Mönchengladbach Handy als Geldbörse: Test an der Hindenburgstraße

Mönchengladbach · Dank neuer Funktionen kann man per Smartphone kontaktlos wie mit einer Prepaidkarte bezahlen. Ein Versuch zeigt: Das Einkaufen klappt gut - aber nicht alle teilnehmenden Geschäfte wissen auch Bescheid.

Die Kamps-Mitarbeiterin im Vis-à-Vis ist zwar freundlich, kann aber nicht unmittelbar weiterhelfen. "Ein paar Meter die Straße hoch ist ein Geldautomat", sagt sie. Mit dem Handy als elektronischer Brieftasche zu bezahlen, das sei hier leider nicht möglich. Tja, Pech für den Testkäufer - mit dem Kaffee wird das leider nichts. Ähnliches Bild in einer weiteren Filiale an der unteren Hindenburgstraße - obwohl die Shops der Bäckereikette eigentlich zu den bundesweit 40 000 Akzeptanzstellen zählen sollen, an der man mit der App "SmartPass" von Vodafone bereits bezahlen kann.

Vorführeffekt? Offensichtlich, denn in der Parfümerie Douglas funktioniert alles einwandfrei. PIN eingegeben, Handy in maximal vier Zentimetern Entfernung übers Lesegerät gehalten - und schon ist der kontaktlose Kauf abgewickelt. "Near Field Communication", Nahfeldkommunikation, ist das Stichwort, und darüber funktionieren auch die Douglas-eigenen Zahlkarten. Bei dem Vodafone-Dienst Wallet - eine digitale Geldbörse, die mit der Zahlungsindustrie und Banken entwickelt wurde - werden die Transaktionen über besagten Bezahldienst SmartPass abgewickelt. Dieser entstand in Kooperation mit Visa und nutzt als Grundlage eine aufladbare Prepaidkarte. Kunden können SmartPass folglich genau so verwenden wie eine kontaktlose Visa-Karte. Zusätzlich stehen Funktionen wie das Übertragen von Geld auf ein anderes Handy oder die direkte Abbuchung vom Girokonto zur Verfügung.

Das Ganze gibt es selbstverständlich nicht nur von Vodafone, doch die Düsseldorfer sind die Vorreiter der neuen Technologie in Deutschland. Im Februar bereits startete der Dienst etwa im Großraum Köln - in Shops, Tankstellen, Restaurants und vielen weiteren Akzeptanzstellen wie Karstadt, Starbucks, Thalia, Hussel und Kaiser's. Doch da soll es nicht aufhören. Das Ziel: Das Portemonnaie zu entschlacken, indem die Flut von Plastikkarten daraus verbannt wird. Dazu soll die zweite Wallet-Ausbaustufe dienen. Mit der Funktion "Show Your Card" können mehr als 370 Kunden-, Bonus- und Treuekarten in der digitalen Börse abgelegt werden.

"Die neue Kundenkarten-Funktion ist im deutschen Markt einmalig", sagt Frank Vahldiek, Direktor Consumer Services & Innovations bei Vodafone Deutschland. Künftig sollen übrigens auch Karten des öffentlichen Nahverkehrs und Gutscheine auf diese Weise digital eingelagert werden. Das dürfte das Gladbacher Unternehmen Scheidt & Bachmann gerne hören, das seine Systeme für Parkhaus- und Freizeitanlagen sowie Fahrgeldmanagement schon seit Längerem auf die NFC-Technik ausrichtet.

Zeit für einen letzten Test entlang der Hindenburgstraße - bei Galeria Kaufhof. Eine Packung Kinder-Riegel soll es sein. Nach kurzer Konfusion an der Kasse weiß ein Mitarbeiter Bescheid, binnen Sekunden ist der Zahlvorgang erfolgreich abgeschlossen. Zweiter Versuch an einer zweiten Kasse: eine Body-Lotion, eine Packung Zahnpasta und ein teures Parfüm landen auf dem Tresen. Mitarbeiterin Esther Florenz scannt die Artikel ein, das Smartphone wird mit der Seite, an der die SIM-Karte eingesetzt ist, an das Lesegerät angelegt.

Ab einem Gesamtwert von 25 Euro muss noch mal eine PIN eingegeben werden; die NFC-Technik, die nur im engsten räumlichen Rahmen wirkt, dient nicht zuletzt dem Sicherheitsaspekt. Das Handy spuckt nach dem Einkauf eine Bestätigung aus, die auf der Karte noch verfügbare Summe wird stets angezeigt. "Funktioniert alles einwandfrei", konstatiert der neue Kaufhof-Chef Steffen Siewert zufrieden.

(RP)
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