Nettetal Gärtnereien warten auf den Frühling

Nettetal · Winterliche Temperaturen und Nachtfrost verhindern, dass Primeln und Stiefmütterchen bereits in den Beeten blühen. Ein Problem vor allem für Gärtnereien. Die bleiben auf ihrer Ware sitzen und klagen über erhebliche Umsatzeinbußen.

 Michael Kempken und sein Vater Richard stehen in ihrem Gewächshaus mit 5000 Primeln, die bis Ostern eigentlich hätten verkauft sein sollen. Doch die Minustemperaturen machten ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Michael Kempken und sein Vater Richard stehen in ihrem Gewächshaus mit 5000 Primeln, die bis Ostern eigentlich hätten verkauft sein sollen. Doch die Minustemperaturen machten ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Foto: Busch

Normalerweise sind Stiefmütterchen, Hornveilchen und Primeln um diese Jahreszeit schon lange in der Erde. Doch die kalten Tage und frostigen Nächte machen es den Frühjahrsblühern schwer. "Der Boden ist einfach noch zu stark gefroren, um die Blumen einpflanzen zu können", sagt Joachim Bock, Inhaber der gleichnamigen Friedhofsgärtnerei in Viersen. Der hartnäckige Winter macht nicht nur den Pflanzen, sondern auch vielen Gärtnereien zu schaffen.

Viele Betriebe bleiben auf ihren Beständen sitzen, weil die Kunden ausbleiben. Michael Kempken ist Inhaber einer Gärtnerei an der Neuwerker Straße in Viersen. Einen so hartnäckigen Winter hat er noch nicht erlebt. "Wir verzeichnen momentan Umsatzeinbußen von bis zu 60 Prozent", sagt er. 20 000 Stiefmütterchen und 5000 Primeln gehören zu seinem aktuellen Bestand. Wenn die Kunden die Ware nicht bald kaufen, landet ein Großteil auf dem Kompost, sagt er. Das Gleiche gilt für den Betrieb von Richard Platzer aus Brüggen. Sein Verkauf an Privatkunden geht bisher "gegen null", was wiederum Umsatzeinbußen von 50 bis 70 Prozent zur Folge hat.

Normalerweise ist jetzt Hochsaison für Frühjahrsblüher. Eine Million Hornveilchen und Stiefmütterchen hat er für diese Saison gepflanzt. Die Ware ist nach wie vor in gutem Zustand. Platzer rät seinen Kunden, auch jetzt noch Frühjahrsblüher zu kaufen. "Für Sommerblumen ist es einfach noch zu früh. Die benötigen nachts Temperaturen um die zwölf Grad", sagt der Fachmann. Die aktuellen Gradzahlen knapp über Null vertragen sie nicht. Früher habe es die Regel gegeben: Vor den Eisheiligen kommt keine Geranie nach draußen. "Und die sind erst Mitte Mai", sagt Platzer.

Der Vorteil für die Kunden: Weil die Händler ihre Ware loswerden möchten, verkaufen sie sie zu Schnäppchenpreisen. "Wir werden bei uns im Brüggener Blumentopf die Frühjahrsblüher in der nächsten Woche zum halben Preis verkaufen", sagt Inhaber Platzer. Er geht davon aus, dass auch seine Mitbewerber die Preise für Primeln, Narzissen und Hornveilchen deutlich senken werden. Große Gartencenter haben bereits erhebliche Preisnachlässe ausgezeichnet.

Friedhofsgärtnereien wie die von Karl Braun pflanzen nur so viele Frühjahrsblüher, wie sie für ihre Grabarbeiten benötigen. Joachim Bock pflanzt Vergissmeinnicht und Stiefmütterchen für den Eigenbedarf, alle anderen Blumen (zum Beispiel Primeln und Narzissen) kauft er zu. "Unsere Verluste bei der Anzucht halten sich dadurch in Grenzen", erklärt Bock. Auch die Blumenwerkstatt Nettetal kann auf die Marktlage reagieren. "Wir kaufen nur so viele Blumen von unseren Händlern, wie wir auch verkaufen können", sagt Susanne Schurz, Ehefrau des Inhabers Jochen Schurz.

Deutliche Umsatzeinbußen hat sie bisher nicht registriert. Denn die Blumenwerkstatt arbeitet überwiegend mit Schnittblumen. "Bei dem schlechten Wetter haben sich die Kunden eher mal etwas Schönes für drinnen gegönnt", sagt sie.

Dennoch hat der hartnäckige Winter auch für Susanne Schurz, Friedhofsgärtner und Händler aus der Umgebung Nachteile. "Die Heizkosten werden in diesem Jahr deutlich höher ausfallen als bisher", sagt Schurz. Denn Verkaufsräume, Gewächs- und Treibhäuser müssen bei den niedrigen Temperaturen beheizt werden. Dabei gilt: Je länger der Winter, desto länger die Heizperiode. "Da kostet jeder Tag mit Minusgraden viel Geld", sagt Platzer.

(RP/EW)
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