Kultur in Neuss Tanztruppe begeistert in Stadthalle

Neuss · Dynamisch, innovativ und voller Bewegungsfreude – die Company „Northwest Dance Project“ aus Portland überzeugte mit ihren Choreografien.

 Das Northwest Dance Project begeisterte das Publikum in einer nicht ausverkauften Stadthalle.

Das Northwest Dance Project begeisterte das Publikum in einer nicht ausverkauften Stadthalle.

Foto: Blaine Truitt Covert

Was verbirgt sich alles hinter der Liebe? Was kann sie schaffen, auslösen, hervorbringen, aber auch zerstören oder vernichten? Die Vielfalt der Gefühle in 43 Minuten auf die Bühne zu bringen – das gelang den Tänzerinnen und Tänzer der Truppe Northwest Dance (NW) Project aus Portland in beeindruckender Weise. Erst im Oktober uraufgeführt konnte sich jetzt das Neusser Publikum der Tanzwochen Neuss an dem Werk „Down the Garden Path“ erfreuen.

In Szene gesetzt hatten die allesamt klassisch ausgebildeten Mitglieder der Company Sarah Slipper, die das NW Project 2004 auch gegründet hatte. Es ist eine durchaus bekannte Geschichte, die dort getanzt wird: Frau lebt mit Mann, Tochter und Nichte auf dem Land, ist unglücklich in ihrer Ehe, weiterer Mann kommt hinzu, und der fasziniert unglückliche Ehefrau und Nichte gleichermaßen. Das klingt nach Eifersucht, Leidenschaft, Hingabe, Verzweiflung, Wut und Ablehnung. Kurz und knapp, ein Drama eben. Und das auf der Bühne der Neusser Stadthalle erzählen, pardon tanzen, die Protagonisten in ihren Bewegungen mal fließend und leicht, dann wieder abrupt unterbrochen, mit einer scheinbaren Leichtigkeit, dass der Zuschauer sofort im Bilde ist, mitleidet und mitfühlt. Das Bühnenbild mit „nur“ einigen weißen Vorhängen, die das Landleben darstellen sollen, ist karg, lässt aber bei dem ausgefeilten Lichtspiel nichts vermissen.

„Ensemble for Somnambulists“ nennt Luca Veggetti seine Choreographie, die sehr düster daherkommt. Musik, Bewegungen, aber auch Worte erschaffen eine Welt, die zwischen Wachen und Schlafen existiert. Könnte es die wirklich geben? Die Antwort bleibt dem Publikum überlassen. Aus einer gewissen Melancholie wird der Zuschauer beim dritten Stück geholt. Dessen Titel „Linger“ ist gleichzeitig ein Song der irischen Band „The Cranberries“, und denen hat Ihsan Rustem auch seine Choreographie gewidmet. 2021 hatte das Stück Premiere und Rustem gab an, schon zwei Jahre an einer Cranberries-Choreographie gerabeitet zu haben. Zu gleich fünf Songs der Iren bewegen sich die Tänzer, die Musik erfüllt den Raum, macht einfach gute Laune, und die ausgelassene Bewegungsfreude der Company ist ansteckend. Die Tänzer haben die Bühne zu ihrer großen Spielwiese gemacht, ein furioses Finale mit lang anhaltendem Applaus für eine außergewöhnliche Crew.

Info Weiter geht es bei den Neusser Tanzwochen am Donnerstag, 19. Januar, 20 Uhr, in der Stadthalle Neuss an der Selikumer Straße mit der niederländischen Tanzcompany „Scapino Ballet“. Tickets gibt es über die Hotline 02131 52699999 oder unter tanzwochen.de.

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