Corona-Krise Existenzsorgen bei den Gastronomen

Während ab Montag viele Geschäfte ihre Türen wieder öffnen können, stehen die Gastronomen weiterhin vor einer ungewissen Zukunft.

 Corinna Wenders, Inhaberin der Gaststätte „Diebels Live“ in Moers, blickt mit wenig Begeisterung in die Zukunft. Ihr Lokal ist wegen der Corona-Infektion seit Mitte März geschlossen.

Corinna Wenders, Inhaberin der Gaststätte „Diebels Live“ in Moers, blickt mit wenig Begeisterung in die Zukunft. Ihr Lokal ist wegen der Corona-Infektion seit Mitte März geschlossen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Die Absage der Bundes- wie der Landesregierungen, auch das Gastgewerbe in die Pläne von Lockerungsmaßnahmen einzubeziehen, hat die Branche hart getroffen. Die Schließungen sorgen für immer größer werdende Existenzsorgen in Restaurants, Bars, Kneipen, Pensionen, Hotels und Unterkünften aller Art.

Corinna Wenders, Inhaberin des „Diebels Live“ in Moers, ist enttäuscht: „Ich hatte gehofft, dass zumindestens ein Termin genannt wird, auf den man hinarbeiten kann, oder dass man die Außengastronomie erlaubt hätte. Jetzt hängen wir weiter in der Luft.“ Sie geht davon aus, dass sie erst im August wieder öffnen darf. „Das Diebels Live ist meine Existenz. Viele Jahre harte Arbeit stehen auf dem Spiel. Meine Haupteinnahme ist das Terrassengeschäft, das alles fällt komplett weg“, so Wenders. Auch die Feiertage wie Muttertag oder Ostern würden normalerweise zu den umsatzstarken Tagen gehören.

 Soforthilfe habe Wenders bis jetzt nicht erhalten. „Wir versuchen, uns mit dem Lieferservice einigermaßen über Wasser zu halten. Das funktioniert nur, weil ich das alleine mit meiner Partnerin stemme“, erklärt die Gastronomin. Neben einer festen Kraft arbeitet sie hauptsächlich mit Aushilfskräften. Für sie sei die Situation gerade auch eine Katastrophe, da sie auf das Geld angewiesen seien.

„Ich bin auch nicht der Meinung, dass man nicht alles lockern darf und einfach zur Normalität übergehen kann. Die Gesundheit geht vor“, so Wenders. „Ich verstehe aber nicht, wieso andere, wie zum Beispiel Friseure und Nagelstudios in Aussicht gestellt wird, Anfang Mai öffnen zu können und die Gastronomie ganz außen vor bleibt.“ Dabei könne sie Schutzmaßnahmen einfach umsetzten. Um die Abstandsregelung einzuhalten, könne sie die Anzahl der Tische reduzieren. „Im Außenbereich könnten wir eine Theke öffnen, wo die Gäste sich das Bier selbst abholen“, so Wenders.

Boris Cerovic vom Restaurant „Dubrovnik“ in Moers zeigt Verständnis für die Entscheidung der Regierung: „Die Gesundheit geht vor, es bringt nichts, wenn jetzt alles geöffnet wird, die Infektionen wieder zu nehmen und wir in ein paar Wochen den nächsten großen Shut Down haben.“ Er sorgt sich auch um seinen 73-jährigen Vater, Velimir Cerovic, der das Restaurant vor 49 Jahren eröffnet hat. „Was nützen uns die Einnahmen, wenn mein Vater unter Umständen krank wird und auf der Intensivstation liegt.“

Seit gut einer Woche bietet das Dubrovnik einen Lieferservice an. „Das erste Wochenende lief ganz gut, unter der Woche noch etwas schleppend“, so Boris Cerovic. Er hofft aber, davon profitieren zu können, wenn der Einzelhandel am Montag wieder öffnet und mehr Leute in der Stadt sind – zum Einkaufen oder zum Arbeiten. „Wir liefern gerne auch einen Mittagstisch“, so Cerovic. „Der Lieferservice ist noch Neuland für uns, wir haben damit bisher keine Erfahrung gemacht.“ Er hofft auf Verständnis der Kunden, falls es mal nicht so reibungslos funktioniert.

Mit einer Lockerung der Maßnahmen in seiner Sparte rechnet der Gastronom nicht vor Pfingsten. Das Dubrovnik wäre dann aber gut vorbereitet und könne Abstands- und Hygieneregeln einhalten. „Das Ganze ist schon hart, der April mit dem schönen Wetter hätte uns einen guten Umsatz gebracht.“ Mit der Soforthilfe und der Kurzarbeit komme man dennoch erstmal über die Runden. Außerdem hofft er auf Steuersenkung und Kulanz von Seiten der Stadt.„Wir sind ein alteingesessenes Restaurant, wir werden das irgendwie überstehen. Richtig schlimm wird es für die Gastrobetriebe, die gerade erst geöffnet haben und noch Kredite abbezahlen müssen. Aber auch für uns und besonders für meinen Vater ist es schon sehr bitter, dass wir so lange geschlossen haben müssen. Das haben wir in den ganzen 49 Jahren nicht erlebt. Für mein Vater ist das Dubrovnik ein Lebenswerk.“ Er hofft im nächsten Jahr gemeinsam mit vielen Gästen den 50. Geburtstag des Dubrovnik feiern zu können.

 Wegen Corona geschlossen

Wegen Corona geschlossen

Foto: Dehoga

Wegen der absehbar bleibenden wirtschaftlich katastrophalen Aussicht für die Gastronomen fordert der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ein Rettungspaket für das Gastgewerbe und Steuererleichterungen. „Wer unsere Gastronomen und Hoteliers nicht mit einem riesigen Schuldenberg in die Normalität ‚entlassen’ und wer die Vielfalt, Buntheit und Struktur unserer Branche mit ihren Zehntausenden von Restaurants, Cafés, Kneipen, Clubs, Hotels und Pensionen erhalten möchte, der muss uns mit einem eigenen Rettungspaket auf die Beine helfen. Dazu gehört auch der reduzierte Mehrwertsteuersatz, wie er jetzt im Liefer- und Abholgeschäft schon gilt“, fordert Bernd Niemeier, Präsident der Dehoga NRW. Auf Sicht blieben Liefer- und Abholservices das Einzige, was die Gastronomie derzeit anbieten kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort