Bauausschuss in Neukirchen-Vluyn Gutachter findet Mängel auf Hochstraße

Neukirchen-Vluyn · Der marode Schulhof der Gerhard-Tersteegen-Schule soll erst 2022 repariert werden – mit zweijähriger Verspätung. Das technische Dezernat entschuldigt sich im Bauausschuss – wie 2018 – mit „Personalmangel“.

 Bei Erntedankfest glich Likör die gefährlichen Stolperstellen auf der Hochstraße aus.

Bei Erntedankfest glich Likör die gefährlichen Stolperstellen auf der Hochstraße aus.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Im Bau-, Grünflächen- und Umweltausschuss (BGU) war Murmeltiertag. Wie genau vor einem Jahr gestand der technische Beigeordnete Ulrich Geilmann mit demselben Argument an exakt demselben Stelle, dass man nicht weiterkommt. Es geht um den Schulhof der Gerhard-Tersteegen-Grundschule. Die Kanäle sind so marode, so dass bei einem Platzregen das Wasser knöcheltief auf der gesamten Schulhoffläche steht. Die zur Reparatur in den Haushalt eingestellten Gelder aber reichen bei weitem nicht aus, um nun aufgedeckten Mängel an dieser Schule zu beseitigen. Denn es sind mehr Kanäle kaputt als gedacht, der ehemalige Kohlenkeller hat feuchte Wände, die Feuerwehrzufahrt ist viel zu schmal. Und an die Fernwärme soll die Schule auch noch angeschlossen werden.

Einfach bis zu den Haushaltsberatungen in einigen Wochen neue Zahlen in einem überarbeiteten Beschlussvorlage vorzulegen? Dazu sieht sich das Technische Dezernat nicht im Stande. Eine Mitarbeiterin sei zu einer anderen Stadtverwaltung gewechselt. Frühestens zum Haushalt 2022 könne ein neuer Anlauf unternommen werden. Der Blick ins RP-Archiv zeigt: Vor genau einem Jahr haben wir zur Gerhard-Tersteegen-Schule dasselbe geschrieben.

CDU-Fraktionschef Markus Nacke platzte deshalb der Kragen: „Wir Politiker müssen uns deswegen in Vluyn als unfähig beschimpfen lassen – das machen wir nicht mehr mit.“ Auch in der SPD gab  es großes Kopfschütteln. Doch sämtliche Versuche der Politik, der Verwaltung Beine machen, liefen ins Leere – unter Hinweis auf die seit kurzem ausgeschriebene Stelle in der Bauverwaltung. Nacke schnaubte: „Die Zeit des freundlichen Miteinanders ist vorbei“, sagte er mehrfach.

Dieser Satz eignet sich auch für das Pflaster-Desaster auf der Hochstraße. Eine Stichprobe der RP am gestrigen Donnerstagnachmittag ergab: Mittlerweile kennt dort jeder Passant jemanden, der über die als Abflussrinne in der Mitte fest eingebaute Stolperstelle böse gestürzt ist und sich dabei schmerzhaft verletzt hat. Neu ist, dass ein von der Stadt bestellter Gutachter den seit dem vergangenen Jahr bestehenden Unmut der Anwohner bestätigt hat. Bei mehr als jeder fünften von 81 Messungen fand er gefährliche Stolperfallen, die korrigiert werden müssen. Und dazu schlampig verlegte Pflastersteine und viel zu breite Fugen.

Zunächst müsse versucht werden, die viel zu hohen Überstände an der Abflussrinne mit Gewalt zu korrigieren. Baufachleute sprechen von „abrütteln“ – was Lärm und Dreck verursachen wird. An den ärgsten Stellen müsse das Pflaster aufgenommen und neu verlegt werden – rät der Gutachter. Der Technische Beigeordnete versuchte dessen Hinweise – wie auch zuvor die Anwohnerbeschwerden – einzuebnen. Vergebens! Ralf Dosoudil, CDU, fragte mehrfach nach, welcher Überstand für die Rinne denn in der Ausschreibung stand. Das ist aus seiner Sicht keine Millimeter-Fuchserei, sondern: „Vor dem Neubau der Hochstraße haben wir als Politik nach den Problemen mit der Rinne auf dem Vluyner Platz festgelegt, dass der Überstand höchstens fünf Millimeter betragen darf.“ Die entsprechende DIN-Norm lässt bis zu zehn Millimeter zu. Auf der Hochstraße sind manche Stolperstellen bis zu 14 Millimeter hoch.

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