Karibu in Meerbusch Jugendarbeit – kontaktlos und digital

Meerbusch · Jugendliche können im digitalen Karibu miteinander sprechen, chatten und spielen. Dank der Austauschplattform Discord bleibt das Meerbuscher Jugendzentrum auch während der Corona-Pandemie geöffnet.

 Mit den „Wundertüten“ erreicht das Karibu auch Jugendliche, die nicht online sind.

Mit den „Wundertüten“ erreicht das Karibu auch Jugendliche, die nicht online sind.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Wie soll Jugendarbeit funktionieren, wenn die Jugendlichen nicht mehr kommen? Diese Frage versucht die Leiterin des Jugendzentrums Karibu seit dem Beginn der Krise für ihre Einrichtung zu beantworten. Eigentlich ist das Karibu für die Jugendlichen ein Ort, an dem man Billard oder Kicker spielen, sich persönlich austauschen kann. Lässt sich das kontaktlos ersetzen? Wahrscheinlich nicht. Aber mit sozialen Medien und neuen Aktionen nähert sich das Karibu den Jugendlichen auch während der Corona-Pandemie.

Drei digitale Kanäle sind in dieser Zeit zentral für den Kontakt zum Karibu geworden. Facebook, Instagram und Discord. Dis- was? Eben. Bei Facebook versuche man gar nicht, die Jugendlichen zu erreichen, erklärt Sandra Bikowski, dort seien ja eher die Eltern. Anders sieht es bei Instagram aus, dort trifft das Karibu schon öfter auf seine regelmäßigen Besucher, die im Schnitt zehn Jahre alt sind. Und dann gibt es auch noch Discord.

„Das ist eigentlich eine Austauschplattform, die vor allem von Gamern genutzt wird“, sagt Bikowski. Als die Corona-Krise losging, hat die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendarbeit in NRW die Plattform als Ort des Austausches empfohlen. Und so kam es, dass das Karibu nun auch auf Discord ist. Dort gibt es digitale Öffnungszeiten, der Austausch ist also nur zu bestimmten Zeiten möglich. Dienstags und freitags von 16 bis 20 Uhr und am Mittwoch von 16 bis 18 Uhr.

Die Öffnungszeiten seien da, um einen geschützten Austausch zu ermöglichen, erklärt Bikowski. Außerhalb von diesen Zeiten sind die Kanäle geschlossen, niemand kann chatten oder anrufen. Und wenn sie offen sind, ist Bikowski auch da. Dann kann man miteinander chatten, telefonieren und seit Neuestem auch Kniffel spielen. „Das gemeinsame Spielen schafft ein bisschen Nähe“, sagt Bikowski. Beim Karibu-Discord gibt es einen separaten Raum für die Eltern, einen für die Jugendlichen und einen für das Team des Jugendzentrums selbst. Ein paar Regeln sind das Erste, was neue Besucher beim digitalen Karibu sehen. Nummer Eins: „Vergiss niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt, der deine Texte liest und/oder deine Nachricht hört.“ So viele Jugendliche, wie normalwerweise ins Karibu kommen, gebe es bei Discord noch nicht, sagt Bikowski. „Aber da zählt Qualität vor Quantität.“

Der Austausch sei eng. Mit einem der Besucher habe sie neulich mehrere Stunden gesprochen. Bikowski stellt fest: Jeder erlebt die Krise ganz unterschiedlich. Einen Jugendlichen, der sich in der Schule eher als Außenseiter erlebt, treffe das nicht so hart. Er sei sowieso digital mit Menschen vernetzt. Anderen, die ein stärkeres soziales Umfeld haben, fehle die Schule.

Das Karibu erreicht auch diejenigen, die nicht online sind. Ihnen schenkt das Jugendzentrum „Wundertüten“. Rätsel, Ausmalbilder, Spiele – gepackt in einer Tüte und gestellt vor die Tür. Wundertüten haben vor einigen Wochen elf Flüchtlingskinder bekommen. „Diese Kinder sind stärker von der Krise betroffen, weil sie digital nicht so stark vernetzt sind“, sagt Bikowski. Karibu-Wundertüten können alle Jugendliche bekommen, die sich das wünschen.

„Jugendarbeit ist Präsenz“, sagt Bikowski. „Wir versuchen da zu sein – kontaktlos und digital.“

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