Meerbusch Verrät das Handy den Täter?

Düsseldorf · Angesichts der Serie von Brandanschlägen auf Autos sucht die Polizei Rat bei Kollegen von ebenfalls betroffenen Großstädten. Vorbild könnte ein Hamburger Modellprojekt sein. Gestern Nacht brannte ein BMW in Strümp.

16.4.2011: Brandserie in Meerbusch am frühen Samstagmorgen
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Die Serie von nächtlichen Brandstiftungen an Meerbuscher Autos setzte sich gestern fort. Am Strümper Ilbertzweg ging ein Siebener BMW in Flammen auf. Ein daneben geparkter Ford wurde beschädigt. Um 1.34 Uhr rückte die Feuerwehr mit 15 Kräften aus. Mehr als eine Stunde lang waren sie mit Lösch- und Aufräumarbeiten beschäftigt. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Damit fand zum ersten Mal in diesem Jahr eine Tat außerhalb von Osterath — und nicht am Wochenende statt. Es war der zehnte vermutlich gelegte Pkw-Brand in diesem Jahr — und der 24. seit Mai 2010.

Bei der Jagd nach dem Täter will die Polizei sich jetzt Rat in ebenfalls betroffenen Großstädten holen. Das kündigte Kriminaldirektor Hans-Werner Winkelmann bei der RP-Podiumsdiskussion zur Sicherheitslage in Meerbusch an. Welche Maßnahmen anderer Städte die Kreispolizei dabei besonders im Auge hat, sagte er nicht.

Zumindest ein gerade in Hamburg anlaufender Modellversuch dürfte die Neugier der Beamten wecken. Nach ständigen Brandanschlägen, vorwiegend auf Oberklasse-Karossen, will die Hansestadt die Abfrage von Handydaten zur Fahndung einsetzen. Bekanntlich lassen sich Mobiltelefone relativ genau orten. Mobilfunkunternehmen speichern, welches Handy gerade in welcher so genannten Funkzelle "eingeloggt" ist. Diese Technik kam in NRW etwa bei der Suche nach dem ermordeten Mirco zum Einsatz, um seinen letzten Aufenthaltsort festzustellen.

Die Hamburger kombinieren nun die Handydaten mit weiteren Informationen aus dem Polizeicomputer. Denkbar wären etwa Mobilnummern Verdächtiger oder Daten weiterer Brandstiftungen. Nach Angaben der "Welt" erhofft sich die Polizei davon eine deutliche Erleichterung bei der Fahndung nach Brandstiftern.

Übertragen auf Meerbusch hieße dass, dass die Polizei abfragen könnte, welche Handys zum Tatzeitpunkt in der Funkzelle registriert waren, in der Autos angezündet wurden. Da der oder die Täter bei der April-Brandserie mitten in der Nacht mehrere hundert Meter von der Hochstraße bis zum Rudolf-Lensing-Ring gelaufen sind, haben sie möglicherweise durch die Registrierung ihrer Handys in verschiedenen Funkzellen eine digitale Spur hinterlassen. Natürlich nur, sofern der oder die Täter ein Handy dabei hatte(n).

Aber wäre so eine Fahndung, bei der auch die Daten unbescholtener Handynutzer abgeglichen würden, in Meerbusch überhaupt zulässig? Laut NRW-Innenministerium darf die Polizei nur mit richterlicher Erlaubnis auf Handydaten zugreifen. Dazu muss der Verdacht schwerer Straftaten vorliegen.

Die Kreispolizei gibt sich bei dem Thema zugeknöpft. Sprecher Hans-Willi Arnold: "Zu verdeckten Maßnahmen geben wir keine Auskunft".

(RP)
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