Geldern Für schöne Rosen mit Schere radikal sein

Geldern · Ein Workshop fand in der Gelderner Gärtnerei Kempkens statt. Der Rückschnitt bei Stamm-, Strauch, Beet- und Kletterrosen wurde besprochen. Teilnehmer tauschten Tipps über Schädlingsbekämpfung aus.

 Bernd Kempkens ermunterte die Teilnehmer des Workshops dazu, beim Beschneiden der Rosen nicht zu zimperlich zu sein.

Bernd Kempkens ermunterte die Teilnehmer des Workshops dazu, beim Beschneiden der Rosen nicht zu zimperlich zu sein.

Foto: Thomas Binn

In der Gärtnerei Kempkens liegen Heuballen, bedeckt mit Fleece, auf dem Boden. Sie bilden einen Sitzkreis, umstanden von vielen Rosen. Es ist früh im Jahr, deshalb hat keine Pflanze bunte Blüten. Rosenliebhaber sitzen auf den Heuballen und gucken interessiert in die Mitte des Sitzkreises. Dort kniet Gärtner Bernd Kempkens vor Töpfen mit Rosensorten und erklärt verschiedene Dinge. Seine Gärtnerei ist in einen Unterrichtsraum verwandelt worden. 25 Männer und Frauen sind zum Rosen-Workshop gekommen und wollen sich Tipps zum Rosenrückschnitt, zur Düngung und richtigen Pflege der Blumen holen.

In der lockeren Runde gibt es Sekt, Kaffee, Tee und viel Gebäck. Die Unterrichtsstunde beginnt mit dem Rosenrückschnitt. Kempkens bittet einen Teilnehmer in die Mitte. Er soll zeigen, wie er eine Strauchrose zurückschneiden würde. Eine Frau traut sich. "Meine Mutter hat mir beigebracht, dass ich immer zwei Augen stehen lassen soll", erzählt sie. Rosenaugen sind die kleinen Ausbuchtungen am Stiel der Blume. Kempkens ist nicht einverstanden. Er nimmt die Zange und verpasst der Rose einen radikalen Schnitt. "Das würde ich mich nie trauen" und "So weit?" sind Kommentare der Workshop-Teilnehmer. Sie sind sichtlich überrascht, dass die Strauchrose so weit zurück geschnitten werden kann.

Der Fachmann liefert die Begründung prompt: Durch den radikalen Schnitt könnten die Pflanzen immer wieder neue Grundtriebe ausbauen und bekommen kräftige Stämme und schöne Blüten. Junge Pflanzen sollen bis zu sechs Zentimeter zurück geschnitten werden, zweijährige oder ältere Rosen um ein Drittel. Natürlich sollte auch das tote Holz entfernt werden. Außerdem die Pflanze so zu schneiden, dass der so genannte "vegetative Punkt" viel Licht bekommt, denn dadurch entstehen neue Triebe.

Ein Mann fragt, wie er seine zwei Meter hohen Edelrosen schneiden soll, wenn er das jetzt zwei Jahre nicht gemacht hat. "Ganz radikal", erwidert Kempkens. "Wenn die Rose kaputt geht, bekommen sie eine Neue." Damit ist der Mann einverstanden. "Jetzt habe ich ja viele Zeugen", meint er und alle lachen.

Der richtige Zeitpunkt für den Rosenrückschnitt ist Mitte März/ Anfang April. Mit seiner Frage "Warum schneiden viele die Rosen schon im Herbst zurück?" löst Kempkens Diskussionen aus. Viele machen es, damit der Garten gepflegter aussieht. Der Gärtner verrät, dass man sie höchstens um ein Drittel zurück schneiden solle. "Die Rosen brauchen viel Volumen und ein vernünftiges Polster für den Winter", erklärt er.

Der Winterschutz wird angesprochen. "Ein gutes Blattwerk und Erdreich sind der beste Winterschutz für Rosen", sagt Kempkens. Stammrosen sollten mit Fleece umwickelt werden, um sie vor Wind zu schützen. Die Kälte ist für die Rosen nicht schlimm, aber der Wind. "Kartoffelsäcke gehen doch auch?", fragt eine Frau, und Kempkens nickt.

Beim Thema Krankheiten und Schädlinge tauschen die Teilnehmer ungewöhnliche, aber gute Ratschläge aus. Claudia Vennemann aus Xanten verrät ihren Geheimtipp: "Ich mische fettarme Milch mit Wasser im Verhältnis fünf zu eins und sprühe die Mischung auf meine Rosen. Das schützt vor Schädlingen." Die Rosenliebhaberin hat ungefähr 300 Rosen in ihrem Garten, den sie vor drei bis vier Jahren mit ihrem Mann angelegt hat. Eine andere Teilnehmerin baut auf Kaffeesatz. "Wenn man einen Kaffeesatz regelmäßig an die Rose hält, bekommt sie hundertprozentig keine Läuse."

Gedüngt werden sollten die Pflanzen ein Mal im Frühjahr und ein Mal im Sommer. Im ersten Jahr mit Langzeitdünger und ab dem zweiten Jahr mit einer kleinen Menge Vollzeitdünger. "Eine Rose ist ein Fresser. Sie braucht Dünger. Von Luft und Liebe alleine geht's nicht", klärt Kempkens die Truppe auf. Zum Abschluss läuft er mit den Männern und Frauen am Treibhaus entlang und zeigt an einigen Pflanzen exemplarisch, wie sie richtig zurück geschnitten werden müssen. Die wichtigsten Regeln werden noch einmal genannt.

(keh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort