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Rheinberger Stadthistorie Warum das Türmchen Vallan heißt

Rheinberg · Werner Kehrmann, Geschichtskenner, Stadtführer und Vorstandsmitglied des Rheinberger Heimatvereins, hat sich mit der Geschichte und dem Namen des Türmchens im Rheinberger Stadtpark befasst.

 Die Wege zum Spanischen Vallan im Rheinberger Stadtpark und die Treppe sind neu angelegt worden.

Die Wege zum Spanischen Vallan im Rheinberger Stadtpark und die Treppe sind neu angelegt worden.

Foto: Armin Fischer (arfi )/Armin Fischer ( arfi )

Der Dornröschenschlaf des im Stadtpark stehenden kleinen Turmes, im Volksmund Vallan genannt, geht zu Ende. Renan Cengiz und Manuela Bechert wollen den Vallan zu einem kleinen kulturellen Zentrum machen (wir berichteten). „Der Spanische Vallan ist einfach zu schade, um vor sich hin zu gammeln. Das schön renovierte Gebäude eignet sich hervorragend für Arbeiten in ruhiger Umgebung“, sagt Stadthistoriker Werner Kehrmann. Er hat die geschichtlichen Daten und die Geschichte des sechseckigen Gebäudes zusammengetragen. „Neun Meter hoch, ein regelmäßiges Sechseck mit drei Metern Seitenlänge, die Mauern haben eine beeindruckende Stärke von 50 Zentimetern – ein beeindruckendes Gebäude“, so das Vorstandsmitglied des Heimatvereins.

Für die Entstehungsgeschichte müsse man eine kleine Zeitreise zurück in das Jahr 1634 vornehmen. Der Name sei eine künstliche Wortbildung, aber wie genau kommt der Turm zu seinem Namen und auf welchem Hügel steht das Turmgebäude eigentlich? Aus festungstechnischen Gründen, so der Rheinberger, sei bei der Anlegung des dort etwa 40 bis 50 Meter breiten Hauptgrabens eine „Insel“ in der Wasserfläche stehen gelassen worden. Aus diesem Erdaushub sei der Hügel erbaut worden. Die richtige Bezeichnung wäre „Halber Mond“. Die Fläche dieses fast 10.000 Quadratmeter großen, fast dreieckigen Bereiches sei als Verteidigungsanlage ausgebaut gewesen. Es war die Zeit des 80-jährigen Krieges (1568 bis 1648).

Kehrmann: „Der Name Spanischer Vallan war noch vollkommen unbekannt. Geschichtlicher Hintergrund war ein Ereignis der Rheinberger Kriegsgeschichte. Es war einer der vielen Angriffe auf die Stadt.“ Dazu ein kleiner Ausschnitt des großen Angriff-Berichtes auf die Stadt: Am 1. Juli 1634, nachts um 1 Uhr, begann der Angriff. Gekämpft wurde zwischen dem Thekla-Heim und dem Gelder Tor. Die Angreifer waren Wallonen und Flamen, die unter der Flagge Spaniens kämpften. Ihr Angriffsruf lautete: „Val aen, Val aen, Sancta Maria, de Stadt is onser, de Stadt is onser.“ Der Angriff wurde abgewehrt.

Nach dem Ende der Festung Rheinberg 1705 begann die amtliche Vermessung der ehemaligen Festungsflächen, sie sollten verpachtet werden. Das ist gleichzeitig das Datum der ersten Erwähnung des Halben Mondes. Die Rheinberger Vermesser bezeichneten den Kampfraum um diesen Hügel als Ort des Hispanischen Anfalls oder des spanischen Fallan, auch Vahlan genannt. In Verbindung mit dem Angriffsruf „Val aen“ und der Vermessungsgeschichte wurde daraus im Laufe der Zeit Spanischer Vallan.

Gebaut wurde der Turm um 1716, vermutlich durch den Stadtkommandanten Baron von Kleist. Das Turmgebäude wurde zum Beispiel genutzt als Geräteschuppen für den Gartenbau. Der Name „Spanischer Vallan“ als Fläche lässt sich erstmals 1705 nachweisen, gemeint war hier der Halbe Mond. Die erste Erwähnung des Bauwerks als „Spanischer Vallan“ taucht dann 1764 auf. Kehrmann: „Der Name Spanischer Vallan bezieht sich heute eindeutig auf das Turm-Gebäude und nicht auf die Fläche des ehemaligen Halben Mondes, so wie es richtig wäre. Denn der Turm ist nie offiziell mit einem Namen belegt worden.“ Das Gebäude sei kein Wachturm gewesen und habe zu keiner Zeit zu den Verteidigungsanlagen der Festung Rheinberg gehört.

Im Jahrbuch des Kreises Wesel 2005 hat Werner Kehrmann zu dem Angriffsbericht von 1634 eine größere Abhandlung veröffentlicht.

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