Versorgungsfall der Politik? Reiner Lange fordert Heckelmanns Rücktritt

Erich Heckelmann soll seinen Rücktritt als Umsiedlungsbeauftrager anbieten. Das fordert sein Jüchener Parteikollege Reiner Lange (SPD). Das Ratsmitglied bezeichnete Heckelmann in einem Brief an Ministerpräsident Wolfgang Clement als "ungeeignet, ja sogar untragbar".

Er soll sein Amt niederlegen, um einem "wirklich unabhängigen Kandidaten" aus dem Raum Erkelenz Platz zu machen. Sechs Jahre lang hätten die Umsiedler auf den Ombudsmann gewartet - in dieser Zeit seien die Menschen in den drei Dörfern mit ihren Problemen, Sorgen und Nöten alleine gelassen worden. Mit Erich Heckelmann habe die Landesregierung nun den falschen Mann zur falschen Zeit am falschen Ort eingesetzt, beklagt Reiner Lange. Schließlich genieße der ehemalige Bürgermeister von Grevenbroich bei den meisten Umsiedlern kein Vertrauen. Dafür habe vor sein "Einmarsch an der Spitze einer IGBE-Demonstration zu persönlichen Wahlkampfzwecken im Sommer 1995" in Otzenrath gesorgt.

"Symbolträchtig ausgestattet mit einem Megaphon warb er um Wählerstimmen bei den Rheinbraun-Mitarbeitern und forderte Otzenrather und Spenrather auf, ihren Widerstand gegen Garzweiler II und der drohenden Umsiedlung für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Rheinbraun aufzugeben. Als die Demonstration zu eskalieren drohte und mit Handgreiflichkeiten zwischen Einwohnern und Rheinbraun-Mitarbeitern gerechnet werden musste, wirkte Erich Heckelmann nicht beschwichtigend als ,unparteiischer Politiker' auf die Demonstranten ein, sondern heißte die Situation sogar noch auf, indem er lautstark Einwohner und eigene Parteigenossen beschimpfte, die für sein Verhalten kein Verständnis aufbrachten. Letzteren drohte er sogar mit einem Eintrag in einer parteiintern geführten Akte", schreibt Lange an Clement.

Diese Situation habe einige Wochen lang für Unruhe in den Dörfern gesorgt. Noch 1990, im Landtagswahlkampf, habe sich Erich Heckelmann mit Otzenrathern vor dem Portal der Kirche fotografieren lassen und anschließend versprochen, dass niemand umgesiedelt werde. Damit habe der Grevenbroicher sein Vertrauen in Otzenrath, Spenrath und Holz verspielt. Dazu hätten auch seine spätere Bekenntnisse wie "Die Stadt lebt von und mit der Industrie" sowie "Für Grevenbroich ist Garzweiler II unverzichtbar" beigetragen. Für Reiner Lange steht fest: Der Umsiedlungsbeauftragte kommt zu spät: "Inzwischen haben 60 Prozent der Betroffenen Wege gesucht, alleine mit Rheinbraun klar zu kommen. Weitere 20 Prozent stehen in konkreten Verhandlungen."

Mit Blick auf den Abschluss der Umsiedlung im Jahr 2006 sei es ohnehin "eine Farce, dass Erich Heckelmann in den nächsten zwei Jahren sein Büro im Jüchener Rathaus beziehen soll, um dort, in seine Aufgabe hineinzuwachsen". Die Wahl Heckelmanns, so Lange an Clement, sei offensichtlich nicht aufgrund seiner sachlichen und persönlichen Qualifikation erfolgt - möglicherweise handele es sich hier um einen Versorgungsfall der Politik. Zwischenzeitlich haben auch die Bürgerbeiräte von Otzenrath, Spenrath und Holz den Ombudsmann Heckelmann abgelehnt. wilp

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