Diakonie Michaelshoven auch in Oberberg im Einsatz Wohnungslosigkeit ist kein Großstadtproblem

Radevormwald/Hückeswagen · Die Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven ziehen Bilanz ihrer Arbeit in 2021. Die Pandemie war eine Herausforderung für die Helfer.

 Bilder wie diese sieht man häufiger in den Einkaufszonen von Großstädten. Doch auch in den Kommunen des Oberbergischen Kreises gibt es mehr Menschen ohne Wohnung, als gemeinhin bekannt. Nicht immer fällt dies ins Auge wie hier, manche kommen vorübergehend bei Bekannten unter. 

Bilder wie diese sieht man häufiger in den Einkaufszonen von Großstädten. Doch auch in den Kommunen des Oberbergischen Kreises gibt es mehr Menschen ohne Wohnung, als gemeinhin bekannt. Nicht immer fällt dies ins Auge wie hier, manche kommen vorübergehend bei Bekannten unter. 

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Wohnungslosigkeit scheint in Radevormwald auf den ersten Blick kein Thema zu sein. Bilder von obdachlosen Menschen verbinden viele eher mit Großstädten. Doch auch im ländlich geprägten Oberbergischen Kreis – ja, und auch in Radevormwald – gibt es Obdachlosigkeit. Die Mitarbeiter der Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven haben nun ihre Bilanz des vergangenen Jahres zusammengefasst.

Die Corona-Pandemie sorgte natürlich für Einschränkungen, dennoch sei es gelungen, auch 2021 Beratung und Hilfe für die Betroffenen anzubieten, so in den Beratungsbüros, bei der aufsuchenden Arbeit und in den stationären Einrichtungen. „Außerdem wurde ein neues Angebot speziell für Frauen zur Wohn- und Existenzsicherung konzipiert und ist nun fester Bestandteil des Hilfesystems“, berichten die Institution. Weiterhin bleibt die Wohnungsbeschaffung eine große Herausforderung.

Doch wie groß stellt sich das Problem in der Region dar? Im Jahr 2021 haben die Wohnhilfen Oberberg 1340 Beratungs- und Betreuungsverläufe verzeichnet. Damit sind die Zahlen etwas rückläufig, denn in der Pandemie nahmen weniger Menschen die Hilfe in den Einrichtungen in Anspruch. „Um die Angebote trotz der Pandemie aufrechtzuerhalten, wurden Termine unter freiem Himmel organisiert und Besprechungen, soweit es möglich war, auf digitalem Wege durchgeführt“, berichten die Helfer.

67 Prozent der betreuten Hilfesuchenden waren bei Aufnahme in die Beratung bzw. Hilfe akut oder unmittelbar von Wohnungslosigkeit betroffen; 25 Prozent lebten in verdeckter Wohnungslosigkeit bei Freunden oder Familie. Acht Prozent der Hilfesuchenden waren unter 21 Jahren und der Anteil der über 60-Jährigen lag bei zwölf Prozent. Es wurde ein Anstieg von Menschen in den Notunterkünften und auch auf der Straße beobachtet.

„46 Prozent der Hilfesuchenden lebten 2021 vor der Kontaktaufnahme noch in der eigenen Wohnung, was insbesondere durch die Arbeit der Prävention und des Ambulant Betreuten Wohnens gesichert werden konnte“, heißt es in dem Bericht. Die Verweildauer in der stationären Hilfe blieb sehr hoch, da Bewohner/innen bei denen ein Auszug anstand, keine adäquate Wohnung finden konnten. Dadurch wurden wiederum Plätze für Neuaufnahmen blockiert. Dies ist vor allem eine Folge des extrem knappen Angebots auf dem Wohnungsmarkt für Personen mit Zugangshemmnissen. Die Probleme bei der Vermittlung in Wohnungen haben sich in 2021 zugespitzt; der Angebotsrückgang an preisgünstigen Mietwohnungen im Oberberg hält an.

Seit 2019 ist das Projekt für so genannte „Systemsprenger“ am Start; 2021 wurde es als Regelangebot anerkannt und etabliert. Unterstützt und betreut werden Menschen mit dem größten Hilfebedarf (meist wohnungslos, suchtkrank, psychisch krank, sozial isoliert, verelendet), die in der Regel Hilfen ablehnen oder aus dem Hilfesystem herausgefallen sind, durch herausforderndes Verhalten auffallen und immer wieder das psychosoziale und behördliche Netzwerk beschäftigen.„Die Einschränkungen der Angebote wie Tafeln, Kleiderkammern, Zugang zu Behörden, Gruppenangebote, Sozialkontakte etc. wurden von den Wohnhilfen soweit wie möglich durch individuelle, organisatorische und digitale Anpassungen und Ideen aufgefangen“, so der Bericht. „Durch umfangreiche Zuwendungen und Spenden konnten Hilfesuchende mit Masken, Hygieneartikeln und Einkaufsgutscheinen versorgt werden.“

Die Digitalisierung der Hilfsarbeit wurde 2021 weitergeführt, mit dem Ziel, von Wohnungslosigkeit bedrohten und betroffenen Menschen Teilhabe und Selbstständigkeit zu ermöglichen. Auch die Angebote der Wohnhilfen selbst wurden weiter digitalisiert. Gespendete Mobilgeräte wurden aufgerüstet und an wohnungslose Menschen überreicht, außerdem wurden an verschiedenen Orten Hotspots errichtet, wie beispielsweise in den Büros und Beratungsstandorten.

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