Mettmann Regionalkantor erklärt die Orgel

Mettmann · Matthias Röttger zeigt bei einer Führung die romantische Orgel in St. Lambertus. Ein Orgelspiel gibt’s gratis.

 Orgelführung St. Lambertus in Mettmann: Regionalkantor Matthias Röttger erklärt die Funktionsweise einer Orgelpfeife.

Orgelführung St. Lambertus in Mettmann: Regionalkantor Matthias Röttger erklärt die Funktionsweise einer Orgelpfeife.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Was ist unterhaltsam, lehrreich und gepaart mit musikalischem Hochgenuss?  - Eine Orgelführung mit Matthias Röttger in St. Lambertus. Der musikalische Hausherr der Kirche begrüßte  20 Gäste, die sich dem Aufruf der Rheinischen Post angeschlossen hatten und diese Königin der Instrumente einfach mal besser verstehen wollten. Bei dieser Aufgabe war der Kantor in seinem Element. Besonders auch den beiden Kindern, Johanna und Vinzent, die mit ihren Eltern gekommen waren, wollte er dieses Wunderwerk der Technik näher bringen.

Er begann mit der Historie: Auf dem Markt (Mettmanns erster historischer Nachweis um 904) stand wohl schon immer eine Kirche, die aber im vorletzten Jahrhundert zu klein (!) geworden war und durch die heutige, neugotische 1881 ersetzt wurde. Nur der Glockenturm stammt noch aus dem 12. Jahrhundert. Die älteste Glocke wurde 1429 und die beiden jüngsten wurden 1995 gegossen.

Die Stahlhut-/Späth-Orgel wurde 1912 eingebaut und zwischen 2000 und 2011 umfassend renoviert und erweitert. Heute verfügt dieses Glanzstück über 43 Register (die Klangfarben), über 3 mal 56 Tasten auf drei Manualen und weiteren 30 Tasten im Pedal.

Doch bevor Matthias Röttger mit der eigentlichen Führung begann, lud er ein zu einem musikalischen Vorgeschmack und ließ die Teilnehmer den romantischen Klang der Lambertusorgel erkennen mit einer Komposition von Max Reger aus der Zeit, als die Orgel in St. Lambertus eingebaut wurde. Die  vielseitigen Registerwechsel, wuchtige Akkorde und wiederum zarteste, feine Klänge, in denen zwei Choräle im cantus firmus  verarbeitet waren, begeisterten.

Weitere Einzelheiten faszinierten: es gibt Pfeifen aus einer Zinn/Blei Legierung, aber auch Holzpfeifen, Pfeifen ohne Deckel und mit Deckel, die dann (raumsparend) gleich eine Oktave tiefer klingen, Pfeifen mit einem Röhrchen, die dann wie bei einer Flöte überblasen sind, das heißt in die nächst höhere Oktave übergehen, Pfeifen mit einem Zungenregister, die wie eine Tröte klingen. Diese einmalige musikalische Palette, die eine solche Orgel beherbergt, ersetzt eben komplett ein großes Sinfonieorchester, ja darüber hinaus sind auch der Stimme zwei Register gewidmet, - der vox humana und der vox coelestis, also der menschlichen und der himmlischen Stimme. Und das war eben das Beeindruckende, dass die Gäste anhand diverser Tonbeispiele das grandiose Spektrum dieses Instrumentes erleben und nachvollziehen konnten.

Auch der Blick in das allumfassende Innenleben  machte sprachlos: 2 Motoren saugen Luft an und ganz dicke Wackersteine drücken diese wieder hinaus, denn die Orgel zählt zu den Blasinstrumenten. Meterlange Verbindungen zu den einzelnen Pfeifen,  Klappen, die auf- und zugehen, um den Ton zu verstärken, das sog. Schwellwerk,- ein überwältigendes technisches Kunstwerk.

Den Unterschied zur breit auslebenden Romantik klärte Matthias Röttger dann zum Abschluss : Toccata und Fuge in d-Moll von J. S. Bach, ein immer wieder glanzvolles Erlebnis barocker Orgelkunst.

Im Einklang mit den Gästen auch von dieser Stelle ein herzlicher Dank für die Möglichkeit, dazuzulernen.

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