„Night of Light“ in Moers Stufe Rot: Eventbranche schlägt Alarm

Moers · Um auf die existenzbedrohende Situation der kulturtreibenden Menschen aufmerksam machen, wurden am Montag bei der „Night of Light“ das Schlosstheater, das Grafschafter Museum, das Jazzfestival-Büro und die Moerser Traditionskneipe „Die Röhre“ in rotes Licht getaucht.

 22.06.2020 , MO Moers , Night of Light.

BŸro Festival Moers , BŸro Eventhalle , Ostring 9

22.06.2020 , MO Moers , Night of Light. BŸro Festival Moers , BŸro Eventhalle , Ostring 9

Foto: Christoph Reichwein (crei)

„Night of Light“, unter diesem Titel tauchten mehr als 8500 Einzelpersonen und Betriebe des künstlerischen Veranstaltungsgewerbes in 20 Ländern ihre Häuser am Montag von 22 bis ein Uhr nachts in rotes Licht. Darunter in Moers auch das Schlosstheater, das Grafschafter Museum, das Jazzfestival-Büro und die Moerser Traditionskneipe „Die Röhre“, in der Burghard Hennen und seine Freunde einst das Moerser Jazzfestival aus der Taufe gehoben haben. Die ungewöhnliche Illumination sollte auf die durch den Corona-Shutdown verursachte, existenzbedrohende Situation der kulturtreibenden Menschen in aller Welt aufmerksam machen und die verantwortlichen Politiker zu „echten Hilfsmaßnahmen“ für die Betroffenen bewegen.

Die, so findet nicht nur der Betreiber der „Röhre“ Claudius Albustin, sind derzeit mehr als dürftig. „Natürlich waren wir froh, dass man uns zu Anfang, als alle öffentlichen Kulturveranstaltungen von einem Tag zum anderen verboten waren, ein Überbrückungsgeld zugesagt hat, das reichte allerdings den meisten lediglich zur Deckung ihrer ersten monatlichen Betriebskosten“, beklagte er am Montag. „Aber auch die Betreiber selber müssen ja von irgendetwas leben.“ Kredite mit kleinen Zinsen und langen Laufzeiten würden den Beteiligten auch nicht viel nützen, sondern sie im Gegenteil sogar langfristig in eine schlimme Schuldenfalle stürzen.

Für ihn selber, sagt Albustin, seien die Einnahmen aus den Kulturveranstaltungen der „Röhre“ in den letzten Monaten vollkommen weggebrochen. Lediglich der Kneipenbetrieb funktioniere noch dank seiner treuen Stammkunden einigermaßen leidlich. „Wir waren schon immer eine Veranstaltungskneipe. Das ist der ursprüngliche Gedanke der ‚Röhre‘, dafür habe ich mich in den letzten Jahren engagiert.“

So war für ihn und seine Frau, die Moerser Fotografin Bettina Engel-Albustin, die Teilnahme an der „Night of Light“ ein wichtiger solidarischer Beitrag für alle, die irgendwie mit Kultur zu tun haben. Dazu gehört für sie auch ihr langjähriger Beleuchtungstechniker Marius Hackstein. Er hatte die beiden auf die rote Beleuchtungsaktion aufmerksam gemacht und im Namen seiner Duisburger veranstaltungstechnischen Firma Höhnerbach die kostenlose Illumination des Röhren-Gebäudes übernommen.

Auf die Frage, ob er denn hoffe, dass die Aktion etwas bewirken könne, war „Röhren“-Wirt Claudius Albustin an diesem Abend jedoch nur wenig zuversichtlich. „Ich denke, wir können damit vielleicht ein wenig Aufmerksamkeit erregen.“ Ob das auf längere Sicht gelingt, hängt für ihn von der Verantwortung der Politiker ab. „Ansonsten werden wir wohl eine riesige Pleitenwelle erleben, die unsere kulturelle Szene in Deutschland nachhaltig negativ beeinflussen wird.“ 

Die an der Weygoldstraße 10 befindliche Moerser Kulturkneipe „Die Röhre“ ist zurzeit nur von Mittwoch bis Samstag ab 19 Uhr für den derzeitig coronabedingten,  regulierten Kneipenbetrieb geöffnet. Kulturelle Veranstaltungen finden dort bis auf weiteres nicht statt.   

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort