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Moers Junges STM inszeniert "Herr der Fliegen"

Moers · Spärlich war die Kulisse, beeindruckend dafür das schauspielerische Talent. Die Besucher des Premierenstückes im Bollwerk 107 schenkten den neun Moerser Schülern lang anhaltenden Applaus.

 Emotionale Erniedrigung und rohe Gewalt: "Herr der Fliegen" ist nicht leicht zu inszenieren – die jungen Schauspieler aber bewiesen ihr Können.

Emotionale Erniedrigung und rohe Gewalt: "Herr der Fliegen" ist nicht leicht zu inszenieren – die jungen Schauspieler aber bewiesen ihr Können.

Foto: Klaus Dieker

Unter der Regie von Holger Runge und Anna Städler präsentierte das zehnköpfige Ensemble des Jungen Schlosstheaters Moers (JSTM) im Jugendzentrum Bollwerk 107 das Theaterstück "Der Herr der Fliegen" nach dem Roman des Schriftstellers William Golding.

Die Geschichte handelt von einer Gruppe Jungen im Alter von sechs bis zwölf Jahren, die bei einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel stranden. Bei dem Versuch, ihr Überleben gemeinsam zu organisieren, kommt es jedoch bald zu Streitigkeiten und schließlich zu tödlichen Machtkämpfen. Sind dem Menschen Gewalt und Machtgier angeboren, und wenn ja, wie wenig braucht es eigentlich, um sie in bestimmten Situationen ungehemmt ausbrechen zu lassen? Dieser Frage stellten sich die jungen Schlosstheater-Schauspieler in dem gut 60 Minuten dauernden Stück am Sonntag vor einigen Zuschauern mit großem spielerischen Einsatz.

Eher spärlich war dagegen die Kulisse. Sie bestand lediglich aus mehreren Apfelsinenkisten, ein paar Holzstangen, einem mit roter Farbe durchtränktem Stoffklumpen und einem Holzstapel, der sich zwischenzeitlich immer mal wieder mit Hilfe von vier roten Scheinwerferlampen in ein gespenstisches Lagerfeuer verwandelte. Dazu rauschte aus einem Hintergrundlautsprecher fast schon idyllisch das Meer. Gespielt wurde sowohl auf der Bühne als auch im Saal selber, wobei die Zuschauer in langen, rechts und links an den Saalwänden aufgestellten Stuhlreihen saßen.

Eine Anordnung, die Holger Runge und Anna Städler absichtlich so gewählt hatten, um die Zuschauer möglichst nah an das Spielgeschehen heran zu holen, dabei den Schauspielern aber gleichzeitig viel Aktionsraum zu geben — nötigen Aktionsraum, denn das Stück setzt in vielen Szenen weniger auf Sprache denn auf Bewegung. So zum Beispiel, wenn die um den aggressiven Anführer Jack (beeindruckend gespielt von Aaron Weyers) versammelte Gruppe unter lautstark gebrüllten Parolen in soldatischer Formation durch den Saal stapften, oder auch als Jacks Gegner, der mehr liberal und demokratisch gesinnte Ralph (Eric van den Bosch) mit seinen Anhängern anrückt, um über die Rückgabe der bei einem Überfall erbeuteten Brille des dicklichen Piggy zu verhandeln. Ohne sie kann das als Signal für vorbeifahrende Schiffe notwendige Lagerfeuer nicht zum Brennen gebracht werden.

Doch Jack will gar nicht wieder nach Hause. Er möchte der Herrscher auf der Insel werden und nutzt dabei von emotionaler Erniedrigung bis zur rohen Gewalt alle Mittel, seine Anhängerschaft zu vermehren.

Am Ende kann nur noch die Offizierin eines zufällig vorbeikommenden Marineschiffes (Regieassistentin Victoria Rehm) die Tötung von Ralph und weitere Eskalationen der Gewalt verhindern. Kein leichtes Stück für die jungen Schlosstheater-Schauspieler, umso mehr verdient war daher der lang anhaltende Applaus, den ihnen die Premierenbesucher am Ende schenkten.

(RP)
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