Zuhause in Meerbusch In Meerbusch eine zweite Heimat gefunden

Strümp · Seit dem Jahr 2015 betreut das Team vom „Pappkarton“ in Strümp Geflüchtete. Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni berichten einige von ihren Erfahrungen und Wünschen.

Im Pappkarton wird das Nouruzfest gefeiert, das ist das persische und afghanische Neujahr. Hier ein Bild vom Nouruzfest im Jahr 2019 im Pappkarton.

Im Pappkarton wird das Nouruzfest gefeiert, das ist das persische und afghanische Neujahr. Hier ein Bild vom Nouruzfest im Jahr 2019 im Pappkarton.

Foto: Pappkarton

Am Sonntag, 20. Juni, ist Weltflüchtlingstag. Ende 2020 waren 82,4 Millionen Menschen auf der Flucht – die größte Zahl an Vertriebenen, die je registriert wurde. Auch in Meerbusch haben Geflüchtete eine neue Heimat finden können. Was wünschen die Menschen sich? Welche Sorgen haben sie und welche Träume? Wir haben Statements von Geflüchteten gesammelt, die wir betreuen. Wir, das ist das Ehrenamtlichen-Team des Begegnungszentrums „Von Hand zu Hand“ der Diakonie Meerbusch, kurz „Pappkarton“, in Strümp. Wir engagieren uns seit 2015 für Integration und ein lebendiges Miteinander in unserer Stadt.

Thohidul „Ich heiße Thohidul und bin 29 Jahre alt. Ich komme aus Bangladesch. Leider musste ich mein Land verlassen, bevor ich mein Studium Business Management beenden konnte. 2016 bin ich nach Deutschland gekommen. Das Pappkarton-Team hat mich von Anfang an sehr unterstützt, mich in der fremden Kultur zurechtzufinden. Ich habe meine Deutschprüfung B1 gemacht und hätte danach gerne eine Ausbildung im Bereich Lagerlogistik angefangen. Durch Corona waren Vorstellungsgespräche leider nur online möglich. Vorstellungsgespräche ohne direkten persönlichen Kontakt sind für mich in einer fremden Sprache sehr schwer. Deshalb habe ich keinen Ausbildungsplatz bekommen. Nun arbeite ich als Lagerhelfer in Neuss und am Wochenende als Küchenhelfer in einem Meerbuscher Restaurant, um meine Familie in Bangladesch zu unterstützen. Ich hoffe sehr, im nächsten Jahr einen Ausbildungsplatz zu finden.“

Elnaz möchte gerne in Deutschland Medizin studieren.

Elnaz möchte gerne in Deutschland Medizin studieren.

Foto: Pappkarton

Muyesser „Ich heiße Muyesser und bin 26 Jahre alt. Ich bin Uigurin und 2019 nach Deutschland gekommen. Heute lebe ich mit meinem Mann und meinem Sohn in Meerbusch. Ich habe schon vor Corona meinen B1-Kurs gemacht. Leider fanden dann ein Jahr lang coronabedingt keine Deutschkurse mehr statt. Glücklicherweise konnten wir unsere Deutschkenntnisse mit dem Pappkarton-Team mit Zoom-Treffen vertiefen. Mittlerweile finden Deutschkurse wieder statt, mein Mann und ich haben jeder einen Online-Deutschkurs gefunden, so dass wir uns mit der Betreuung unseres Babys abwechseln können. Für die Zukunft wünschen wir uns ein glückliches Leben in Deutschland. Ich hoffe, dass mein Mann in der IT-Branche erfolgreich werden kann und ich meine Qualifikation weiter entwickeln kann. Das Pappkarton-Team hilft mir sehr viel. Ich bin sehr dankbar dafür. Wir sind jetzt eine große Familie.“

Zahra mit ihrem Mann Javid und ihrer Tochter. Der Sohn war unterwegs und fehlt deshalb auf dem Foto.

Zahra mit ihrem Mann Javid und ihrer Tochter. Der Sohn war unterwegs und fehlt deshalb auf dem Foto.

Foto: Pappkarton

Elnaz „Ich heiße Elnaz und komme aus dem Iran. Es ist nun dreieinhalb Jahre her, dass ich nach Deutschland gekommen bin. Im ersten Jahr habe ich meinen Integrationskurs absolviert und danach ein Stipendium vom Garantiefonds Hochschule bekommen. Damit konnte ich schnell meinen C1-Kurs machen und Universitätsvorbereitungskurse besuchen. Ich habe im Iran zwei Jahre Chemie studiert und möchte gerne in Deutschland Medizin studieren. Zur Vorbereitung werde ich jetzt ein Studienkolleg besuchen. Ich hoffe, dass Studieren jetzt nicht mehr so eingeschränkt ist durch Corona und dass ich bald meine Eltern wieder sehen kann, die ich sehr vermisse. Ich wünsche mir ein normales Leben wie vor Corona, keine Auslastung in den Krankenhäusern, viele Reisen und Partys , wieder Weihnachts- und Osterfeste mit der Familie, Gesundheit, Frieden und Ruhe für alle Menschen.“

 Kamran arbeitet mittlerweile wieder als Lkw-Fahrer.

Kamran arbeitet mittlerweile wieder als Lkw-Fahrer.

Foto: Pappkarton

Kamran „Mein Name ist Kamran, ich bin 46 Jahre alt ich komme aus dem Iran. Ich kam im Jahr 2015 nach Deutschland. Natürlich musste ich Deutsch lernen. Das war nicht einfach für mich. In dieser Zeit hat mir besonders der Besuch im Pappkarton geholfen. Das war in dieser Zeit sehr wichtig für mich. Außerdem konnte ich dort auch Kontakte zu anderen Meerbuschern knüpfen, da man sich dort auch einfach unterhalten oder gemeinsame Ausflüge machen kann. Nach der B2 Sprachprüfung habe ich eine Weiterbildung zum Lkw-Fahrer gemacht und arbeite nun auch in diesem Beruf, den ich auch schon im Iran 18 Jahre lang ausgeübt hatte.“ 

Yasser „Ich bin Yasser, 54 Jahre alt und komme aus Ägypten. Seit 2017 bin ich in Deutschland und habe bei der VHS Deutsch gelernt. Das war teilweise schwierig. Im Pappkarton wurde mir immer geholfen. Ich möchte gerne im Journalismus arbeiten, wie in Ägypten auch.“

Zahra „Wir, mein Mann Javid und ich, kommen aus dem Iran. Vor zwei Jahren sind wir nach Deutschland gekommen. Seit eineinhalb Jahr wohnen wir in Büderich. In meinem Heimatland hat mein Mann an der Universität Stadtplanung studiert und einen Master gemacht. Er hat 16 Jahre als Buchhalter gearbeitet. Im Iran habe ich an der Universität Handelsmanagement-Marketing studiert und einen Master gemacht. Ich habe zwölf Jahre als Sachbearbeiterin bei einer Firma gearbeitet. Die erste Zeit in Deutschland war für uns vor allem wegen der Sprache schwer. Als wir nach Meerbusch gekommen sind, haben wir im Pappkarton nette Leute kennen gelernt. Sie haben uns bei den Hausaufgaben geholfen. Wenn meine Familie und ich ein Problem haben, sprechen wir immer mit dem Team. Ohne ihre Hilfe hätten wir die B1 Prüfung nicht bestanden. Leider hat wegen Corona unser Kurs sehr lang gedauert. Wir möchten weiter Deutsch lernen und nach dem B2 eine Weiterbildung als Buchhalter und Buchhalterin machen. Danach würden wir gerne bei einer Firma arbeiten. Mein Sohn ist Mitglied beim SSV Strümp und spielt zweimal pro Woche Fußball. Im Pappkarton wurde ihm bei seinen Hausaufgaben geholfen, und meine Tochter hat dort mit anderen Kindern gespielt. Wir hoffen, dass der Tag kommen wird, an dem die ganze Welt voller Freiheit und Frieden sein wird. Deutschland ist jetzt unser zweites Heimatland.“

Gastbeitrag von Bettina Furchheim aus dem Team des Pappkarton

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