Meisterkonzert Die Vielfalt des Trompetenspiels

Am Wasserturm · Simon Höfele, Solist im ersten Meisterkonzert der neuen Saison, überraschte mit ganz eigenen Facetten seines Instruments.

 Kärt Ruubel begleitete Simon Höfele am Flügel.

Kärt Ruubel begleitete Simon Höfele am Flügel.

Foto: Markus Rick (rick)

„Natürlich kann ich auch laut spielen, aber leise spiele ich besonders gerne.“ Diese Aussage des erst 25 Jahre alten Trompeters Simon Höfele während der vom Instrumentenkollegen Stefan Vörding mit viel Humor moderierten Konzerteinführung zum ersten Meisterkonzert ließ aufhorchen. Sie erklärte aber auch, warum der in der Klasse von Professor Reinhold Friedrich in Karlsruhe bereits in frühen Jahren zum  vielgefragten Solisten gereifte Instrumentalist für sein Konzert in der Kaiser-Friedrich-Halle ein Programm ausgewählt hatte, das Werke der „Belle Époque“, der „Schönen Zeit“ (etwa 1871 - 1914), enthielt. Diese stimmungsvollen, meist für das viel weicher klingende Kornett gedachten Kompositionen verlangen nicht den extrovertierten Solisten, sondern vielmehr den die kompositorische Tiefe auslotenden Klangzauberer. Hier ist Höfele in seinem Element. Nicht, dass er strahlender Spitzentöne oder halsbrecherischer Tonkaskaden nicht mächtig wäre. Doch er liebt vor allem die einschmeichelnden Passagen, bei denen er sein traumwandlerisch sicher beherrschtes Instrument ganz weich und rund erklingen lassen kann. Bei geschlossenen Augen würde man nicht unbedingt auf eine Trompete schließen.

Für solche Vorgaben braucht es eine Mitgestaltung am Flügel, die allen Nuancen nachspürt und sie auszuformen weiß. In der 1988 in Tallinn/Estland geborenen Kärt Ruubel hat Simon Höfele eine Pianistin gefunden, die seine Intentionen vorbildlich mitempfindet. Ihre hervorragenden technischen Qualitäten bescheiden in den Dienst der Sache stellend, ist sie mit erlesener, aber unauffälliger Anschlagskultur die ideale Partnerin für diesen besonderen Trompeter.

Das bestens harmonierende Duo begann das von Höfele locker moderierte Programm mit dem „Solo de concours Nr.1“ von Théo Charlier (1868 - 1944), einem Franzosen, der sich seinerzeit sehr um die Weiterentwicklung und  Akzeptanz der Trompete verdient gemacht hat. Bereits an zweiter Stelle erklang eines der Lieblingsstücke des Solisten – die mit viel Emphase interpretierte „Légende“ von George Enescu (1881 - 1955). Vor allem bei „Crepuscule“ von Gabriel Pares (1860 - 1934) konnten die gebannt lauschenden Zuhörer die Klangwirkungen der unterschiedlichen Dämpfer der Trompete verfolgen. Eugène Bozza (1905 - 1991), angesichts seiner Lebensdaten ein wenig außerhalb der „Belle époque“, aber stilistisch ihr sehr wohl zugehörig, entließ mit seinem vielfarbigen Opus „Rustiques“ das Publikum in die Pause.

Beweggrund für das außergewöhnliche Programm war  „Cantabile und Scherzetto“ von Philippe Gaubert (1879 - 1941), dem Höfele in besonderem Maße die Schönheit seiner exquisiten Tongebung und seine ganze interpretatorische Hingabe schenkte. Mit „Solo de concours Nr. 2“, das Théo Charlier 35 Jahre nach der Entstehung des Eingangsstücks des Abends schrieb und das weit mehr Dichte und Aussagekraft als das erstgenannte Opus hat, endete der Abend, den Kärt Ruubel mit zwei feinsinnig gestalteten Solowerken – Maurice Ravel – „Pavane pour une infante défunte“ und zwei Etüden von György Ligeti – bereichert hatte.

„Ihrem Applaus entnehme ich, dass Sie noch etwas hören möchte“, konstatierte Simon Höfele. Er und seine Begleiterin schenkten dem Auditorium zum Abschied das mit viel Temperament servierte „1. Prélude“ von George Gershwin.

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