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Skurriler Betrugsfall aus Moers Opfer legt Geld und Schmuck an Pferdekoppel ab

Moers · Ein angeblicher Polizist und ein vermeintlicher Staatsanwalt haben einen 77-Jährigen aus Moers dazu gebracht, Geld und Schmuck im Wert eines sechsstelligen Eurobetrags herauszugeben. Es ist nicht der erste Fall dieser Art.

 An dieser Stelle nahe des Uettelsheimer Sees sollte der Moerser einen Teil der Beute hinterlegen.

An dieser Stelle nahe des Uettelsheimer Sees sollte der Moerser einen Teil der Beute hinterlegen.

Foto: Rüdiger Bechhaus

Geld und Schmuck im Wert eines sechsstelligen Eurobetrags – hinterlegt in Plastiktüten an einem Sportplatz und an einer Pferdekoppel: Ein 77 Jahre alter Mann aus Moers ist Opfer eines dreisten Betruges geworden. Um an seine Wertsachen zu kommen, erzählten Kriminelle dem Senior in mehreren Telefonaten, die sich laut Polizei von Dienstag, 16 Uhr, bis Mittwoch, 15 Uhr, hinzogen, Lügengeschichten.

So erklären ein falscher Kriminalbeamter namens Henkel und ein vermeintlicher Staatsanwalt namens Baak dem Moerser im ersten Gespräch am Dienstag gegen 15.55 Uhr, dass er sein Geld in Sicherheit bringen muss, weil an der Eduardstraße eingebrochen worden sei.

Um die Echtheit ihrer angeblichen verdeckten Ermittlungen zu unterstreichen, sagen ihm die Anrufer, dass er die Nummer 110 zurückrufen kann. Auch seien schon zwei Tatverdächtige festgenommen und ein Notizbuch gefunden worden, heißt es. Darin sei der Moerser als potenzielles Einbruchsopfer aufgeführt. Weitere Ermittlungen hätten darüber hinaus ergeben, dass ein Räuber gemeinsam mit einem Bankangestellten auf das Konto des 77-Jährigen zugreifen will. Damit der Senior das glaubt, spielen ihm die Betrüger fingierte Gespräche aus einer vermeintlichen Telefonüberwachung der Polizei vor.

Der Trick ist bekannt, aber er funktioniert trotzdem immer wieder, denn die Anrufer setzen auf die Angst ihrer Opfer – und auf enorm großen Druck. „Diese Leute sind gut geschult und treten sehr glaubwürdig auf“, sagt Kreispolizeisprecher Björn Haubrok. „Dahinter stehen in aller Regel professionell organisierte Täter, die meist aus Call Centern im Ausland agieren. Helfer vor Ort sammeln die Beute ein.“

So wie bei einem Ehepaar aus Kamp-Lintfort, das falsche Polizisten im Juli dieses Jahres ebenfalls um eine sechsstellige Summe brachten. Auch in diesem Fall brachten Unbekannte das Paar im Alter von 60 und 65 Jahren mit einer abenteuerlichen Geschichte dazu, das Geld auf einem Feldweg nahe der Raststätte „Geismühle“ an der A57 abzulegen.

Das Ehepaar, das glaubte, Polizei und Staatsanwaltschaft helfen zu können, befolgte die genauen Instruktionen der Betrüger. Die Kamp-Lintforter gaben Auskunft über ihren Kontostand und folgten der Anweisung, eine sechsstellige Summe abzuheben. Die Anrufer bereiteten sie auch darauf vor, was sie den Bankmitarbeitern sagen sollten. Das funktionierte. An einem Nachmittag fuhr das Ehepaar schließlich auf Geheiß der „Polizei“ mit dem Geld zunächst zur Raststätte Geismühle, dort lotste ein Täter die Kamp-Lintforter per Telefon auf einen Feldweg. Am Fuß eines Strommastes legten sie die Beute ab.

„Unsere Erfahrung ist: Ist das Geld einmal übergeben, gibt es kaum eine Chance, es zurück zu bekommen“, sagt Björn Haubrok. Im aktuellen Fall legte das Opfer in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gegen Mitternacht zunächst eine Plastiktüte mit Bargeld und Schmuck an einem Baum hinter einem Zebrastreifen in der Nähe des Asberger Sportplatzes in Moers ab. Doch das reichte offenbar noch nicht. Am Mittwoch rief der vermeintliche Staatsanwalt gegen 7.10 Uhr erneut an und gab vor, dass der Räuber und der Bankangestellte planten, das Bankschließfach des 77-Jährigen zu plündern. Auch dessen Inhalt müsse deshalb in Sicherheit gebracht werden. Der Moerser deponierte daraufhin gegen 14.30 Uhr noch einmal Geld an einer Pferdekoppel in der Nähe der Elisenstraße, Ecke Kohlenstraße am Uettelsheimer See – am Ende des Weidezauns hinter dem Schild mit der Aufschrift „Naturschutzgebiet“.

Die Polizei Moers bittet Zeugen, die an den Ablageorten verdächtige Personen beobachtet haben, sich unter der Telefonnummer 02841 171-0 zu melden. Außerdem warnt sie davor, Geld an unbekannte Menschen zu übergeben.

Die Polizei fordere niemals dazu auf, Wertsachen zum Schutz vor Einbrechern in Verwahrung zu nehmen, heißt es. Wenn Bürgern etwas komisch vorkommt, sollten sie über den Notruf 110 die Polizei informieren. Dabei dürfe allerdings nicht die Rückruffunktion im Telefonprotokoll genutzt werden, weil Betrüger ihre ausgehenden Telefonnummern unter anderem mit der 110 im Telefondisplay erscheinen lassen können.

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