Sportgeschichten (111) Weltenbummler mit Kanu im Gepäck

Neuss · Solange ein Wildwasserpark am Straberger See Zukunftsmusik ist, müssen die einheimischen Kanuten auf Reisen gehen, wenn sie gute Trainingsbedingungen haben wollen. Neuestes Ziel sind die Vereinigten Arabischen Emirate.

 Kanuten kommen 'rum: Marten Konrad beim Training im walisischen Bala (oben) und mit Schwester Liv in Cardiff, wo beide auch zur Schule gingen (unten r.). Anna Faber (unten Mitte) testete den neuen Wildwasserpark in der arabischen Wüste bei Al Ain (unten l.). Fotos: Bayer

Kanuten kommen 'rum: Marten Konrad beim Training im walisischen Bala (oben) und mit Schwester Liv in Cardiff, wo beide auch zur Schule gingen (unten r.). Anna Faber (unten Mitte) testete den neuen Wildwasserpark in der arabischen Wüste bei Al Ain (unten l.). Fotos: Bayer

Foto: WSC

Dormagen Nicht nur die Kanuten des Wassersportclubs (WSC) Bayer Dormagen träumen von einem Wildwasserpark direkt vor der Haustür. Eine Machbarkeitsstudie für das Areal am Straberger See ist in Auftrag gegeben. Sollte das Vorhaben überhaupt realisierbar sein, wird es bis zur Umsetzung und Fertigstellung Jahre dauern.

Bis dahin müssen sich die Slalomartisten in Geduld üben - und mit dem Kanu im Gepäck auf Weltreise gehen. Denn anderswo sind die Trainingsbedingungen besser als in Deutschland, wo zur Zeit nur der Augsburger Eiskanal, gebaut für die Olympischen Spiele 1972 in München, und der Wildwasserpark im sächsischen Markkleeberg ganzjährig genutzt werden können - wenn überhaupt angesichts der spätwinterlichen Temperaturen.

Sportgeschichten (111): Weltenbummler mit Kanu im Gepäck
Foto: WSC Bayer Dormagen

Deshalb zieht es die Kanuten dahin, wo es wärmer ist. Neuestes Ziel sind die Vereinigten Arabischen Emirate, wo mitten in der Wüste nahe Al Ain der Wadi-Adventure-Park erreichtet wurde, Wildwasserkanal inbegriffen. "Ein optimales Trainingsterrain, nur halb so weit entfernt und deshalb kostengünstiger als das ansonsten gerne besuchte Australien", weiß Elsbeth Faber, die sich beim WSC um Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Ihre Tochter Anna, Hauptgefreite in der Bundeswehr-Sportkompanie in Augsburg, hat den Eiskanal in der Wüste mit dem NRW-Kader Anfang des Jahres getestet und für gut befunden: "Ein Training wie im Paradies. Der Kanal hat viel zu bieten und die Temperaturen sind perfekt. Eine bessere Vorbereitung gibt es nicht", schwärmt die 21-Jährige. Anschließend ging es mit dem Bundeskader nach Südfrankreich ins Pau-Pyrénées Whitewater-Stadium, dem Trainingsquartier der französischen Nationalmannschaft. Auf der WM-Strecke von 2017 fuhr Faber im ersten Rennen der Saison auf Platz drei. Danach reiste sie erneut nach Al Ain, wo bei den "Wadi Adventure Open" ein fünfter Platz heraussprang. Am Wochenende geht es für sie im slowenischen Solkan um erste Punkte für die Weltrangliste.

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Foto: WSC Bayer Dormagen
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Foto: WSC Bayer Dormagen

So weit sind Liv und Marten Konrad noch nicht. Die 15-Jährige, im Vorjahr Deutsche Mannschaftsmeisterin der Junioren, und ihr drei Jahre jüngerer Bruder Marten, 2017 DM-Zweiter bei den B-Schülern, verbrachten vier Monate in Wales, gingen in Cardiff zur Schule und trainierten mit den dort heimischen Kanuten auf der Weltcupstrecke im International White Water Centre. Auch ein Wettkampf auf der Olympiastrecke von 2012 in London stand auf dem Programm. "Ich bin ein ganzes Stück weiter gekommen, schulisch und sportlich", sagt Liv Konrad. Für die Zonserin steht deshalb fest: "Ich werde ganz bestimmt noch mal ins Ausland gehen" - mit dem Kanu im Reisegepäck.

(NGZ)
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