Meerbusch in der Corona-Krise „Frisuren erhalten eine neue Bedeutung“

Büderich/Lank · Von heute an sind die Salons wieder geöffnet. Getränke gibt es vorerst noch nicht, dafür eine Maskenpflicht. Aber die Sorgen um Kurzarbeit und Soforthilfen sollen bald vergessen sein. Ein Besuch bei Heike Müller in Büderich.

 Vorbereitungen für den Neustart: Heike Müller (hinten) und Oliver Schmidt gehen mit einer Mitarbeiterin das Hygienekonzept durch.

Vorbereitungen für den Neustart: Heike Müller (hinten) und Oliver Schmidt gehen mit einer Mitarbeiterin das Hygienekonzept durch.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Durch die offene Tür dringt Gelächter. Am Samstag haben sich mehrere Mitarbeiterinnen im Salon „Heike Müller by Oliver Schmidt“ in Büderich eingefunden. Alle tragen Mundschutz, alle halten Abstand. Aber an der heiteren Stimmung spürt man die Erleichterung, dass es endlich los geht. Ab dem heutigen Montag dürfen die Friseure ihre Kunden wieder mit Haarschnitt und Farbe versorgen. „Darüber sind wir alle froh, um eine ausreichende Motivation im Team muss ich mich wahrlich nicht sorgen“, sagt Heike Müller. Auch wenn die Umstände durch die scharfen Hygieneregeln und andere Vorschriften noch gewöhnungsbedürftig anmuten: Ihre Salons in Büderich und Lank sind bestens präpariert für den Neuanfang. Die Rezeption ziert ein launiger Schriftzug: „Sie sind mit Abstand unser bester Kunde.“

Viele Termine wurden vorige Woche bereits vergeben, der Andrang war groß. „Am liebsten würden alle auf einmal kommen. Manche Anrufer reagierten schon etwas ungeduldig“, hat Müller beobachtet. „Wir tun ja unser Möglichstes, bitten aber um Verständnis, dass nicht alles gleich am ersten Tag machbar ist.“ Ganz untätig sei sie in der ruhigen Zeit nicht gewesen, erzählt sie. „Ich hatte über die ganzen sechs Wochen Kontakt mit meinen Kundinnen und war mit einer Mitarbeiterin jeden zweiten Tag hier. Das fand ich auch wichtig. Viele meldeten sich, bestellten ihre Pflegeprodukte und holten sie ab.“

Dennoch wurde sie ein eigenartiges Gefühl nie los: „Ich bin seit 38 Jahren im Beruf, etwas Vergleichbares hatte ich bisher noch nicht erlebt. Wenn überhaupt, mache ich zwei Wochen Urlaub im Jahr. Und dann plötzlich dieser Stillstand.“ Noch dazu verbunden mit der Sorge um ihr Team in Kurzarbeit und das Warten auf Soforthilfe, das ihr Geduld abverlangte. Noch seltsamer sei aber die Phase vor der Schließung gewesen, erinnert sich Müller. „Niemand wusste, was kommt. Die Unsicherheit war greifbar, auch im Umgang mit den Kunden.“

Oliver Schmidt, Düsseldorfer Friseurmeister und Geschäftspartner von Müller, schaut bei unserem Besuch vorbei, um die neuen Regeln abzustimmen. Nach der Öffnung werde der Salon-Betrieb unter klinischen Bedingungen ablaufen, versichert er. Er legt eine Broschüre mit allen relevanten Informationen aus: über Handhygiene, Reinigungsintervalle, Flächendesinfektion und Serviceleistungen. Verzichten müssen die Meerbuscher Kundinnen zunächst auf Magazine, Getränke und das Angebot „cut to go“, bei dem sie ihre Haare selber föhnen. Obwohl die Abstände zwischen den Frisierstühlen großzügig bemessen sind, werden in den nächsten Tagen zusätzlich noch flexible Trennwände angeliefert. Neben der Maskenpflicht testet Heike Müller auch den Einsatz von transparenten Visieren. „Sie könnten nach stundenlangem Maskengebrauch eine praktikable Alternative sein“, meint sie.

Wie man durch die Krise kommt, hat Oliver Schmidt nicht nur mit dem von seiner Mitarbeiterin Ulrike Liebermeister ersonnenen Hygienekonzept bewiesen. „Unser Büro war pausenlos aktiv“, erzählt er. „Wir konnten Ratsuchenden viele Profitipps geben. Insgesamt haben wir das alles gut hingekriegt.“ Die freie Zeit wurde auch für Schulungsvideos und die Kampagne „Let your hair smile for you“ genutzt. Der Slogan unterstreicht Schmidts Einschätzung: „Wenn Mund und Nase durch Masken verdeckt sind, rücken Augen und Haare in den Fokus. Die Frisur wird künftig eine ganz andere Bedeutung bekommen.“

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