20-Jähriger bestreitet fast alle Vorwürfe Moerser wegen sexueller Übergriffe vor Gericht

Moers · Der Angeklagte soll mehrere Frauen angegriffen und sexuell bedrängt haben. Er selbst gab an, als Kind im Heim sexuell missbraucht worden zu sein. 2015 sei er nach dem sexuellen Missbrauchs eines Kindes in die Psychiatrie eingewiesen worden.

Moerser wegen sexueller Übergriffe vor Gericht
Foto: dpa/Volker Hartmann

(jas) Die Vorwürfe wiegen schwer: Wegen sexueller Übergriffe, Nötigung, Freiheitsberaubung und versuchter gefährlicher Körperverletzung muss sich seit Mittwoch vor der auswärtigen Strafkammer des Landgerichtes Kleve ein Mann aus Moers verantworten. Der 20-Jährige bestritt alles – bis auf den der gefährlichen Körperverletzung: Er gab zu, nach Alkoholgenuss eine junge Frau auf auf der Straße angegriffen und ein Multitool in der Hand gehabt zu haben. Als sie sich wehrte, habe er von ihr abgelassen. „Das tut mir fürchterlich leid“, so der Angeklagte. Die Frau, erklärte er auf Nachfrage von Richter Johannes Huismann, habe ihn an eine Betreuerin in dem Heim in Braunschweig erinnert, in dem er als Kind wohnte, und wo er sexuell missbraucht worden sei. „Ich wollte, dass jemand mal merkt, wie das ist, wenn man Angst hat“.

Anfang 2019, so die Anklage, soll der Mann gegenüber seiner ehemaligen Lebensgefährtin sexuell übergriffig geworden sein, die nach einem Streit mit ihrer Mutter bei ihm übernachtete. Im Herbst 2018 soll er die Freundin seiner damaligen Freundin „ohne deren Zustimmung an die Brüste und im Intimbereich angefasst“ haben, als die beiden Frauen bei ihm übernachteten. Im Oktober 2019 soll er nachts an der Tür des Bereitschaftszimmers des Neukirchener Erziehungsvereins, wo er damals lebte, geklingelt, der Betreuerin einen tuchähnlichen Gegenstand über den Kopf gezogen, sie mit dem Rücken auf das Bett geschubst haben „in der Absicht, sexuelle Handlungen an ihr vorzunehmen“. Dazu sei es aber nicht gekommen. Ebenfalls im Oktober 2019 soll er eine Bekannte in sein Zimmer gelockt, die Tür abgeschlossen „und dann versucht haben, sie zu küssen“. Als sie schrie, habe er von ihr abgelassen und die Tür geöffnet. Der Angeklagte bestritt das alles.

Seine Eltern seien alkoholkrank gewesen, berichtete er. Seine Mutter habe sich „zu Tode getrunken“, als er neun Monate alt war. Sein Vater habe sich um ihn und seine Geschwister nicht kümmern können, also kamen sie ins Heim. 2006 nahm eine Pflegefamilie B. auf. 2015 wurde er nach dem sexuellen Missbrauchs eines Kindes in die Psychiatrie eingewiesen, machte später in Neukirchen-Vluyn eine Therapie. Die Schulausbildung brach er wegen Depressionen und psychischer Probleme ab. Seit Dezember 2019 sitzt er in U-Haft.

Der Prozess in Saal 106 im Amtsgericht Moers wird am Mittwoch, 25. Juni, 9 Uhr fortgesetzt.

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