Heimatmuseum in Neukirchen-Vluyn Mühle und Mehl sind sein tägliches Brot

Neukirchen-Vluyn · Für den Bäckergesellen Till Schomaker (24) gehören Mühlen nicht ins Museum. Im Gegenteil. Ohne Mehl gibt es keine neuen Ideen fürs Brot.

 Bäcker Till Schomaker brachte einen Erlkönig aus Teig mit in die Mühlenabtelung des ortsgeschichtlichen Museums in Vluyn.

Bäcker Till Schomaker brachte einen Erlkönig aus Teig mit in die Mühlenabtelung des ortsgeschichtlichen Museums in Vluyn.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Natürlich schaut sich der 24-Jährige die Mühlen-Sektion im Vluyner Museum ganz genau an. Denn die Arbeit der Mühle und der Weg vom Korn zum Mehl bestimmen seinen Berufsalltag. Im väterlichen Betrieb, den Biobäcker Andreas Schomaker im Neukirchener Gewerbegebiet betreibt, hat Till seinen Arbeitsplatz in einer rund 80-köpfigen Belegschaft. „Mir ist das Ganze sehr vertraut“, sagt er mit Blick auf das Modell der Bockwindmühle, die den Gästen in Bau- und Funktionsweise präsentiert wird. Auch das intakte Exponat der riemenbetriebenen Transmission gehört für den Bäckergesellen zum Berufsalltag.

„Unseren Besuchern können wir zeigen, wie Windkraft auf den Mühlstein übertragen wird“, sagt Museumsleiterin Jutta Lubkowski. Wichtig in dieser Abteilung sei, dass Gäste sich selber betätigen können. Vluyn hatte an der Pastoratstraße eine Bockwindmühle, dort, wo später der Raiffeisenmarkt eröffnete. Straßen wie „Im Mühlenwinkel“ erinnern an diese Mühle, die 1802 errichtet und bis 1913 mit Wind betrieben wurde. Danach ersetzte die Dampfmühle ihre Arbeit. Heute erinnert dort das Hotel-Restaurant Dampfmühle an vergangene Zeiten. Im oberen Geschoss des Museums wird ihre Geschichte präsentiert. Mühlengeschichte wird durch Exponate erlebbar „und Redensarten ‚Wer zuerst kommt, mahlt zuerst‘ bekommen Bedeutung, wenn Gäste erfahren, wie sich damals Mühlengesellschaften mit Einzugsgebieten organisierten“, so Jutta Lubkowski.

In der Biobäckerei Schomaker wird vor Ort das Korn aus regionalem Anbau traditionell gemahlen. Diese Getreidemühlen machten sogar den Umzug vom Rheurdter Standort ins Gewerbegebiet nach Neukirchen mit. Der Duft von frisch gebackenem Brot aus eigenem Backofen mit natürlichen Zutaten wie Weizen, Roggen oder Dinkel vom Issumer Dinkelbauer Andreas Hussmann ist für Till Schomaker durch nichts zu toppen. Er spricht vom Gänsehautfeeling, denn mitgebracht hatte er eine neue Brotsorte mit krachender Kruste. „Noch warm und ein Prototyp. Ein Brotteig mit Zutaten wie Buttermilch, Weizen und Roggen, der über 24 Stunden gegangen ist“, so Till, der das Ansetzen des Brotteigs mit neuer Rezeptur erläuterte. „Unsere Bio-Bäckerei ist in dem Sinne eine richtige Manufaktur, die keine fertigen Brotmischungen verwendet. Ich bin stolz auf unsere Urprodukte“, so der 24-Jährige über das traditionsreiche Handwerk mit Seele, das er von der Pike auf gelernt hat. Dass im Museum die lokale Mühlengeschichte thematisiert wird, findet der Bäcker gut. „Heute geht sehr viel im Brot- und Backhandwerk verloren. Das Wissen beim Verbraucher, welche Arbeiten ein Bäcker und Konditor erledigen, welche Sorgfalt sie bei den Zutaten aufwenden, ist mit Blick auf Fertigprodukte aus Supermärkten, Discountern und Backshops kaum noch vorhanden.“

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