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Neuss Shakespeare-Komödie voller Lebendigkeit

Neuss · Auch ohne ein Wort zu verstehen – die Inszenierung von "Wie es euch gefällt" aus Georgien im Globe überzeugte in jeder Hinsicht.

 Noch weiß Orlando (l.) nicht, dass der Junge Ganymed (r.) seine geliebte Rosalind ist. Nur Celia weiß um das Geheimnis.

Noch weiß Orlando (l.) nicht, dass der Junge Ganymed (r.) seine geliebte Rosalind ist. Nur Celia weiß um das Geheimnis.

Foto: John Haynes

Auch ohne ein Wort zu verstehen — die Inszenierung von "Wie es euch gefällt" aus Georgien im Globe überzeugte in jeder Hinsicht.

Ein bisschen so muss es damals im Globe zu Shakespeares Zeiten zugegangen sein. Rund um die Bühne wuseln die Spieler herum, die gerade nichts zu tun haben. Schäkern miteinander oder spielen Karten, der eine zupft vor dem Spiegel an seinem Kostüm herum, ein anderer memoriert noch mal seinen Text. Jeder wartet auf sein Stichwort, um die Bühne zu betreten. Und jeder ist Schauspieler und Spielleiter in einem, schubst den Zögerlichen auf die Bühne, erinnert den Vergesslichen an seine Requisite. Irgendwie steckt jeder schon jetzt und noch am Rand mittendrin, ist auf das Geschehen auf der Bühne fokussiert und hat seinen Spaß daran.

Und ein Spaß ist es wirklich, was die Komödie "As you like it" (Wie es euch gefällt) erzählt. Damals aber dürfte das Publikum auch jedes Wort verstanden haben, sprachen die Spieler doch in dessen Muttersprache. Aber wenn es in Georgisch ist und in Deutschland aufgeführt wird? Wie jetzt beim Shakespeare-Festival vom Kote Marjanishvili State Drama Theatre aus Tiflis? Dann mag zwar man kein gesprochenes Wort verstehen, das Stück jedoch schon. Denn wieder einmal zeigt sich auch im sprachlichen Extremfall, dass es zwar ein Gerüst braucht, um die Handlung zu verstehen — was mit englischen Übertiteln und einer deutschen Übersetzung im Programmheftchen geleistet wird — , aber dass Shakespeares Theaterkunst auch dann funktioniert, wenn dem Text nicht in seinen Einzelheiten gefolgt werden kann.

Natürlich geht viel Wortwitz verloren — man denke nur an den witzigen Schlagabtausch, den sich der Narr Probstein (Touchstone) gerne mit anderen liefert. Aber eine derart lebendige Inszenierung wie die von Regisseur Levan Tsuladze macht das wieder wett. Und wenn es noch eines Beweises bedürfte, wie gut sich der Rhythmus der Shakespeare-Dichtung mit melodischen Elementen, mit Geräuschen und kleinen Gesangseinlagen verträgt — die Georgier liefern ihn.

Und so wirbelt die Geschichte von Orlando und Rosalind, die sich noch am Hofe von Herzog Friedrich ineinander verlieben, aber erst in der Verbannung mitten im Wald von Arden — und nachdem Rosalind ihre Jungenrolle Ganymed wieder abgelegt hat — auch zueinander finden, über die Bühne des Globe und beschert gut zwei Stunden pures Vergnügen. denn stimmig ist in dieser Inszenierung einfach alles: vom Bühnenbild mit den wie Reisekisten aussehenden Garderoben über die typengerechten Kostüme bis hin zum unglaublich lustvoll aufspielenden Ensemble.

Fern ab aller Sprachprobleme ist die Aufführung ein rein sinnliches Erlebnis, das einem immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Und so manches Mal macht sich Regisseur Tsuladze einen Spaß, der auch die Spieler immer wieder begeistert: Liebesschwüre und -erklärungen unterlegt er manches Mal so mit schmalziger Geigenmusik, dass es vor lauter Kitsch schon wieder rührend wird. Arbeiten wie diese haben es unbedingt verdient, in Neuss gezeigt zu werden.

(NGZ/url)
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