Unterwegs mit Bezirkspolizisten Bei Schulverweigerern wird’s richtig laut

Mönchengladbach · Die Bezirksbeamten Frank Wellers und Marco Broicher werden von vielen Menschen angesprochen. Dazu zählen auch Kinder, die nach Martinszügen alle Polizisten werden wollen.

 Marco Broicher hat immer ein offenes Ohr für die Menschen in seinem Bezirk. Er war schnell integriert. „Ein Schützen- oder ein Feuerwehrfest – und du bist dabei“, sagt er.

Marco Broicher hat immer ein offenes Ohr für die Menschen in seinem Bezirk. Er war schnell integriert. „Ein Schützen- oder ein Feuerwehrfest – und du bist dabei“, sagt er.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Frank Wellers und Marco Broicher haben heute eine Spezialaufgabe. Die beiden Bezirkspolizisten müssen Gefährderansprache halten. Das heißt: Weller und Broicher werden Tacheles reden – mit einem Mann, der in der Vergangenheit auffällig geworden ist. Die Polizisten werden ihm klipp und klar erklären, was passiert, wenn er so weiter macht. Dann landet er nämlich im Gefängnis.

Es kommt immer wieder einmal vor, dass die Polizeihauptkommissare, die ihr Büro in der Verwaltungsstelle Neuwerk haben, solche Gefährderansprachen führen. Nach häuslicher Gewalt beispielsweise oder bei brutalen Fußballfans. Das sind solche Einsätze, wo die beiden Bezirksbeamten zu zweit auftauchen. Normalerweise sind Frank Wellers und Marco Broicher getrennt unterwegs.

Frank ist für den Bezirk Neuwerk, Bettrath, Uedding zuständig, Marco Broicher für Lürrip. Die Bezirke unterscheiden sich ein einem wesentlichen Punkt. In Neuwerk sind die Menschen verwurzelter. „Man kennt sich“, sagt . Und: „Wenn ich von hier zur nächsten Ecke gehe, werde ich 20 Mal gegrüßt.“

 Frank Wellers wird oft von Neuwerker Bürgern auf der Straße angesprochen. Viele geben Hinweise auf Missstände. Manchmal geht es auch um ganz kleine Probleme.

Frank Wellers wird oft von Neuwerker Bürgern auf der Straße angesprochen. Viele geben Hinweise auf Missstände. Manchmal geht es auch um ganz kleine Probleme.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

In Lürrip gebe es dagegen Gebiete mit hoher Fluktuation, je näher es an die Innenstadt geht, desto höher sei sie, weiß Broicher. Das macht die Arbeit als Bezirkspolizist nicht unbedingt leichter. Denn zu den Aufgaben gehören auch Aufenthaltsermittlungen. Und nicht jeder, der umzieht, meldet das der Behörde. Da ist dann Detektivarbeit angesagt: Nachbarn befragen, Familienangehörige anrufen, Facebook durchstöbern. Schließlich soll der Gesuchte zur Rechenschaft gezogen werden oder zur Aufklärung beitragen. Die Polizei sucht Menschen, die Verkehrsverstöße begangen haben und einen Bußgeldbescheid bekommen sollen, Menschen, die keinen Unterhalt zahlen, Menschen, die einen Haftbefehl haben, oder auch Menschen, die vor Gericht als Zeugen aussagen sollen.

Foto: GRAFIK: ZÖRNER

Manchmal kommen auch Aufträge, wo Wellers und Broicher nicht lange suchen müssen. Sie bringen Kinder und Jugendliche zur Schule, die sich immer vorm Lernen drücken. „Dann wird’s laut, aber richtig“, sagt Broicher. Es gibt Situationen, da helfen nur Machtwörter.

Foto: GRAFIK: ZÖRNER

„Am liebsten ist uns aber, wenn wir wenig Aufträge zugetragen bekommen“, sagt Wellers, „dann haben wir Zeit, zu Fuß durch unseren Bezirk zu gehen“. Die Polizisten sollen ein offenes Ohr für die Sorgen der Bürger haben, „auch für die kleinen“, wie Wellers sagt. Da gehört auch schon mal ein Plausch mit Oma Schmitz dazu. Eine ältere Dame hat Marco Broicher ihre gesamte Lebensgeschichte erzählt. Aber so bekommen die Beamten einen Eindruck über Denkweisen.

„Wir sind so etwas wie der Schutzmann alter Art“, sagt Wellers. „Eigentlich ist das ein Job, wie ich ihn mir vor der Einstellung bei der Polizei vorgestellt habe. Im Streifendienst hast du ja kaum noch Zeit für die Menschen. Da hast du eine Aufgabe, erledigst sie und bist auch wieder weg.“ Jetzt sei das anders.

Bezirksbeamte sollen im Dorfleben integriert sein. Sie nehmen an Schützenfesten teil, begleiten Karnevals- und Martinszüge und sorgen für die Schulwegsicherung, damit auch die Kleinsten ihre Scheu vor der Polizei verlieren. Das geht meistens sehr schnell. „Viele sagen, dass sie auch Polizist werden wollen, auch Mädchen“, sagt Broicher.

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