Kriminalitätsentwicklung Mobile Kameras für die Rheydter City?

Mönchengladbach · Vor Corona gab es am Marienplatz und seiner Umgebung einen deutlichen Anstieg an Straftaten. 133 waren es allein im Februar. Seitdem ging die Zahl deutlich zurück – nicht nur wegen der Pandemie.

 Fest installierte Kameras wie am Alten Markt wird es in Rheydt nicht geben.

Fest installierte Kameras wie am Alten Markt wird es in Rheydt nicht geben.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Die Rheydter Innenstadt hat ein Problem. Zumindest war das vor Corona so. Und es könnte sich nach der Pandemie auch wieder fortsetzen: Es gibt dort erheblich viele Straftaten. „Das war in den Jahren 2016 und 2017 schon einmal so“, sagte Hans-Gerd Möskes, bei der Polizei Leiter des Schwerpunktdienstes Rheydt. Damals habe es etliche Festnahmen gegeben und dann habe erst einmal Ruhe geherrscht. „2019 und 2020 häuften sich wieder Bürgerbeschwerden“, so Möskes in der Bezirksvertretung Süd. Der Grund: „Es gab einen deutlichen Anstieg von Straftaten aller Art, besonders im Bereich Straßenkriminalität“, berichtete der Leiter des Schwerpunktdienstes.

Dies war Anlass für die Polizei, ein Konzept für diesen Brennpunkt zu erstellen. Dazu gehört unter anderem offene und verdeckte Polizeipräsenz zu unterschiedlichen Uhrzeiten an verschiedenen Tagen. Dies zeigte auch schon bald Erfolg: Die Ermittlungen führten zu verschiedenen Gruppen: einer Jugendgruppe, die sogenannten Odenkirchener Getto-Boys, oder OGB, deren Mitglieder zum Teil bereits in polizeilichen Programmen erfasst sind, und einer Dealerbande, die sich aus Heranwachsenden und Erwachsenen  zusammensetzt. Die Polizeiarbeit ist in diesen Fällen noch nicht abgeschlossen. „Ziel sind Festnahmen“, sagte Möskes. Doch dafür brauche man mehr „als 40 Snaptütchen Marihuana“. Außerdem wolle man an die Haupttäter heran.

133 Straftaten waren alleine im Februar in der Rheydter City registriert worden, 53 waren es im März, zwölf im April. „Der Rückgang ist auch der Corona-Schutzverordnung geschuldet“, sagte Möskes. Doch auch die rund 420 offenen und verdeckten Polizeieinsätze hätten Wirkung gezeigt. Weil ein Teil der Rheydter City zum kriminogenen Ort erklärt wurde, haben die Beamten auch die Möglichkeit zu anlasslosen Kontrollen. So werden viele Identitäten festgestellt und Platzverweise erteilt. Dennoch gebe es die Polizeimaßnahmen noch nicht lange genug, um Nachhaltigkeit zu erzielen.

„Wir prüfen jetzt den Einsatz einer örtlichen Einsatzgruppe“, sagte Möskens. Diese soll die Drogenkriminalität im Bereich der Rheydter City bekämpfen. Außerdem werde über die Beschaffung einer mobilen Videobeobachtung nachgedacht, die in Rheydt, aber auch an verschiedenen anderen Stellen eingesetzt werden könne. Doch laut Möskes ist die Anschaffung einer solchen Anlage, deren Kosten im sechsstelligen Bereich liegt, von mehreren Faktoren abhängig. Dazu zähle auch die personelle Ausstattung der Polizei. „Eine Videobeobachtung macht nur Sinn, wenn wir auch unverzüglich einschreiten können“, sagte der Leiter des Schwerpunktdienstes. Und: „Wir haben nicht nur einen Brennpunkt in der Stadt, sondern viele.“

Beim letzten Treffen des Polizeibeirats hatte Polizeipräsident Mathis Wiesselmann noch klar gemacht, dass es für eine Videobeobachtung in der Rheydter City keine rechtliche Grundlage gebe. CDU-Ratsherr Frank Boss hatte die Kameras für den Marienplatz und seine Umgebung gefordert, weil eine Gruppe Jugendlicher monatelang bevorzugt Schüler drangsalierte, abzog, bedrohte und auch körperlich verletzte. Was folgte, war eine heftige Diskussion in der Politik, aber auch in der Bürgerschaft. SPD und Grüne wollten ein Gesamtkonzept für den Problem-Bereich und hatten sich gegen Kameras in Rheydt ausgesprochen.

In der Bezirksvertretung Süd gab es keinen Widerspruch beim Bericht von Möskes. Der hatte zuvor aber auch erklärt, dass die Maßnahmen in der Rheydter  City von Polizei, Ordnungsamt und Jugendamt zusammen abgesprochen wurden und werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort