Bodenrichtwerte in der Grafschaft Grundstückspreise steigen weiter

Das belegen die jetzt veröffentlichten Bodenrichtwerte aus dem Jahr 2019. Bei niedrigen Zinsen und niedriger Inflation investieren die Menschen augenscheinlich ihr Geld vermehrt in Grundstücke und Immobilien.

Die Grundstückspreise sind erneut gestiegen, besonders stark in Neukirchen-Vluyn. In dieser Stadt erhöhte sich der Wert vom Jahr 2018 zum Jahr 2019 um durchschnittlich 5,2 Prozent, wie der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis Wesel in seinem Bericht feststellte, der seit Anfang März öffentlich ist. Kreisweit wuchs der Bodenrichtwert um durchschnittlich 1,1 Prozent, nachdem er seit den frühen 2010er Jahren kontinuierlich steigt.

Die höchsten Grundstückspreise im linksrheinischen Teil des Kreises Wesel sind auf der Fläche der einstigen GSV-Sportanlage in Moers zu bezahlen, die sich südöstlich an Schlosspark und Freizeitpark anschließt. Dort liegt der Bodenrichtwert, der gesondert vom Gutachterausschuss der Stadt Moers festgelegt wurde, für einen Quadratmeter Bauland bei 510 Euro. Bodenrichtwerte in diesem Bereich waren früher nicht in der Grafenstadt zu finden, anders als zum Beispiel in der Stadt Meerbusch westlich von Düsseldorf, in der seit Jahren Bodenrichtwerte in der Bandbreite von 400 bis gut 500 Euro vermerkt sind.

Nur im Moerser Süden hatte der Bodenrichtwert bislang an Zahlen aus Meerbusch herangereicht, zum Beispiel mit 400 Euro je Quadratmeter für die Ackerstraße in Schwafheim. „Das Gebiet des einstigen GSV-Sportplatzes liegt ruhig, ist trotzdem nah an der Innenstadt gelegen, die Schulen und das Autobahnkreuz Moers sind auch nicht weit entfernt“, begründet Ralf Ritter, Abteilungsdirektor Immobilen der Sparkasse am Niederrhein, den Bodenrichtwert. „Außerdem gehen die Grundstückspreise voll in den Bodenrichtwert ein, weil es ein Neubaugebiet ist. Das ist anders als bei bestehenden Baugebieten, in denen ein Grundstück mit Immobilie verkauft wird. Dort lässt sich der Grundstückspreis nur über eine komplexe Verkehrswertermittlung zurückrechnen. Das ist punktgenau kaum möglich, da die Datenlage meist unzureichend und der Aufwand hoch ist.“

Ein Beispiel dafür ist die Beamtensiedlung am Pappelsee in Kamp-Lintfort. Obwohl das Wohngebiet zwischen Laga-Gelände, Pappelsee und Stephanwäldchen neben dem Kamper Berg als beste in der der Laga-2020-Stadt zählt, liegt der Bodenrichtwert nur bei 195 Euro. Im neuen Wohngebiet am Wandelweg, das sich nordwestlich auf dem einstigen Sportplatz des SV Lintfort anschließt, beträgt er trotz schlechterer Lage 260 Euro. Im Niersenbruch, in dem Bestandsimmobilien vorherrschen, beträgt er 200 Euro, im Baugebiet Moerser Straße West, das in den letzten Jahren neu entstanden ist, 250 Euro.

In Neukirchen-Vluyn liegen die Grundstückspreise ähnlich wie in Kamp-Lintfort; am höchsten im Niederbergquartier, dort zum Beispiel mit 300 Euro je Quadratmeter auf der Schieferstraße. „Die Nachfrage ist groß und das Angebot an Grundstücken begrenzt“, sagt Sparkassen-Vorstand Bernd Zibell. Entsprechend seien die Grundstücks- und Immobilienpreise gestiegen. Der Kaufwille werde dadurch jedoch nicht gebremst, im Gegenteil. „2019 haben wir in der Baufinanzierung eine Darlehenssumme von 225 Millionen Euro bewilligt“, erläutert der Sparkassen-Vorstand. „Das sind über sieben Prozent mehr als im Vorjahr.“ Bei niedrigen Zinsen und niedriger Inflation würden sich die Menschen ihren Traum vom eigenen Haus erfüllen. Die Corona-Krise habe sich aktuell noch nicht auf dem Immobilienmarkt ausgewirkt, so die Sparkasse auf Nachfrage.

Diese Entwicklung spiegeln auch die Berichte der Gutachterausschüsse wider. In zehn Städten und Gemeinden des Kreises Wesel, aus denen die Daten einfließen, wuchs die Anzahl der Grundstücksverkäufe um 4,3 Prozent aus 2675 im Jahr 2019 an. Der Geldumsatz nahm gleichzeitig um 2,3 Prozent auf 566 Millionen Euro zu, um damit den Trend der Vorjahre fortzusetzen. Besonders beliebt sind Doppelhaushälften, Reihenhäuser sowie Einzelhäuser.

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