Bürger-Monitor Rentnerin wartet auf Schadenersatz

Neukirchen-Vluyn/Moers · Neukirchen-Vluynerin hofft auf Erstattung von 2300 Euro, die EC-Kartendiebe von ihrem Konto abhoben.

 Eine Bankkundin hebt mit ihrer Girokarte Bargeld von einem Geldautomaten ab.

Eine Bankkundin hebt mit ihrer Girokarte Bargeld von einem Geldautomaten ab.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Vor vier Monaten ist Hanne-Luise Dietz Opfer von Geldkarten-Dieben geworden. 2300 Euro hoben die Unbekannten von ihrem Sparkassen-Konto ab. Immer noch weiß sie nicht, ob und wann sie das Geld zurück bekommt. „Sparkassen sind doch gegen solche Fälle versichert“, sagte die Rentnerin, die sich an unsere Redaktion wandte. Immer wieder werde sie vertröstet. „Es kann doch nicht sein, dass ich so lange auf meinem Minus sitzen muss.“

Es war am 28. Februar bei Lidl. Ein Mann, der scheinbar ebenfalls einkaufte, hielt sich in ihrer Nähe auf. „Als ihm etwas herunterfiel, hab ich mich gebückt, um ihm zu helfen“, erzählte die Rentnerin. Vermutlich lenkte sie der Mann bewusst ab. Denn als sie ihm half, verlor sie ihre im Wagen befindliche Tasche aus dem Blick. In diesem Moment muss jemand ihr Portemonnaie daraus gefischt haben. Noch im Laden selbst, an der Kasse, fiel ihr das auf. Zu Hause angekommen, rief sie sofort den Notruf 116116 an und ließ ihre Karte sperren. Das Konto war aber bereits geplündert.

Der lange Bearbeitungszeitraum sei tatsächlich ungewöhnlich, sagte Jörg Zimmer, Pressesprecher der Sparkasse am Niederrhein, auf den Fall angesprochen. Allerdings sei die Sparkasse nicht mehr Herr des Verfahrens. Dies liege im Rahmen des „Haftungsverbunds Zahlungsverkehr“ inzwischen beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Der DSGV mit Sitz in Berlin ist Dachverband von 377 Sparkassen in Deutschland. Dort habe sich anscheinend Arbeit angestaut.

Laut www.polizei-beratung.de wurde 2019 bundesweit 22.286 Mal Geld mit gestohlenen Zahlungskarten (zum Beispiel Girocard) abgehoben, die durch PIN gesichert waren. Im Vorjahr waren 22.973 Fälle registriert worden. Hinzu kamen 2019 genau 16.635 Fälle von gestohlenen Karten ohne PIN. Die Sparkasse am Niederrhein hat im vergangenen Jahr insgesamt 15 Fälle von Kartendiebstählen mit anschließenden unberechtigten Geldabhebungen verzeichnet. „Die Mehrzahl der Kunden hat ihr Geld zurück bekommen“, sagte Jörg Zimmer. Stets stelle sich die Frage, wie die Diebe an die PIN der Kunden kommen. Auf den Karten sei die PIN nicht hinterlegt. Sie könne somit auch nicht mit technischen Mitteln „ausgelesen“ werden. Allerdings komme es vor, dass Kriminelle Geldautomaten manipulieren und anschließend Doubletten von Karten anfertigen. Weil erkennbar sei, ob Geld mit einer echten Karte oder einer Doublette abgehoben wurde, erfolge die Erstattung für die geschädigten Kunden in solchen Fällen sofort.

Oft nutzen Kriminelle allerdings auch den Umstand, dass viele Menschen sorglos mit ihrer PIN umgehen. So beobachten Banden zum Beispiel Leute an Geldautomaten oder Kassen bei der Eingabe der Nummer. „Wir haben schon erlebt, dass jemand die PIN auf der Karte selbst notiert hat“, sagte Jörg Zimmer. Auch ein Zettel im Portemonnaie sei als Gedächtnisstütze nicht unüblich. Hanne-Luise Dietz versicherte, dass es bei ihr nicht so sei. „Ich habe die PIN im Kopf“, sagt sie.

Die gute Nachricht zum Schluss: Nach einigem Hin und Her teilte der DSGV uns mit: „Die Sparkassen ersetzen Schäden, die nach Verlust oder Diebstahl einer Girocard entstehen, schnellstmöglich nach Klärung des Sachverhalts. Die Kundin bekommt natürlich unverzüglich ihr Geld, wenn Sie nicht grob fahrlässig gehandelt hat. Warum die Prüfung in diesem Fall so lange gedauert hat, ist uns nicht erklärlich. Wir bemühen uns um eine kurzfristige Klärung mit der Sparkasse.“

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