Schützenkönig in Neuss Marc Hillen startet Verein „Schützen gegen Krebs“

Neuss · Für Schützenkönig Marc I. Hillen ist es eine Herzenssache: Der Kampf gegen den Krebs. Gemeinsam mit Unterstützern gründet er einen Verein, um Betroffenen zu helfen. Sport spielt dabei eine zentrale Rolle.

AOK-Regionaldirektorin Marion Schröder, Schützenkönig Marc I. Hillen und Ulf Reinhart, Leiter des Tumorzentrums am Rheinland Klinikum.

AOK-Regionaldirektorin Marion Schröder, Schützenkönig Marc I. Hillen und Ulf Reinhart, Leiter des Tumorzentrums am Rheinland Klinikum.

Foto: Ulla Dahmen

Die Diagnose Krebs verändert alles. Über Nacht ist das Leben ein anderes. Marc Hillen, 2023 König im Jubiläumsjahr des Neusser Bürger-Schützen-Vereins, weiß, wovon er spricht: Bereits vor zehn Jahren hatte er sich vorgenommen, 2022 auf den Königsvogel zu schießen. Ein Plan, der dann vor fünf Jahren brutal durchkreuzt wurde: Hillen erkrankte schwer an Krebs. Eher zufällig wurde die Erkrankung entdeckt, mehrere Tumore hatte er im Körper. „Schützenkönig werden, Schützenfest feiern, das war plötzlich kein Thema mehr. In einer solchen Situation geht es erst mal nur um eines, ums Überleben“, sagt Hillen. Die Familie rückt in den Fokus, auch die eigene Firma, für mehr ist kaum noch Platz. Heute ist Marc Hillen im fünften Jahr krebsfrei. Die Wochen, Monate, Jahre des Kampfes gegen die Krankheit sind jedoch nicht vergessen. Im Gegenteil: Marc Hillen will weiterkämpfen, nicht nur für sich, sondern auch für andere. Neben Therapie und Operation waren es vor allem Bewegung und Sport, die ihm geholfen haben, sich auf den „Gegner“ Krebs zu konzentrieren.

Hillen geht es um Menschen, die ein ähnliches Schicksal teilen, aber auch um Prävention: „Krebs kann jeden treffen, selbst wenn man sich noch so fit fühlt. Plötzlich ist alles anders.“ Gemeinsam mit Ulf Reinhart, Leiter des Tumorzentrums Neuss im Rheinland Klinikum/Lukaskrankenhaus, den er bereits aus früheren Zeiten im Sport – Volleyball bei der TG Neuss – kennt, gründet er in diesen Tagen einen Verein mit dem bewusst doppeldeutig gewählten Namen „Schützen gegen Krebs“.

Die Idee: „Wir unterstützen den Heilungsverlauf von krebserkrankten Neussern durch individuelle Sportprogramme.“ Weitere Mitstreiter sind bereits an Bord, AOK-Regionaldirektorin Marion Schröder und Dieter Welsink, Medicoreha-Chef und Professor für Physiotherapiewissenschaften an der Rheinischen Fachhochschule Köln vorneweg. „Schützen gegen Krebs“ soll in Hillens Königsjahr, aber auch darüber hinaus seine Wirkung entfalten. Bald schon wird der Verein offiziell eingetragen sein. Bereits bei seiner Krönung hatte Hillen um Spenden statt Geschenke gebeten. In den kommenden Monaten will er daran konsequent festhalten, um den Verein – „Null Verwaltungskosten, alles soll hundertprozentig denen zugutekommen, die Hilfe brauchen – handlungsfähig zu machen.

Am heutigen Samstag gibt es eine Kick-off-Veranstaltung im Rahmen eines Onkologie-Fachtages des Rheinland Klinikums im Neusser Dorint-Hotel. Dort ist dann auch Professor Freerk Baumann vertreten, Sporthochschule und Uniklinik Köln, der dazu forscht, wie Sport bei Krebskranken den Heilungsverlauf positiv beeinflussen und auch präventiv gegen Krebs wirksam sein kann. „Auch die mentale Stärke, die Sportler entwickeln, um sich auf ihre Leistung, ihr Ziel zu konzentrieren, ist nicht zu unterschätzen“, sagt Hillen. Diese mentale Stärke helfe, den Kampf gegen die Krankheit aufzunehmen und durchzuhalten. Mit Ulf Reinhart vom Lukaskrankenhaus im Boot will der neue Verein nah an den Patienten sein und ganz konkret unterstützen, wenn zum Beispiel jemand einen Personaltrainer oder ein spezielles Angebot in einem Sportverein braucht. Der Verein soll einspringen, wenn solche dringend benötigten Maßnahmen anders nicht zu bekommen oder zu finanzieren sind. „Wir wollen das Thema Sport gegen Krebs insgesamt forcieren, aber vor allem ganz konkret einzelnen Krebspatienten helfen“, sagt Hillen. Sport habe das Potenzial, für die betroffenen ein Anker zu sein und bei der Fokussierung auf die neue Hauptaufgabe nach der Krebsdiagnose zu helfen: Überleben.

Der Schützenkönig sieht sein Projekt bei den Schützen gut platziert: „Wir müssen rechts und links gucken, wahrnehmen, wenn es Menschen nicht gut geht.“ Wie in einem Schützenzug, in dem letztlich jeder mitmachen können sollte, der möchte, unabhängig von der persönlichen finanziellen Situation. Für den Verein „Schützen gegen Krebs“ will Hillen nicht nur um Spenden bitten, sondern die Schützen auch ganz aktiv auffordern, mitzumachen. Eine Idee: Der Schützenzug als „Sponsored Walk“. Marschieren ist schließlich auch Bewegung, gemessen an den Kilometern, die da pro Schützenfest zusammenkommen, eigentlich sogar Sport. Wenn sich einzelne Schützen persönliche Sponsoren suchen, die für ihre Laufstrecke spenden, dann könnte, vorausgesetzt viele machen mit, einiges für die gute Sache zusammenkommen. „Jeder Schütze kann etwas tun, jeder Euro zählt“, sagt Hillen. Das Neusser Bürger-Schützenfest sei ein großes Spiel, das so viel Freude schenke und die Gemeinschaft feiere, das, sagt der Schützenkönig, sollte bei allen derzeit geführten Diskussionen über wichtige Themen wie Beitragserhöhungen oder die Frauen-Mitgliedschaft im Neusser Bürger-Schützen-Verein nicht in Vergessenheit geraten. Das Potenzial, das sich aus dieser besonderen Verbundenheit der Schützen untereinander, mit ihrer Stadt und der Neusser Gesellschaft ableitet, will Hillen nutzen: für den Kampf gegen den Krebs.

Info Informationen zum Verein und zum Spendenkonto: www.marchillen.de

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