Rommerskirchen Besuch aus Karstädt

Rommerskirchen · Bei seinem ersten Besuch am Gillbach zeichnete Karstädts Bürgermeister Udo Staeck ein aufschlussreiches Bild von Rommerskirchens Partnergemeinde. Zu schaffen macht Karstädt vor allem die Abwanderung junger Menschen.

Udo Staeck hat Wort gehalten: Anlässlich der Feier zum 20-jährigen Bestehen der Partnerschaft mit Rommerskirchen hatte der Karstädter Bürgermeister seinem Amtskollegen Albert Glöckner Anfang Oktober versprochen, noch in diesem Jahr an den Gillbach zu reisen.

Bei seinem ersten Besuch in Rommerskirchen machte der CDU-Politiker aus Brandenburg deutlich, dass er die etwas abgeflauten Kontakte auf politischer Ebene nicht dramatisch sieht: "Es gibt ja nach wie vor viele Begegnungen im privaten Bereich."

Seine Gemeinde sieht er nach wie vor "in der Gründerphase", wobei Udo Staeck damit rechnet, dass es noch bis zu 20 Jahre dauern könnte, bis sich die Lebensverhältnisse in Brandenburg denen im Westen angeglichen haben. Seit 2003 ist der 57-Jährige Bürgermeister, erst im September haben ihn die Karstädter erneut gewählt.

Das größte Problem, mit dem sich Karstädt konfrontiert sieht, ist die Abwanderung vor allem junger Leute: Hamburg ist gerade mal 120 Kilometer entfernt und dort wird schon in der Ausbildung besser bezahlt als in den neuen Bundesländern.

In Zahlen: Von damals 8600 Einwohnern ist Karstädt binnen gut eines Jahrzehnts auf nur noch 6500 geschrumpft. Bei nur halb so viel Einwohnern ist Karstädt flächenmäßig vier Mal so groß wie Rommerskirchen, wobei die Gemeinde aus 35 Ortschaften besteht.

Weit voraus ist Karstädt bei der Nutzung regenerativer Energien: "Wir setzen auf Windkraft", erzählt Udo Staeck. Dies übrigens keineswegs erst seit dem geplanten Atomausstieg: 100 Windräder drehen sich in der Gemeinde, wobei es dort — anders als im Westen — kaum Bürgerproteste gibt. Was natürlich auch damit zu tun hat, dass sich die Anlagen auf eine größere Fläche verteilen können.

"Gerade für die Landwirte ist es besonders lukrativ", erläutert Udo Staeck mit Blick auf die gezahlten Pachten. "Davon können die Leute ihre Kinder studieren lassen, kaufen sich ein Auto oder reisen — gespart wird kaum", berichtet Staeck. In Rommerskirchen dürfte es noch längere Zeit undenkbar sein: "Wir erzeugen mehr regenerativen Strom als wir verbrauchen", so Udo Staeck.

Was den Straßenbau angeht, dürfte sich Albert Glöckner angesichts des Stillstands bei den Umgehungsstraßen B 59 und 477n "Karstädter Verhältnisse" wünschen: Dort hat die Landesregierung einen Teilabschnitt für die A 14 genehmigt und erst kürzlich den Zuwendungsbescheid für ein an der Autobahn geplantes Gewerbegebiet erteilt.

(NGZ)
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