Neukirchen-Vluyn Bauausschuss: Böse Überraschungen zuhauf

Neukirchen-Vluyn · Politik verärgert über Informationsstil der Verwaltung und Kosten.

 Bleibt marode: Turnhalle der Pestalozzi-Schule, hier beim Erste-Hilfe-Training für Kinder.

Bleibt marode: Turnhalle der Pestalozzi-Schule, hier beim Erste-Hilfe-Training für Kinder.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Einem Offenbarungseid für die technische Verwaltung kam die erste Sitzung des Bau-, Grünflächen- und Umweltausschusses gleich. Wichtige Sanierungsprojekte an der Gerhard-Tersteegen-Schule I (Schulhof) und der Pestalozzi-Schule (Turnhalle) wurden beiläufig in einer kleingedruckten Tabelle auf 2020 verschoben – weil Mitarbeiter im Rathaus fehlen.

Die Kapazitäten der technischen Verwaltung reichen aber, um an der Vluyner Antonius-Grundschule die letzte Rasenfläche in zwölf Lehrer- und Erzieherparkplätze verwandeln zu wollen – hier bat die Verwaltung um 100.000 Euro. Mit der Schulleiterin Kathi Bongardt-Mosbach hat niemand gesprochen. Sie erfuhr aus der Presse von den Plänen und wandte sich per Protestbrief gegen das Betonieren der letzten Ballspielfläche.

So ging es weiter. Bei Millionenprojekten wie der Sanierung am Schulzentrum/Julius-Stursberg-Gymnasium und dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses Neukirchen traten Vertreterinnen der Auftragnehmer an, um Details zu erläutern. Standardsatz: „Diese Ansicht ist veraltet. Mittlerweile sind wir schon weiter.“ Nur eine Kleinigkeit: Beim Feuerwehrhaus wurden die Türen in dunklem Rot gestrichen – anstatt, wie von der Politik gewünscht, in Feuerwehrrot. Diese Änderung erzeugt Mehrkosten von 4165 Euro. Begründung: Das helle Rot würde schneller ausbleichen. Darauf hatte Ratsherr Karsten Holderberg (CDU), von Beruf Malermeister, frühzeitig hingewiesen.

An der Fürmannstraße/Holtmannstraße kippte die Verwaltung für die Politik überraschend alte Beschlüsse von 2016. „Wo haben sie den politischen Auftrag her?“ fragte Karsten Holderberg. Unter anderem führte die Verwaltung aus, dass für den Ausbau der Straßeneinmündung drei Bäume fallen müssen. Und da es sich nicht lohne, diese zu ersetzen, sollen Parkplätze angelegt werden. Dies aber verdoppelt die Projektkosten und verdreifacht die Ingenieurkosten. Es werden 280.000 Euro fällig, statt 150.000 Euro. Die Mehrkosten, so der technische Beigeordnete Ulrich Geilmann achselzuckend, würde man sich aus nicht realisierten anderen Projekten holen.

Thema Kanalbau: Dringend sei die Sanierung der Schmutz- und Regenwasserkanäle in der Niederrheinstraße – so die Verwaltung. Sie berief sich auf Kontrollen per Kanal-TV. Letztlich wurden Mehrausgaben in Höhe von 1,6 Millionen beschlossen. Die Frage, warum es in Neukirchen-Vluyn aus frisch renovierten Kanälen extrem nach Fäkalien stinkt – und aus alten nicht, wurde mit dem Hinweis beantwortet, dass bei undichten Kanälen alles im Boden versickere. Die Verwaltung lässt die neuen Kanäle durchspülen und erwägt, Kohle-Filter im Gully gegen den üblen Geruch einsetzen zu lassen.

Der Preis für die Pflege der Grünflächen auf Niederberg erhöhte sich von 2017 zu 2018 um satte 18 Prozent. Beigeordneter Geilmann: „Korrektur einer ursprünglichen Kalkulation durch den Dienstleister.“ Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige GmbH, die Menschen mit Handicap einsetzt. Das bereits 2017 geforderte Straßenkataster fehlt („Wir suchen nach einem geeigneten Computerprogramm“). Und: Die 2014 in Aussicht gestellten Synergieeffekte am neuen Zentralstandort des Baubetriebshofs, Tersteegenstraße, lassen sich nicht realisieren. Dieser Ausschuss erlebte in jedem Tagesordnungspunkt unangenehme Überraschungen.

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