Neuss Ein Sportwagen Marke Eigenbau

Neuss · 10.000 Stunden Arbeit hat Johannes Peter Paulussen in sein Hobby gesteckt - und einen Sportwagen gebaut.

Den Traum vom eigenen Sportwagen konnte sich Johannes Peter Paulussen nur auf einem Weg erfüllen: Er musste ihn selbst entwickeln und bauen. 10 000 Arbeitsstunden investierte der Ingenieur für Kfz-Bau seit 1968 in seinen "Beradino", dem der Berufsschullehrer aber erst nach seiner Pensionierung vor zwei Jahren den letzten Schliff geben konnte. Beim 42. Autosalon in der Stadthalle wird der 66-Jährige sein Auto am Wochenende erstmals öffentlich ausstellen. Und Anfang August bekommt der rote Flitzer einen Sonderstand bei den Classic Days an Schloss Dyck.

Mit 17 Jahren träumte der Schreinersohn aus Erkelenz-Borschemich wie viele Jungen seiner Zeit von einem Sportwagen. Hinreißend schön, angemessen motorisiert, unvergleichlich im Sound. Mit 23 machte er sich daran, diesen Wagen zu bauen. Das handwerkliche Talent hatte er geerbt, die Fähigkeiten in der Werkstatt des Vaters erworben, wo der Wagen entstand. "Außer mir hat daran keiner gearbeitet", versichert Paulussen, der das Auto um einen 6-Zylinder Porsche-Motor herum erschuf. Elektrik, Beschläge, Lenkung, Bremsen kaufte er zu, die Windschutzscheibe ließ er maßanfertigen. Denn sein flunderflacher Sportwagen hatte, was den meisten Wagen dieser Zeit noch fremd war: eine aerodynamische Form, eine Linie. Von fast 50 Wagen stammen die Einzelkomponenten, die unter dem Kunststoffchasis verbaut sind. Alleine um das aus gehärteten Kunststoffmatten zu formen, opferte der damalige Student Paulussen einen Sommer Zeit. "Forschungssemester", sagt er heute.

1975, mit dem Umzug nach Hoisten, wurde der Beradino erstmals zugelassen – und blieb es bis heute. Trotzdem zeigt der Tacho nur 8500 Kilometer, denn Fahrten blieben selten. Und von 1992 an stand der Wagen nur noch. Erst als Paulussen das Berufkolleg für Technik und Informatik verließ, hatte er Zeit und Muße, den Wagen zu vollenden.

"Nur" ein Auto ist der Beradino nie gewesen. Und Paulussen nie nur ein Lehrer und Autobauer. Das Projekt hat ihn auch zum Buchautor gemacht (das Werk sucht noch einen Verleger) und zum Internetseiten-Gestalter, brachte ihn auf den Gedanken, einen Kreis von Freunden klassischer Sportwagen zu etablieren (die Internetseite gibt es schon) und – ganz Lehrer – Workshops in Schulen anzubieten. Zur Motivation. Denn Paulussen hat selbst erfahren: "Nichts ist befriedigender als die Freude über das, was man selbst geschaffen hat."

(NGZ)
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