Musik in Moers macht stark Nachbarn singen zusammen im Hof

Eine Asberger Nachbarschaft beteiligte sich am Freitag an der Aktion „Musik macht stark“ der Musikschule.

 Im Hof und auf den Balkonen erklangen in Asberg Frühlingslieder. Eine schöne Aktion in Zeiten der Corona-Krise.

Im Hof und auf den Balkonen erklangen in Asberg Frühlingslieder. Eine schöne Aktion in Zeiten der Corona-Krise.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Auf einem Parkdeck im Hinterhof einer Wohnanlage in Asberg hat sich am Freitagabend etwas Erstaunliches ereignet. Pünktlich um halb sieben traten elf Menschen unterschiedlichen Alters in sieben Kreide-Kreise, die im Abstand von zwei Metern auf den Boden des Hofes gemalt waren. Einige als Paar, andere alleine. Auf den Balkonen des Hauses tauchten um die gleiche Zeit an fünf verschiedenen Stellen acht Menschen auf, die gespannt nach unten in den Hof blickten. Im Erdgeschoss war auf dem Rasen ein Keyboard aufgebaut, hinter der geöffneten Terrassentür waren ein weiteres Keyboard sowie ein Mann am Cello zu erkennen. Schnell waren Liedzettel verteilt und schon konnte es losgehen mit dem Nachbarschaftskonzert: „Komm, lieber Mai und mache die Bäume wieder grün…“ Drei Strophen des bekannten Frühlingsliedes schallten durch den Hof.

Britta Olschowka hatte das Event mit ihrem Mann, ihrer Schwester und ihrem Schwager angestoßen. Als frühere Klavier-Schülerin der Musikschule freute sie sich über den Anlass, das Keyboard mal wieder erklingen zu lassen. Sie hatte von der Aktion der Musikschule gehört, die Menschen mit Musik zusammen bringen will. In der ersten Woche der Aktion „Musik macht stark“ waren die Familien zunächst in den eigenen vier Wänden geblieben. „Wir waren unsicher, ob man überhaupt die ganze Nachbarschaft mit einladen darf“, so die Asbergerin. Doch nach Rücksprache mit dem Ordnungsamt und dem Leiter der Musikschule, Georg Kresimon, wurde klar, dass dies – mit Abstand – eine super Idee sei. So wagte man bereits in der vergangenen Woche das Experiment mit dem Lied „Nun ruhen alle Wälder“ und stellte erfreut fest, wie gemeinschaftsstiftend die Kraft der Musik ist. Inzwischen gibt es eine Whats-App-Gruppe und Planungen für ein großes Grillfest im Sommer. „Wir wohnen seit 35 Jahren hier und freuen uns, dass durch diese Aktion die Kontakte wieder intensiver werden“, so Bernhard Olschowka. Auch die 89-jährige Brunhild Birgel, die 30 Jahre lang im Moerser Kammerchor gesungen hat, freute sich über das gemeinsame Musizieren in dieser kontaktarmen Zeit. Junge Leute wie Larissa Hilbig und Dennis Kanschat, die erst seit Kurzem Teil der Hausgemeinschaft sind, bekamen Gelegenheit, ihre Nachbarn richtig kennen zu lernen.

In dieser Woche soll es weiter gehen. Da veröffentlicht die Musikschule den ersten Schnipsel eines neuen Frühlingsliedes auf der städtischen Homepage. Jeden Tag kommen ein paar Takte hinzu, zuletzt auch der Liedtext. Und am Freitag wird an unterschiedlichen Orten in Moers, in Gärten, auf Balkonen, in Wohnzimmern oder auf Straßen ein neues, gemeinsames Lied erklingen.

Mit der Aktion „Musik macht stark“ möchte die Moerser Musikschule alle Schüler, aber auch alle musikinteressierten Bürger ermutigen, trotz Kontaktverbots gemeinsam Musik zu machen. Die Balkonkonzerte in Italien dienten dafür als Vorbild. Die Idee mit den Notenschnipseln hatte Ulrike Schweinfurth. Die stellvertretende Musikschul-Leiterin wollte ihren Querflöten-Schülern gerne eine kleine Aufgabe mitgeben, um in der Zeit ohne Unterricht ein wenig weiter zu üben. Bei der Familie einer Schülerin aus Kapellen führte das zu einer ganz neuen Erfahrung: Jakob, Victoria, Femke und Tammo spielten gemeinsam „Nun will der Lenz uns grüßen“ auf Keyboard, Querflöte, Geige und Cajon (Kistentrommel). Ein Highlight an Victorias 13. Geburtstag, das stolz auf Video festgehalten wurde. Die Abstände zwischen den Vieren hatte die Familie sorgsam mit einem Zollstock abgemessen.

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