Neuss Bitterböses Kabarett im TaS

Neuss · Ganz schön mitgenommen sahen sie aus, Strunz und Möller vom "Pappnas e.V.". Nicht nur weil Karneval und Alkohol am Aschermittwoch an den Winterbrauchtümlern deutliche Spuren hinterlassen hatten, sondern auch, nachdem Strunz mal eben den "Vereinsbus vor den Baum gekachelt hat".

Beim zweiten Politischen Aschermittwoch im Theater am Schlachthof zeigten sich Martin Maier-Bode und Jens Neutag mal wieder in gewohnter Bestform, stülpten als Strunz und Möller mit Hornbrille, Schnapsflasche und beigefarbener Uniform unverblümt die innersten Winkel der Karnevalistenseelen nach außen, und zogen so fröhlich wie bitterböse Bilanz, nicht nur der abgeschlossenen Session, sondern auch der aktuellen politischen Lage. Und natürlich stimmte von der Körperhaltung über den rheinischen Akzent bis zum nervösen Blinzeln einfach alles an Strunz und Möller.

Keine Frage auch, dass von Karl Theodor, der "Lichtgestalt im Zeitalter der Energiesparlampe", über Olaf Scholz, die "sprechende Sperrholzplatte" bis zu Volker Bouffier ("der ist hessischer Ministerpräsident, weil er als Gebrauchtwagenhändler zu unseriös wäre") und Ronald Pofalla ("schon der Name eine Sketch") niemand dem scharfen Blick und Biss der beiden Topkabarettisten entging. Sie dachten gründlich über das "politische Prekariat" nach, über deren Ehrenworte (".. führen manchmal direkt in der Badewanne") sowie über deren Handlungsmaßstäbe ("die einzigen Werte, die die CSU kennt, sind Blutwerte").

Dabei gehört neben Maier-Bode auch Jens Neutag längst in die vorderste Riege politischer Kabarettisten. Er weiß genau, wann der Realsatire nichts hinzuzufügen ist, etwa wie dem von ihm vorgelesenen, unglaublichen Nachruf von Bild-Redakteur Franz-Josef Wagner auf zu Guttenbergs Rücktritt "vom Geliebtsein, vom Königssohn Deutschlands", um "in den fränkischen Wäldern auf einer Tanne als Eule zu sitzen."

Als "special guest" auch in diesem Jahr dabei, ergänzte Sabine Wiegand als "dat Rosi" die rasante Tour durch die Niederungen von Politik und Karneval mit eigenen Akzenten. Sie brachte in glitzerndem, altrosafarbenem Hausanzug und mit Lockenwicklern frische Eindrücke aus dem Prekariat und begeisterte mit fröhlich- sarkastischen Songs, etwa der "Ballade von Cem und Merlin".

(NGZ)
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