Theater in Moers Wie aus einem Theaterstück ein Hörspiel wird: Nischen

Doppelte Premiere am Schlosstheater: Am Donnerstag findet die Uraufführung von „Nischen – eine hörbare Stadtrauminszenierung“ als Hörspiel statt.

 Das Regieduo willems&kiderlen hat den Audiowalk  entwickelt .

Das Regieduo willems&kiderlen hat den Audiowalk  entwickelt .

Foto: willems&kiderlen

Das Coronavirus hat das Regieduo willems&kiderlen vor eine gehörige Herausforderung gestellt: „Man denkt, man baut ein Auto, und stellt fest: Es wird ein Schiff“, sagt Kim Willems. Das Schlosstheater Moers hatte das auf Stadtraum-Inszenierungen und Theaterperformances spezialisierte Regieduo eingeladen, für die fünfte Inszenierung in der aktuellen Spielzeit mit den Schauspielern einen Audiowalk durch das in die Jahre gekommene Wallzentrum zu inszenieren. In dem Stück „Nischen – eine hörbare Stadtrauminszenierung“ sollte das Publikum am 23. April eine geführte Tour mit Kopfhörern erleben. Das ist wegen der Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus nicht möglich. Die Premiere findet am 23. April trotzdem statt: als Hörspiel. Abrufbar auf der Homepage des „W – Zentrum für urbanes Zusammenleben“. „Nachdem am 23. März die Proben gestoppt wurden, haben wir die Inszenierung in nur wenigen Wochen umgebaut und Texte neu geschrieben, um den geplanten Audiowalk als Hörspiel zu realisieren“, erzählt Willems. „So etwas haben wir noch nie erlebt. Aber meine Kollegin Meret Kiderlen und ich sind ja gewöhnt, zu improvisieren.“ Nischen, das seien die Räume, in denen sich jeder frei entwickeln könne, erklärt Willems das Konzept der Inszenierung. „Eine gute Demokratie erkennt man daran, wie viele Nischen man den Bürgern ermöglicht. Sie sind jedoch gleichzeitig Entfaltungs- und Gefahrenraum. Und diese Ambivalenz hat uns besonders interessiert.“

Das Regieduo führte Interviews mit Experten – zum Beispiel mit einem Kriminalinspektor –, aber auch mit Menschen, die gewollt oder ungewollt in Nischen leben. Das Wallzentrum mit seinen leerstehenden Läden sollte dem Publikum das Gefühl vermitteln, sich durch ein Gesellschaftsmodell mit vielen Nischen zu bewegen. Die Schauspieler hätten die Zuschauer als Guides durch die Passage geführt, in der auch immer wieder Querulanten aufgetaucht wären, die die Grenzen austesten würden. „Es ist das Ringen um diesen Konflikt, das uns gereizt hat“, sagt Willems. Und das auch im Hörspiel deutlich werden soll. Zu hören sind Patrick Dollas, Lena Entezami, Matthias Heße, Roman Mucha und Elisa Reining. Premiere ist am 23. April, 18 Uhr, auf www.dasw.de.

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