke, bisher angeschlossen. In Solingen gibt es zudem noch weitere zertifizierte Elektrobetriebe. Am Stand von Moll & Steinig sahen die Besucher noch andere Fabrikate.

Bei Elektrofahrrädern war das Angebot eher dünn. Die Branche braucht in Coronazeiten keine Werbung mehr; der Markt für viele Fabrikate ist leergefegt. Willi Henkel, freier Händler an der Stadtgrenze zu Hilden, hatte das Feld für sich. „Wir können 90 bis 95 Prozent unserer Kunden bedienen und haben auch noch einen Vorrat an Rädern. Es gibt allerdings auch monatelange Lieferzeiten, und auf einen Reifen kann man schon einmal zwei Wochen warten.“

„Wir wollen die erste kohlendioxydfreie Großstadt Deutschlands werden“, betonte OB Tim Kurzbach und hatte dabei einen Batterie-Obus der Stadtwerke im Blickfeld. Umso besser, wenn der Strom dann noch aus eigener, umweltfreundlicher Produktion kommt: Ingeborg Friege vom Vorstand der Genossenschaft BürgerEnergie Solingen sah sich am Samstag zufrieden an der Beethovenstraße um. Heute weiht sie am Friedrich-List-Berufskolleg an der Burgstraße eine Anlage mit einer Spitzenleistung von 83,7 Kilowatt ein.

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