Enni Night of the Bands Die Locations Klassische Kneipe aus den Siebzigern

Moers · Günter Mertes hat „Zum Brunnen“ 1979 eröffnet. Seitdem hat sich einiges verändert.

 Günter Mertes in seinem „Brunnen“.

Günter Mertes in seinem „Brunnen“.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Der „Brunnen“ ist eine Kultkneipe. Das behauptet zumindest sein Besitzer, Günter Mertes. Seine Argumente: Das Lokal läuft gut, seit er es vor 40 Jahren eröffnet hat. Die Gäste sind manchmal schon vor dem Wirt vor Ort. Und Stefanie Lehmann von der Soul- und Funk-Band „Lehmann’s Brothers“, die zur Enni Night of the Bands hier auftreten wird, hat im „Brunnen“ schon ihr Abitur gefeiert.

Neben der Röhre sei seine Kneipe 1979 die einzige gewesen, die nicht „Opa-Musik aus der Jukebox“ spielte, sagt Mertes. An der Wand hängen heute noch Fotos von Kurt Cobain, U2 und anderen musikalischen Größen. Alle auf Konzerten aufgenommen, alle hat der Wirt selbst besucht. Auch das Moers Festival ist  im „Brunnen“ präsent: Rund um den Billardtisch hat Mertes alte Plakate aufgeklebt, er ist ein großer Fan des Spektakels. In seiner Kneipe wird zwar nicht getanzt, doch die Musik ist ihm heilig. Wenn seine Gäste Darts oder Doppelkopf spielen, sich um den Billardtisch versammeln oder sogar das Schachbrett auspacken, läuft häufig Blues, manchmal Rockklassiker, am liebsten Indie und niemals Schlager. Zur Enni Night soll es Soul und Funk von den Lehmann Brothers geben. Die Band kennt Mertes schon lange – die weiß, wie man die Instrumente so aufbaut, dass genügend Raum für die Gäste bleibt. Einmal hat Mertes eine Afrika Party gefeiert – seitdem weiß er, dass 125 Menschen in seinem Lokal Platz finden. Für die Enni Night wünscht er sich viele Besucher, die ihr Smartphone bestenfalls in der Hosentasche lassen.

Manchmal vermisst Mertes nämlich die Zeit, in der es „diese Dinger“ noch nicht gab. Da saßen die Gäste noch aneinander zugewandt an den Tischen, unterhielten sich angeregt, und wer keine Lust dazu hatte, schaute eben in sein Bierglas. „Damals gingen die Moerser einfach raus, um Leute zu treffen – ohne große Absprachen, ohne kurzfristige Absagen“, sagt Mertes.

Das sei heute anders – das Smartphone machts möglich: „Es gibt zu viel Ablenkung vom wahren Leben durch soziale Medien, Apps und anderes Zeug.“ Das soll in seinem Lokal anders sein. Er wünscht sich, dass seine Besucher sich bei ihren Unterhaltungen in die Augen schauen, sich nicht ständig vom Vibrieren ihres Handys ablenken lassen. Ein Verbot gibt es nicht – nur einen Appell von Mertes, sich mal wieder auf die Gegenwart zu besinnen, das echte Leben.

Mertes jedenfalls ist zufrieden mit seiner Realität, mit dem, was er erreicht hat. 1979 gab er seinen sicheren Arbeitsplatz als Elektrotechniker auf, für eine Idee. Die Idee, den Moersern mehr zu bieten als bloß Jukeboxmusik. Die jungen Menschen kamen in Scharen, feierten, rauchten, tranken. Heute wird draußen geraucht. Und es sind jetzt die Kinder dieser jungen Leute, die den „Brunnen“ ihre „Stammkneipe“ nennen.

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