Nettetal Ein Hauptgewinn für Nettetal

Nettetal · Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat 20 Bürger mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen geehrt. Neben Promis wie Udo Lindenberg wurde das Ehepaar Antje und Dr. Rainer Lorenz aus Breyell ausgezeichnet.

Warum gerade sie für die höchste Auszeichnung des Landes Nordrhein-Westfalen vorgeschlagen wurden, darüber rätseln Antje und Rainer Lorenz, seitdem sie den Brief der Landesregierung aus dem Postkasten genommen haben. "In meinen Augen haben wir nichts Besonderes gemacht. Wir haben einfach Spaß an unseren Aufgaben", sagte die 72-jährige Antje Lorenz. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers erklärte gestern bei der Verleihung des NRW-Verdienstordens im Ständehaus in der Stadt Düsseldorf: "Es gibt Menschen, die haben das Helfen zu ihrer Lebensaufgabe gemacht. Zu diesen Menschen gehört das Ehepaar Lorenz." Die beiden hätten nie viel Aufhebens um ihr ehrenamtliches Engagement gemacht: "Umso wichtiger ist, dass wir sie heute mit dem Landesverdienstorden ehren."

Fest steht: Das Ehepaar aus Breyell setzt sich seit vielen Jahrzehnten im Bereich des Sports, in der sozialen Arbeit und in der Behindertenhilfe ein. Sie zogen zusammen mit ihren fünf Kindern 1977 nach Nettetal. Der promovierte Physiker wechselte nach Anstellungen in Hamburg, Holland und Bayern zu einem Textilunternehmen in Krefeld. Als neuen Lebensmittelpunkt suchte sich die Familie den Ortseil Breyell aus. "Damals wusste die Stadt noch nicht, welchen Hauptgewinn sie damit zog", sagte Rüttgers in seiner Laudatio.

Der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen wird an Bürger aus allen Gruppen der Bevölkerung verliehen, die sich in besonderem Maße um die Allgemeinheit verdient gemacht haben. Insgesamt erhielten gestern 20 Bürger das weißemaillierte Malteserkreuz mit dem Landeswappen. Unter den Preisträgern sind auch prominente Vertreter wie Sänger Udo Lindenberg, die Schauspieler Armin Müller-Stahl und Ralf Möller sowie Professor Egon Bahr. Rüttgers: "Sie alle haben den Mut, sich für ihre Mitmenschen stark zu machen."

Antje Lorenz engagierte sich als Vorstandsmitglied der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung im Kreis Viersen in den Jahren 1983 bis 1986. Ihr Mann, ebenfalls schon lange Mitglied der bundesweiten Organisation, löste sie in diesem Amt ab – er wurde Vorsitzender der Lebenshilfe im Kreis Viersen. Eines ihrer fünf Kinder war geistig behindert. Ihr Sohn kam mit dem Down-Syndrom zur Welt. "So hat sich auch der Kontakt zur Lebenshilfe entwickelt", sagt er.

Erst vor einem Jahr zog sich der 74-Jährige aus der Vorstandsarbeit zurück, ist aber immer noch in Ausschüssen aktiv. Seine Frau widmete sich 20 Jahre lang mit voller Kraft dem Sport. "Man kann nur eine Sache mit voller Kraft machen." Und das tat sie: Sie wurde Geschäftsführerin des Turnvereins Breyell und bewegte dort viel. Die gelernte Chirotechnikerin gründete eine Sportgruppe für Geistigbehinderte, warb um Mitglieder und Übungsleiter für den Verein und etablierte neue Sportarten. "Wir haben beide gute Nachfolger gefunden und machen jetzt Platz für Jüngere", sagt Rainer Lorenz. In seiner Zeit als Vorsitzender wurden viele Wohnangebote für Menschen mit geistiger Behinderung geschaffen und der Familienunterstützende Dienst eingerichtet. Lorenz: "Heute werden Behinderte als selbstständige Mitglieder der Gesellschaft angesehen und ihre Wünsche berücksichtigt."

(RP)
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