Trauerfälle in Mönchengladbach Gedenkfeier für tote Kinder fällt wieder aus

Mönchengladbach · Die Trauerstunde im „Eli“ sollte Betroffenen einen geschützten Raum zur Erinnerung bieten. Wieso die Veranstaltung wieder entfallen muss und warum sie eigentlich so wichtig ist.

 Auf dem Städtischen Hauptfriedhof in Mönchengladbach gibt es ein sogenanntes „Sternenfeld“.

Auf dem Städtischen Hauptfriedhof in Mönchengladbach gibt es ein sogenanntes „Sternenfeld“.

Foto: Carsten Pfarr

Der Tod eines Kindes ist auch in der heutigen Zeit ein Tabuthema. Der Schicksalsschlag trifft mit unbeschreiblicher Härte. Die Welt bleibt stehen und das Leben für die Familien, so scheint es, wird nie wieder sein wie früher. Beistand ist dann so wichtig wie nie – und die Trauer hält oft Jahre an, denn die Verbindung der Eltern ist bereits während der Schwangerschaft sehr tief.

Als „Sternenkinder“ werden Kinder bezeichnet, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben. Unter anderem auf dem städtischen Hauptfriedhof gibt es daher auch ein „Sternenfeld“, auf dem Kinder beerdigt liegen. Es ist ein Ort der Trauer und des Trostes.

In den vergangenen Jahren haben auch die Städtischen Kliniken Mönchengladbach (Eli) eine Gedenkfeier für still geborene und verstorbene Kinder veranstaltet – immer am vorletzten Sonntag im November. Das ist dieses Jahr der 20. November. Wie das Eli jetzt mitteilt, findet die Gedenkfeier aber das dritte Jahr in Folge nicht statt.

Das Team, das für die Organisation zuständig ist, sei enttäuscht und bedauere die Entscheidung sehr, heißt von den Städtischen Kliniken. Wie ein Sprecher erklärt, hat die Absage mit zwei Dingen zu tun: Zum einen mit der Corona-Pandemie, wegen derer die Veranstaltung auch 2020 und 2021 abgesagt wurde. Zum anderen seien die Organisatoren „sehr eingespannt im Betrieb“, führt der Klinikensprecher aus: „Wir haben eine starke Belastung in der Pflege.“

Die Kapelle, in der die Gedenkfeier sonst stattfindet, soll Raum bieten, gemeinsam zu trauern, die Leere auszuhalten und zu sehen, dass man nicht alleine ist. „Ohne die Gedenkfeier fehlen die kleinen Gesten, die unausgesprochenen Worte und der Austausch untereinander“, heißt es vom Eli. Ursula Strier, Oberärztin in der Klinik für Kinder und Jugendliche des Eli, weiß aus ihrer Erfahrung, wie wichtig das alles ist, damit sich Familien der schmerzhaften Erinnerung an das geliebte Kind stellen und damit winzige Schritte zurück ins Leben finden. „Auch für mich als Kinderärztin ist es schwer, mit dem Tod eines Kindes zu leben. Eigentlich ist es meine Aufgabe, Kinder gesund zu machen. Jedoch gibt es Situationen, wo wir medizinisch nicht mehr helfen können, und dies hinterlässt ein Gefühl der Ohnmacht“, sagt sie.

Statt der Gedenkfeier werden die Krankenschwestern, Hebammen und die Seelsorgerin Briefe an die betroffenen Familien schreiben.

Eine internationale Aktion, die verstorbenen Kindern gedenkt, steht am 11. Dezember bevor: Am Tag des „Worldwide Candle Lightning“ (zu Deutsch: Weltweites Kerzenleuchen) wird abends um 19 Uhr Ortszeit für eine Stunde eine Kerze für jedes verstorbene Kind angezündet und sichtbar ins Fenster gestellt. Dadurch soll eine Lichterwelle um die Erde gehen. Die Aktion geht auf eine Initiative aus den USA zurück. Mittlerweile ist der zweite Sonntag des Dezembers ein Weltgedenktag für verstorbene Kinder.

(capf)
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