Rhein-Kreis Neuss Kritik an MIT-Chef nach Attacke auf Napp

Rhein-Kreis Neuss · Jens Hartmann hat Bürgermeister Napp einen vorzeitigen Rückzug nahegelegt. Der agile Kreis-Vorsitzende kann seine Initiative aber nicht auf einen Beschluss der CDU-Vereinigung stützen. Er wirkt isoliert. Parteifreunde gehen auf Distanz.

 "Napp soll Neuanfang ermöglichen", Jens Hartmann, MIT-Chef im Kreis.

"Napp soll Neuanfang ermöglichen", Jens Hartmann, MIT-Chef im Kreis.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Unterstützung klingt anders. "So hätte ich das nicht formuliert", sagt Klaus Goder. Grundsätzlich hält es der Neusser MIT-Vorsitzende zwar für wünschenswert, dass Verwaltungschefs durch Rücktritt eine zeitgleiche Wahl mit den Kommunalwahlen im Mai 2015 ermöglichen, aber Bürgermeister Herbert Napp habe frühzeitig erklärt, dass er bis zum Ende seiner Wahlperiode am 20. Oktober 2015 im Amt bleibe: "Das haben wir zu akzeptieren und ich schätze auch seine gute Arbeit für Neuss."

 "Das ist keine MIT-Forderung", Christiane Hoerdemann-Napp, MIT Neuss.

"Das ist keine MIT-Forderung", Christiane Hoerdemann-Napp, MIT Neuss.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Das sieht Jens Hartmann offenbar anders. Der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) in der CDU hatte in einem Interview Bürgermeister Napp nahegelegt, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen: "Er hat seiner Partei, der CDU, alles zu verdanken. Jetzt ist es an der Zeit, dass Herbert Napp im Sinne der CDU handelt und einen kraftvollen Neuanfang mit einer gemeinsamen Wahl ermöglicht." Sein Vorschlag, die Wahlen zusammenzulegen, will Hartmann nur auf die Kommunen bezogen wissen, in denen der Amtsinhaber nicht mehr antritt. Das ist in Neuss der Fall, wo Herbert Napp nicht erneut kandidieren wird. Das gilt auch für Meerbusch, wo Dieter Spindler aufhört. Er hat angekündigt, durch Rücktritt die vorzeitige Wahl eines Nachfolgers zu ermöglichen. Für die CDU will dort Parteichef Werner Damblon kandidieren, der aus Reihen der MIT stammt. Hartmann räumt ein, dass es für seine Argumentationslinie keinen formalen Beschluss gibt, "aber ich bin mir sicher, dass weite Teile der Kreis-MIT meiner Auffassung sind." Er habe für seine Haltung sehr viel Zuspruch gehört.

 "So hätte ich das nicht formuliert", Klaus Goder, Neusser MIT-Chef.

"So hätte ich das nicht formuliert", Klaus Goder, Neusser MIT-Chef.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

In der Neusser MIT wurde der Vorschlag, Herbert Napp möge durch Rücktritt vorgezogene eine Bürgermeister-Wahl möglich machen, offenbar noch nicht einmal thematisiert. "Da hätte ich mich zu Wort gemeldet", versichert Christiane Hoedemann-Napp. Die resolute Anwältin ist Ehefrau des Bürgermeisters und sitzt im Neusser MIT-Vorstand. Auch der ehemalige Neusser MIT-Chef Sebastian Rosen mag die Hartmann-Initiative nicht unterstützen: "Das sehe ich anders. Herbert Napp macht als Bürgermeister einen guten Job." Das habe er soeben in der Frage der Möbelhaus-Ansiedlung bewiesen: "Der ist nicht amtsmüde. Im Gegenteil. Er kann derzeit vor Kraft kaum laufen."

Die von MIT-Chef Jens Hartmann losgetretene Diskussion hält Lutz Lienenkämper MdL für "nicht erforderlich". Herbert Napp habe sich längst entschieden und das sei zu respektieren: "Wenn Klarheit besteht, macht eine Diskussion keinen Sinn." Der CDU-Vorsitzende im Rhein-Kreis lehnt es ab, dass Amtsinhaber, die erneut kandidieren wollen, zurücktreten, um sich sofort wieder zur Wahl zu stellen: "Das riecht nach Trickserei." Zuvor hatten bereits die Vorsitzenden Jörg Geerlings (CDU Neuss) und Bijan Djir-Sarai (Kreis-FDP) die Rücktrittsforderung von Hartmann als "respektlos" zurückgewiesen.

Klaus Goder, der CDU-Bewerber für das Bürgermeister-Amt werden möchte, drängt darauf, dass Herbert Napp in die Nachfolger-Suche eingebunden wird: "Er gehört in die Findungskommission." Das zehnköpfige Gremium von CDU und FDP hat sich ohne ihn konstituiert. Es soll einen Kandidaten des bürgerlichen Lagers vorschlagen. "Das hat mit Transparenz wenig zu tun", sagt Sebastian Rosen, "die CDU stellt letztlich ihren Kandidaten in Urwahl auf." Da könne jeder Bewerber antreten, meint er — "ob mit oder ohne Segen der Findungskommission".

(NGZ/ac)
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