Kriegsreste in Rommerskirchen Kampfmittelräumdienst entschärft zwei Panzergranaten am Steinbrink

Eckum · Die Sprengkörper waren in der Nähe der neu angelegten Brücke bei dem Wohngebiet entdeckt worden. Bewohner mussten vorübergehend in ihren Häusern bleiben.

 Eine der beiden am Steinbrink entdeckten Granaten.

Eine der beiden am Steinbrink entdeckten Granaten.

Foto: Gemeinde

Am 1. März 1945 hatte Rommerskirchen seinen schwersten Bombenangriff während des Zweiten Weltkriegs erlebt. Die Kampfflugzeuge der US-amerikanischen Air Force zerstörten unter anderem etwa 50 Häuser und das Schiff der katholischen Kirche St. Peter; rund 140 Zivilisten starben. Auch zu anderen Zeiten, etwa wenige Tage zuvor und ebenso Ende Mai 1942, als britische Bomber angegriffen hatten, waren Bomben am Gillbach gefallen. Und immer noch stecken gefährliche Überbleibsel dieser Schreckenszeit im Rommerskirchener Boden. Das zeigte sich am Mittwoch erneut: Der Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Düsseldorf musste am Vormittag am Steinbrink zwei Panzergranaten sprengen. Wie die Gemeinde mitteilte, waren die Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg unweit der neu angelegten Brücke am Steinbrink gefunden worden.

Die Feuerwehr sperrte daraufhin die benachbarten Straßen und Wirtschaftswege – auch den vom Steinbrink nach Butzheim führenden – und bat die Bewohner im erweiterten Umfeld, ihre Häuser nicht zu verlassen. Gegen 10.50 Uhr erfolgte die kontrollierte Sprengung durch zwei Mitarbeiter des Kampfmittelräumdiensts planmäßig und vergleichsweise „geräuscharm“, wie Daniel Krey vom Rommerskirchener Ordnungsamt berichtet, der mit der Feuerwehr vor Ort war.

Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg werden in Rommerskirchen auch mehr als 76 Jahre nach dessen Ende noch gefunden. Unter dem Oberbegriff „Kampfmittel“ werden neben Granaten und Bomben auch Patronen und Munition aller Art zusammengefasst. Experten gehen davon aus, dass noch während des gesamten 21. Jahrhunderts mit solchen Bombenfunden zu rechnen sein wird. Allein in NRW entschärften die Sprengmeister des Landes 2019 insgesamt 2160 Bomben. Gerade Blindgänger sind potenziell weiterhin gefährlich. Nachdem sie inzwischen Rost angesetzt haben, ist ihr Zündmechanismus im Lauf der Jahrzehnte noch sensibler geworden.

Dass die Panzergranaten in Gleisnähe gefunden wurden, ist nicht verwunderlich: Der Bahnhof und sein Umfeld waren im Zweiten Weltkrieg mehrfach Ziel alliierter Luftangriffe. Einmal hatten Jagdbomber einen Munitionszug in die Luft gejagt. Dessen Ladung verstreute sich über mehrere hundert Meter und überdauerte die folgenden Jahrzehnte zumeist im Boden. Besonders häufig waren die Funde in den 1970-er Jahren. Nahezu regelmäßigen Bombenfunden folgte damals zu Präventionszwecken eine ausgedehnte Suche des Kampfmittelräumdiensts, die das Problem aber nicht vollends beseitigen konnte. So werden bis in die Gegenwart hinein Funde gemacht.

Verletzt oder getötet wurde bislang zum Glück niemand. „Kampfmittel bleiben auf unabsehbare Zeit eine latente Gefahr, mit der nicht zu spaßen ist“, warnt Bürgermeister Martin Mertens jedoch. Wer Kampfmittel findet, ist verpflichtet, diese sofort bei Polizei oder Ordnungsamt zu melden – sonst droht ein Bußgeld in Höhe von bis zu 1000 Euro.

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