Trotz Zunahme der inklusiven Beschulung Rhein-Kreis will Förderschulen erhalten

Rhein-Kreis · Trotz voraussichtlichem Schülerrückgang in den kommenden Jahren, vor allem bei den Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen, soll diese Schulform erhalten bleiben, damit Eltern weiter eine Wahl haben.

 Die Förderschule „Schule am Chorbusch" in Dormagen-Hackenbroich ist eine von drei mit dem Schwerpunkt Lernen.

Die Förderschule „Schule am Chorbusch" in Dormagen-Hackenbroich ist eine von drei mit dem Schwerpunkt Lernen.

Foto: Gabriele Fritz

Zwei Möglichkeiten müssen schon da sein, damit die Chance besteht, wählen zu können. Und eine Wahl haben Eltern, deren Kinder einen sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf haben. Sie können entweder eine allgemeine oder eine Förderschule besuchen. Acht Förderschulen gibt es im Kreis mit unterschiedlichen Schwerpunkten. „Die Förderschulen sind ein genauso wichtiges Angebot wie jede andere Schule“, sagt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, der es wichtig findet, dass nun mit der Neusser Herbert-Karrenberg-Schule alle acht Förderschulen in der Trägerschaft des Kreises sind. Für deren Erhalt hat er gekämpft, denn nach dem 9. Schulrechtsänderungsgesetz (März 2013) sah es so aus, als würde diese Schulform zu einem Auslaufmodell, da die inklusive Bildung an allgemeinen Schulen in NRW als Regelfall verankert wurde.

Der Rechtsanspruch auf inklusive Beschulung gilt ab dem Schuljahr 2014/15. „Man hat mir oft vorgeworfen, ich sei gegen Inklusion. Das ist falsch. Aber der Satz, ,alle Kinder sind gleich und können daher gleich beschult werden‘, ist Quatsch“, sagt der Landrat. Das weiß Gabriele Fritz nur zu gut. Die Pädagogin ist Schulleiterin der Schule am Chorbusch in Dormagen. „Eine Förderschule ist nicht so abschlussorientiert, die Klassen sind viel kleiner. Wichtig ist, dass die Schüler nach dem 10. Schuljahr gut lesen und sich in einem Zahlenraum bewegen können, mit dem sie das tägliche Leben meistern“, erklärt sie. „Die Kinder lernen dort in einem kleinen überschaubaren Rahmen, in dem sie nicht ständig mit anderen verglichen werden, um festzustellen, dass sie für alles länger brauchen“, ergänzt der für die Förderschulen zuständige Schulrat Ulrich Plöger. Andere kämen in den großen Klassen der allgemeinbildenden Schulen sehr gut klar. Deshalb sei es wichtig, dass beide Schulformen nebeneinander bestehen.

Schuldezernent Tillmann Lonnes sieht nicht die Gefahr, dass die Förderschulen auslaufen – auch wenn gerade an denen mit dem Schwerpunkt Lernen in Zukunft weniger Anmeldungen erwartet werden. So besuchten zum Stichtag 15. Oktober 2017 insgesamt 500 Schüler eine dieser Schulen (Herbert-Karrenberg-Schule, Schule am Chorbusch, Martinusschule). Prognostiziert wird bis zum Schuljahr 2020/21 ein Rückgang von immerhin 25,6 Prozent auf 372 Schüler. Bei den anderen Schwerpunktschulen ist der Rückgang moderater, liegt zwischen 0,3 bis acht Prozent.

„Sollte die Nachfrage nach inklusiver Schulbildung weiterhin stark zunehmen, wäre es möglich, Förderschulen zu Förderzentren auszubauen, die die allgemeinbildenden Schulen bei ihrem sonderpädagogischen Auftrag unterstützen könnten und die Möglichkeit böten, nach Bedarf ohne Schulformwechsel Unterrichtseinheiten in kleineren Gruppen für abgestimmte Zeiträume auch außerhalb des allgemeinen Lernorts anzubieten“, sagt Lonnes. Allerdings müssten dafür die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen und eine solche Beschulung in einer Experimentierphase zugelassen werden.1357 Schüler mit Sonderpädagogischem Förderbedarf besuchten im Oktober 2017 eine Förderschule des Rhein-Kreises, 253 Schüler aus dem Rhein-Kreis zudem eine Förderschule außerhalb. Inklusiv beschult wurden 1216 Schüler, 456 im Primar- und 760 im Sekundarbereich.

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