Laien als Ersthelfer Künftig kann jeder „Mobiler Retter“ sein

Mettmann · Besonders geschulte Ersthelfer sollen im Kreis Mettmann schnell eingreifen können, wenn ein medizinischer Notfall eintrifft. Angesprochen sind dafür alle Bürger.

 Anja Finkelmeier (DRK) verbindet den Arm eines Kindes. Künftig soll es mit „Mobilen Rettern“ noch mehr Ersthelfer geben, die bis zum Eintreffen des Notarztes helfen.

Anja Finkelmeier (DRK) verbindet den Arm eines Kindes. Künftig soll es mit „Mobilen Rettern“ noch mehr Ersthelfer geben, die bis zum Eintreffen des Notarztes helfen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Bei einem Herzanfall ist Eile geboten. Denn geht es um Leben und Tod, dann sollte eine Herz-Lungen-Wiederbelebung innerhalb der ersten drei bis fünf Minuten eingeleitet werden, um noch erfolgreich zu sein. Tatsächlich aber gelingt das im Kreis Mettmann nicht immer: Lediglich 25,5 Prozent aller Patienten, also ein Viertel aller Betroffenen, wird nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand wiederbelebt und dann in einem stabilen Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Das weiß der Kreis Mettmann deshalb so genau, weil er seit Mai 2017 Mitglied im Deutschen Reanimationsregister der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) ist. Seither werden im Sinne eines Qualitätsmanagements alle so genannten präkliniischen Reanimationen – also Wiederbelebungsversuche, noch bevor der Patient ins Krankenhaus kommt – dokumentiert und ausgewertet.

Dieser Wert liegt zwar im Durchschnitt, ist also nicht besser oder schlechter als anderswo. Doch da es um Menschenleben geht, bewertet ihn Kreisbrandmeister Torsten Schams dennoch als „nicht zufriedenstellend.“ Was also tun? Die CDU-Fraktion im Kreistag ist nun mit einer Anregung an den Gesundheitsausschuss herangetreten, die Laien als Ersthelfer stärker einbinden soll. Die Christdemokraten wollen, dass der Kreis Mettmann das Modell „Mobile Helfer“ einführt. Dabei können sich ganz normale Bürger intensiver als beispielsweise in den Kursen zum Erwerb des Führerscheins zu Ersthelfern weiterbilden sowie registrieren lassen, um dann als „Mobile Retter“ so lange Erste Hilfe zu leisten, bis Notarzt und Rettungswagen eintreffen – in den lebensrettenden ersten drei bis fünf Minuten also. Sie ersetzen damit nicht das professionelle Rettungsteam, sondern überbrücken lediglich die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes.

Bei der Benachrichtigung der „Mobilen Retter“ leistet moderne Technik Unterstützung: Die Ersthelfer werden über das GPS-System ihrer Smartphones kontinuierlich geortet und bei einer Alarmierung durch die Leitstelle via App informiert. Die App wurde unter anderem bereits im Kreis Gütersloh eingesetzt. Er bewertet das Pilotprojekt als erfolgreich: Seit Oktober 2013 wurden 550 „Mobile Retter“ zu über 1000 Einsätzen alarmiert und konnten hierdurch wiederholt viele Leben retten. Die Eintreffzeit der „Mobilen Retter“ lag im Durchschnitt bei vier Minuten. Zum Vergleich: Die in einer Richtlinie festgesetzte Hilfsfrist für Feuerwehren beträgt anderthalb Minuten für die Gesprächs- und Dispositionszeit und acht Minuten für die Ausrück- und Anfahrtzeit. Das sind neuneinhalb kostbare Minuten – und in fünf davon ist der Patient dank eines „Mobilen Retters“ nicht mehr alleine, sondern unter kundiger Betreuung.

Grund genug für den Kreis Mettmann, das Modell ebenfalls einzuführen: Gemeinsam mit der Bildungsakademie für Gesundheitsberufe des Kreises Mettmann sollen interessierte Bürger künftig geschult werden.

 Zur Woche der Wiederbelebung zeigte Stefan Smeets, Leitung Notaufnahme des EVK, in der Königshof-Galerie in Mettmann Passantin Renate Pistorius die richtigen Handgriffe. Künftig sucht der Kreis Mettmann über das Modell „Mobile Retter“ noch mehr Ersthelfer.

Zur Woche der Wiederbelebung zeigte Stefan Smeets, Leitung Notaufnahme des EVK, in der Königshof-Galerie in Mettmann Passantin Renate Pistorius die richtigen Handgriffe. Künftig sucht der Kreis Mettmann über das Modell „Mobile Retter“ noch mehr Ersthelfer.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Kosten für den Kreis liegen bei 92.000 Euro im Jahr der Einführung – darunter fällt die Einrichtung der App – und bei 72.500 Euro in den Folgejahren. Darunter fallen die Anwendung der App, Versicherungskosten und Kosten fürs Trainingsmaterial. In der Abteilung Bevölkerungsschutz ist außerdem eine halbe Stelle nötig, um die „Mobilen Retter“ zu koordinieren. Torsten Schams schätzt, dass das Modell innerhalb eines Jahres auch im Kreis Mettmann an den Start gehen kann.

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