Stadtschützenfest Mönchengladbach Wo Ludwig XIV. strahlt und Jan Wellem zecht

Mönchengladbach · Beim Stadtschützenfest treffen Anfang September mehrere Regenten aufeinander, die markante Spuren in der Historie hinterlassen haben. Die Rollen werden von Stadtprominenz gefüllt.

 Ludwig XIV. wird von Michael Schroeren dargestellt.

Ludwig XIV. wird von Michael Schroeren dargestellt.

Foto: dpa

Wenn Gladbachs geschichtlicher Glanz nicht reicht, um Pracht und Prunk vergangener Zeiten zum Stadtschützenfest in Szene zu setzen, muss nachpoliert werden. Da kennt die Kreativität kaum Grenzen, stellt Schützenchef Horst Thoren gern überraschende Verbindungen her. So soll auch zum Neustart des gesamtstädtischen Brauchtums am 4. September aufgeführt werden, was so nie geschehen ist.

Und dennoch ist ein Fünkchen Wahrheit dabei, sind die historischen Bezüge durchaus gegeben. So kommt es also am Stadtschützenfest-Sonntag auf dem Alten Markt zu einer besonderen Begegnung. Dort erstrahlt vor rheinisch-schlichter Kulisse der Glanz des Sonnenkönigs. Ludwig XIV. tritt auf. Und tatsächlich hat der strahlende französische Monarch, der mit Versailles seinen eigenen Machtanspruch vergoldet verklärte, den Niederrhein des häufigeren durchquert. Belegt ist gar ein Geheimtreffen im Sommer 1701 auf Schloss Liedberg.

Ludwig XIV. in Gladbach! Die Perücke ist schon bestellt. Der goldene Thron muss noch besorgt werden. Auf ihm soll der Sonnenkönig Platz nehmen und die rheinische Schützenparade abnehmen (zu sehen und zu bejubeln am Sonntag, 4. September, 16.15 Uhr, Alter Markt). Per SMS haben die Regisseure des Spektakels den wohl strahlendsten heimischen Akteur für diese große Rolle angeworben: Michael Schroeren. Der frühere Bürgermeister und ewige Tausendsassa wird übers Pflastern stolzieren. So der Plan.

 Das Reiterstandbild von Jan Wellem vor dem Düsseldorfer Rathaus.

Das Reiterstandbild von Jan Wellem vor dem Düsseldorfer Rathaus.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Sonnenkönig allein aber reicht den festveranstaltenden Schützen nicht. Sie haben sich in Kurfürst Jan Wellem verguckt – dessen riesiges Reiterstandbild vor dem Düsseldorfer Rathaus nun wirklich beeindruckend ist. Deshalb soll Gladbachs Jan Wellem auch hoch zu Ross zum Stadtschützenfest in Erscheinung treten. Der Kurfürst war als Herzog von Jülich-Berg auch Herr über Mönchengladbach, wiewohl nicht überliefert ist, dass er die Stadt und ihre Abtei jemals besucht hat.

Seine Pracht entfaltete er lieber in Düsseldorf. Dazu trug nicht zuletzt seine zweite Frau Anna Maria de Medici bei, die das Kunstverständnis und den Karneval aus Florenz mit an den Niederrhein brachte. Diese Vorlagen passen wiederum zu Gladbach. So reiten der feierfreudige Jan Wellem und seine kunstsinnige Frau zum Stadtschützenfest am 4. September erst durch die Stadt (der Umzug mit 2500 Schützen und Musikanten beginnt um 15.30 Uhr am Rathaus Abtei) und dann zur Parade (mit Zapfenstreich und Europahymne) wieder auf den alten Markt.

Dort treffen Jan Wellem und Ludwig, zu Lebzeiten politische und militärische Kontrahenten, aufeinander. Die Begegnung soll natürlich friedlich-fröhlich ablaufen und nach der Schützenparade ihre Fortsetzung auf Gladbachs Platz an der Sonne (Sonnenhausplatz) finden. Hier kann Ludwig XIV. strahlen, hier wird Jan Wellem das tun, was die Legende über ihn berichtet: kräftig anstoßen. Denn der Kurfürst soll gern mit Bürgern gezecht haben.

Als kurfürstliches Traumpaar treten erneut zwei bekannte Persönlichkeiten in Erscheinung, die bereits Tollitäten waren und zuletzt die Schützen als Sissi und Franz-Josef begeisterten: Es reiten vor Barbara Gersmann und Norbert Bude. Begrüßt werden Sonnenkönig wie Kurfürstenpaar von Oberbürgermeister Felix Heinrichs, der mit Frack und Zylinder für die bürgerlich-liberale Tradition der Stadt steht. Dazu passt, was am frühen Abend (18 Uhr) am Sonnenhausplatz für Schützen und Gäste gesungen wird. De Boore stimmen an: „Ruet sin de Ruese.“

3. und 4. September Stadtschützenfest in Mönchengladbach / Treffpunkt Sonnenhausplatz.

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