Kolumne von Corgi James Unterwegs am Nettebruchsee

Mönchengladbach/Nettetal · Der idyllische Rundweg im nördlichen Teil des Naturparks Schwalm-Nette lädt zu einem schönen Spaziergang ein. Auch Corgi James hat den Tag sichtlich genossen – wenn da nicht diese eine Sache gewesen wäre.

 Der wasserscheue James meidet das kühle Nass. Schön ist es in seinen Augen am Nettebruchsee trotzdem.

Der wasserscheue James meidet das kühle Nass. Schön ist es in seinen Augen am Nettebruchsee trotzdem.

Foto: Susanne Jordans

Am Ufer des Nettebruchsees blühen im Frühjahr Schneeglöckchen, Sumpfdotterblumen und Schwertlilien, im Sommer spendet die Eichenallee als grüner Tunnel am Nettebruch-Pfad Kühle und Schatten. Ein Ort zum Durchatmen.

Heute sind wir im nördlichen Teil des Naturparks Schwalm-Nette unterwegs. Das Gebiet ist Teil des deutsch-niederländischen Naturparks Maas-Schwalm-Nette. Hier trägt so ziemlich alles das Wörtchen „Bruch“ im Namen: Seen wie Nettebruchsee, Windmühlenbruch, Ferkensbruch, durch die träge das Flüsschen Nette fließt. Unser Parkplatz liegt am Nettbrucher Weg, der sich wiederum zwei Kilometer östlich des Ritzbrucher Wegs befindet. Und rund um den Nettebruchsee kann man auf dem Nettebruch-Pfad und dem Nettbrucher Weg spazieren gehen.

Die inflationäre Verwendung des Begriffs „Bruch“ kommt nicht von ungefähr. Denn in unserem Ausflugsgebiet gibt es wie im ganzen Naturpark, der sich um die Kreise Kleve, Viersen, Heinsberg und einen Teil von Mönchengladbach zieht, Bruchwälder, Heideflächen, Moore und Röhrichte. Und eben Flüsse und Seen. Früherer Torfstich und Mühlen-Staue haben nahe Nettetal eine komplette Seenplatte hinterlassen. Im Nettebruchsee tummeln sich Aal, Barsch, Brassen, Hecht, Karpfen, Rotauge, Rotfeder, Schleie, Wels und Zander – eine beeindruckende Artenvielfalt.

Ein Ausflug an den Nettebruchsee bedeutet einzutauchen in eine andere Welt, in ein von der Natur vielfältig gestaltetes, friedliches Refugium. Man ist dort tatsächlich entrückt von der Gegenwart. Dabei liegt der See zwischen Lobberich und Breyell gerade einmal 24 Kilometer von zuhause weg. Schon während der Anfahrt spürt man, wie das Aufgeregte, das Laute der Großstadt verschwindet: Erst fahren wir die wuselige A52 entlang, dann ein Stück die schon etwas entspanntere A61, um schließlich auf beinahe leeren Straßen unser Ziel zu erreichen.

Das allerdings typischerweise mit Umwegen: Wie erwartet verfährt sich meine Besitzerin wieder einmal, wir rauschen im ersten Anlauf an dem von der Straße durch keinerlei Sichtschutz versteckten Parkplatz für 50 Autos am Nettbrucher Weg vorbei. Knapp zwei Kilometer weiter weg, kurz vor dem Städtischen Krankenhaus Nettetal, kehren wir dann doch um. Und diesmal wird der Parkplatz registriert, also können wir endlich losziehen, zunächst auf dem Nettebruch-Pfad.

Rund um den Nettebruchsee gibt es nichts außer gepflegte Wohnhäuser und Ferienwohnungen mit Adressen wie Fischerweg, Reiherstraße, Strandweg oder endgültig auf den Punkt gebracht: Am See. Daneben Kinderspielplatz und Friedhof, der Sitz des örtlichen Angelvereins und ein einziges Ausflugslokal, der Lambertus Keller. Serviert wird hier neben Salaten und Steaks ab zwei Personen auch ein Chateaubriand, eine Seltenheit in der heutigen Gastro-Branche. Das Restaurant gewährt den direkten Blick auf den Nettebruchsee.

Der See ist eine Idylle, in der nicht nur Biber zuhause sind. Schwan und Haubentaucher, Bläss- und Teichhühner, Stock- Reiher- und Schnatterenten profitieren vom Nass, auch Eisvögel und Spechte sind da. Wir treffen hier wenige andere Spaziergänger, aber alle mit Hund. Niemand spricht uns hier wie zuhause darauf an, ob ich ein Queen-Hund bin. Auch die Fragenvariante „Ist das ein Gorki?“ kommt nicht vor. Es gibt daheim auch Aussagen, in denen bei meinem Anblick etwas Pikiertes mitschwingt, wie „Ich kenne nur einen Corgi in der Stadt, und das ist der, der immer in der Zeitung steht.“ Sowas hören wir hier ebenfalls nicht. Antwortet meine Besitzerin in letzterem Fall übrigens mit „Das ist er“, kommt dann zurück „Ach, nein, jetzt lerne ich James auch mal persönlich kennen.“ Es ist nicht zuletzt dieser ausbleibende Promi-Faktor, der einen Nachmittag am Nettebruchsee so besonders macht.

Wir verlassen den Rundweg am See, jetzt begleiten alte Erlenbruchwälder in einem Teppich von Sumpfseggen unseren Weg. Dann säumen Äcker unsere Strecke, wir passieren Eichenwälder und blühendes Grünland. Diese Vielfalt ist es, die den Naturpark auszeichnet, Sumpf- und Seen-, Heide- und Auenlandschaften wechseln sich ständig ab.

Nach einem kleinen Nachmittags-Picknick, bei dem schäbigerweise vergessen wurde, mein kleines Hunde-Sandwich mit Thunfisch und Frischkäse einzupacken, machen wir uns auf den Nachhauseweg. Beim nächsten Mal ist mein Sandwich mit im Gepäck, ich schwöre es. Und ein nächstes Mal am Nettebruchsee wird es bestimmt geben.

Es grüßt euch der charmanteste Corgi vom linken Niederrhein, euer James.

Unsere Autorin Susanne Jordans schreibt in dieser Kolumne aus Sicht ihres Hundes.

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