Korschenbroich Korschenbroicher übersteht Zyklon

Korschenbroich · Ubaldo Bilagher geriet während einer Australienreise mitten in das Gebiet des tropischen Wirbelsturms "Yasi". Mit Taschenlampe und Zundhölzern ausgerüstet wartete der 68-Jährige im Hotel auf eine Evakuierung. Durch einen glücklichen Zufall war er nicht ins Zentrum des Zyklons gereist.

Die Reise wurde vom Veranstalter als "Australien zum Kennenlernen" ausgewiesen. Ubaldo Bilagher konnte nicht ahnen, wie anders als erhofft er Australien kennenlernen würde: überspülte Strände und entwurzelte Bäume, umgeknickte Strommasten und völlig zerstörte Häuser. Der Korschenbroicher geriet in den Zyklon "Yasi". Der Wirbelsturm jagte mit bis zu 300 Kilometer pro Stunde über das Land. Nur durch einen glücklichen Zufall blieb Bilagher verschont.

Der 68-Jährige hatte sich mit der Australien-Reise einen Traum erfüllen wollen. "Wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es nie", hatte er sich gedacht. Die Reise begann wie erwünscht. Nach 25 Stunden erreichte Bilagher mit dem Flugzeug Melbourne und dann Sydney. "Eine wunderschöne Stadt mit einem wuseligen Zentrum", erinnert er sich. Die nächsten Tage stand Sightseeing auf dem Plan: Sydney-City, Darling Harbour und Blue Mountains in New South Wales. Am Abend hörte Bilagher in den Nachrichten von zwei Zyklonen, die sich der australischen Küste näherten. "Da der Nachrichtensprecher schnell darüber hinwegging, habe ich mir nichts dabei gedacht", sagt Bilagher.

Zwei Tage später spitzte sich die Situation zu. Der Reiseleiter teilte mit, dass alle Ausflüge, auch der geplante Flug zum Great Barrier Riff, wegen eines Zyklons der Stärke 4 gestrichen wurden. Bilagher sorgte sich, weil sein Hotel in Cairns nur 800 Meter vom Strand entfernt war und der Zyklon genau auf diese Stadt zuzurasen schien. Bilagher erkundigte sich, ob es möglich sei, ins 90 Kilometer entfernte Innisfail zu fahren. Dort hoffte er, sicherer zu sein. Den Plan verwarf er, weil die Fahrt zu teuer war – glücklicherweise, wie sich später herausstellte.

Am Morgen war der Zyklon auf Stärke 5 angeschwollen. Sein Zentrum schien auf Cairns zu zielen. "Wir waren sehr besorgt", so Bilagher. Das Team des Hotels verteilte Zündhölzer und Taschenlampen. Bis zu vier Gäste wurden auf die Zwei-Bett-Zimmer verteilt, es wurde geraten, angekleidet zu schlafen – falls evakuiert werden musste. Zum Abend wurde eine Springflut von neun Metern erwartet.

Doch die Prognosen waren glücklicherweise falsch: Die Nacht verlief ruhig. "Es war zwar sehr stürmisch, aber nicht bedrohlich", sagt Bilagher. Gegen vier Uhr morgens erfuhrt er, dass Cairns gänzlich verschont blieb. Das "Auge" des Zyklons hatte Innisfail getroffen – die Stadt, in die Bilagher ausweichen wollte. "Wie gut, dass meine Fahnen-Flucht nicht geklappt hat", sagt er erleichtert. Der Korschenbroicher kam unverletzt nach Hause. "Wir hatten zwar Abenteuer gebucht, aber so viel nun auch wieder nicht", sagt er und lacht.

(NGZ)
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